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17.08.2020
Zwischen Kieswerk und Gebrauchtwagenhändler
Destillerie in Bad Mergentheim von Architekturbüro Klärle
In die Jahre gekommene Gewerbegebiete in Kleinstädten können faszinierende Orte für Entdeckungen sein. Im tauberfränkischen Bad Mergentheim gibt es ein besonders abwechslungsreiches Exemplar. Neben Kartbahn, McDonalds und Kieswerk, gedrängt zwischen Gebrauchtwarenhändler und Elektromarkt steht nun ein architektonisches Highlight vom ortsansässigen Architekturbüro Klärle: ein Verkaufsraum mit Schaubrennerei für die lokale Familienbrennerei Herz. Sie hatte ihre Destillate in Bio-Qualität bisher auf Märkten sowie über einen provisorischen Verkaufsraum verkauft. Mit dem Neubau wollten sie nun Produktion und Verkauf unter einem Dach vereinen. Das bis dato unbebaute, dreieckige Restgrundstück war ohnehin im Familienbesitz.
Um in der heterogenen Umgebung des Gewerbegebiets bestehen zu können, entschied man sich für eine markante Gebäudeform. Mit ihrem Entwurf knüpfen die Architekt*innen an den im Weinbau schon länger zu beobachtenden Trend an, für Produktions- und Verkaufsräume aufmerksamkeitserregende Architekturen zu entwickeln. Doch Klärles Entwurf präsentiert sich nicht marktschreierisch, er macht neugierig. Vor allem wird die Wirkung der Form durch das gewachsene Umfeld gestärkt.
Das Gebäude ist gegliedert in den großen Hauptraum der Brennerei, in dem eine Schaudestille und die Degustation untergebracht sind, sowie in einen kleineren Nebenraum der das Labor und die Sanitär- und Nebenräume beherbergt. Über die beiden Gebäudeteile aus Sichtbeton sind vier verschieden hohe Tonnendächer gezogen. Durch den konischen Grundriss werden sie schräg angeschnitten. Eine Glasfront markiert den Eingang, darüber bildet ein Tonnendachsegment ein Vordach aus.
Der Innenraum ist auf die gegenüber dem Eingang stehenden Brennblasen ausgerichtet – das zentrale Element einer jeden Brennerei. Über ein Oberlicht können die beim Brennvorgang entstehenden Dämpfe entlüftet werden. Um dem ökologischen Anspruch der Betreiber gerecht zu werden, ist unter den Brennblasen ein Auffangbecken montiert, welches das heiße Abwasser des Brennvorgangs auffängt. Die ansonsten ungenutzte Abwärme wird über einen Wärmetauscher der Fußbodenheizung zugeführt und reicht aus, um das Gebäude zu beheizen. Eine Galerie über dem Eingang bietet Fläche für Vorträge und Verköstigung.
Die Innenräume mit Sichtbetonwänden und flügelgeglätteten Betonfußböden werden durch Fenster in den Stirnseiten der Tonnendachbögen belichtet. Die Innenseite des Tonnendaches, sowie die außenliegenden Stirnseiten der Bögen sind mit unbehandeltem Holz verkleidet. Ein angrenzendes Bestandsgebäude wurde um einen Lagerschuppen erweitert, so entsteht ein kleiner Wirtschaftshof zwischen Brennerei und Anbau. (tl)
Fotos: Brigida González
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