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22.05.2018
Villencharme und Klettermöbel
Deutsch-spanische Kita von Stadler Prenn in Berlin
Offenbar lassen sich bestehende Gebäude prima für die Alltagsanforderungen eines Kindergartens nutzen – zumindest in Berlin scheint der Nachwuchs besonders früh und besonders häufig mit Umnutzungen in Kontakt zu kommen: Von der Videothek zum Raum mit viel Licht und transparenten Wänden, vom Parkhaus am Kottbusser Tor zum Spielplatz mit Rampen oder vom Provisorium zum Taka-Tuka Land. Und nun vom Landhaus zum Spielraum mit Funktionsmöbeln und dezenten Raumfarben – wie bei der durch Stadler Prenn Architekten (Berlin) umgestalteten Villa von 1882 in Berlin-Weißensee.
Nach zahlreichen Nutzungsanpassungen, Erweiterungen und dem Entfernen der mehr als großzügigen Ausstattung mit Teppichen und Gipskartonmassen erhielt das einst als Jugendheim der FDJ und zuletzt als Pflegezentrum genutzte Gebäude nun wieder seinen herrschaftlichen Charakter zurück. Bereits 1919 wurde die zentrale Ausrichtung des Grundrisses durch die Verlegung der Treppe aufgehoben. Mit der kranzförmigen Anordnung der Räume ist ein großer Saal im Erdgeschoss entstanden. Oben dient der einstige Treppenraum nun als Flur, zur direkten Erschließung der Räume.
Die deutsch-spanische „Kinderwelt“ (el mundo de los niños) hat die ehemalige Villa bezogen. Jeweils zwei Gruppenräume, ein blaues Bad mit quietscheenten-farbenen Waschbecken und ein gemeinsam genutzter Mehrzweckraum im Erd- und Obergeschoss können von den sechzig Kindern des privaten Kindergartens genutzt werden. Sie vermitteln eine angenehme, kinderfreundliche aber nicht von Spielzeug und Farbe überladene Athmosphäre. In der Bastelwerkstatt wird gewerkelt, während ein weiterer Multifunktionsraum im Erdgeschoss und zusätzlicher Raum im Souterrain Extra-Nutzflächen bieten.
Besonders an der Neugestaltung der Villa ist das Zusammenspiel von alt und neu sowie die in Form und Nutzung angepassten Einbaumöbel mit Klettercharakter. Die durchgehenden Podeste und die klar ausformulierten Raumstrukturen in den Erkern und vor den Fenstern dienen als Spielebenen, Sitzmöglichkeiten, Raumteiler und Stauraum. Auch für die ganz Kleinen schaffen sie eine direkte Verbindung zwischen Innen und Außen.
Der Garten ist heute größtenteils von einem Parkplatz und Bauten überformt. Einzig im hinteren Teil des Grundstücks ist ein Teil der Grünfläche mit altem Baumbestand erhalten geblieben, der von Stefan Bernard Landschaftsarchitekten (Berlin) zu einem Spielgarten mit -haus und Sandkasten umgestaltet wurde. Der zweite Rettungsweg, eine feuerverzinkte Stahltreppe auf dem westlich andockenden, eingeschossigen Gebäude, musste neu hinzugefügt werde, bleibt aber von der Straße aus ungesehen. (rc)
Fotos: Werner Huthmacher
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Eine Berlin-Weißenseer Villa von 1882 wurde von Stadler Prenn Architekten (Berlin) zu einem privaten Kindergarten umgestaltet.
Sie sind in die Erker eingepasst oder bilden raumdefinierende Elemente.
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