Sou Fujimotos dringendster Wunsch geht schon bei der Pressekonferenz in Erfüllung: Die Journalisten durchstöbern neugierig seinen direkt neben dem Stammhaus der
Serpentine Gallery in den Londoner Kensington Gardens aufgebauten
Serpentine Pavillon, klettern auf die verschiedenen Ebenen, lassen sich nieder und verhalten sich ganz ungezwungen. Der zarte Gitterbau empfängt seine ersten Besucher vier Tage vor der offiziellen Eröffnung bei strahlender Sonne; Fujimoto strahlt ebenfalls und folgt gut gelaunt den Regieanweisungen der Fotografen.
Seit 2002 wird jedes Jahr im Sommer für drei Monate ein temporäres Gebäude bei einem prominenten Architekten in Auftrag gegeben; eine Spielregel lautet, dass dieser noch nie in England gebaut haben darf. Sou Fujimoto ist nach Toyo Ito (2002) sowie Kazuyo Sejima und Ruye Nishizawa (
SANAA , 2009) der dritte Japaner und von allen bisher Eingeladenen mit 41 Jahren der jüngste. Es stehen jeweils maximal sechs Monate für die Vorbereitung und den Aufbau zur Verfügung.
Diese kurze Zeitspanne hat das Team um Fujimoto auf poetische Weise genutzt: Wie schon 2009 ist ein sehr zartes Gebilde entstanden; eigentlich ist kaum Architektur vorhanden. Die Gitterstruktur besteht aus weiß lackierten, eckigen Stahlrohren. Unzählige würfelförmige Module stapeln sich zu einem unregelmäßigen Bau mit 142 Quadratmetern übereinander. In der Mitte ist Platz für ein Café, dessen Mobiliar aus den gleichen Modulen besteht. Wo Treppen und Sitzebenen entstehen sollen, sind die offenen Würfel glasgedeckt und mit einem rutschfesten Aufdruck versehen. Es gibt erstaunlich wenige Geländer – kaum vorstellbar, dass die deutsche Bauordnung das zugelassen hätte. Auch für etwas Schutz bei Regen ist gesorgt: Tellerartige Plexiglasscheiben schweben über einem, die erst auf den zweiten Blick auffallen und mit der Gesamtstruktur optisch ebenso verschmelzen, wie es der Pavillon mit seiner Umgebung tut.
Denn das ursprüngliche Bild Fujimotos, dessen Ansinnen seit zehn Jahren ist, das Natürliche und das Artifizielle zu verbinden beziehungsweise das Dazwischen zu erforschen, war das einer Wolke. Wie eine Nebelschwade sollte der Bau aus dem sanft gewellten Rasen des Parks hervorsteigen, denn die Umgebung habe ihn fasziniert und inspiriert, so Fujimoto auf die Frage nach seiner Idee. Sie funktioniert: Mit etwas Abstand und von der Dachterrasse der Serpentine Gallery aus betrachtet, entsteht tatsächlich der Eindruck einer flüchtigen Erscheinung. Transluszente und transparente Abschnitte wechseln ab, immer ist sowohl der Blick von außen in die Struktur als auch umgekehrt von innen hinaus in den Garten möglich. Die Besucher sollen sich auf den verschiedenen Ebenen treffen und austauschen können - „it should be a relaxing experience“, wünscht sich Sou Fujimoto abschließend.
(cg)
Installation: 8. Juni bis 20. Oktober 2013, 10-18 Uhr
Ort: Serpentine Pavillon, Kensington Gardens, London W2 3XA
Zum Thema:
www.serpentinegallery.org
Mehr über Sou Fujimoto in der Baunetzwoche #263 „Learning from Tokyo“
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Luwe | 08.06.2013 18:25 UhrWolke
grandiose idee !
auch statisch nicht uninteressant.