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19.02.2021

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Ostberliner Postmoderne

Denkmalschutz für den Gendarmenmarkt


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Nach dem Friedrichstadtpalast im vergangenen August hat das Berliner Landesdenkmalamt nun weitere Beispiele der Architektur der 1980er Jahre in Ostberlin unter Schutz gestellt, nämlich die Platzgestaltung und einzelne Bauten am Gendarmenmarkt. Der Platz und seine neoklassizistische Einfassung galten in der DDR der 1980er Jahre als umfangreichstes Bauprogramm zur Wiedergewinnung und Neuinterpretation eines historischen Stadtraums. Die geschichtliche, künstlerische sowie städtebauliche Bedeutung des Ensembles boten der Behörde mehr als genug Gründe für die Würdigung. „Der Gendarmenmarkt ist der bedeutendste Platzraum der Postmoderne in der DDR!“, betont der Berliner Senator für Kultur und Europa Klaus Lederer (Die Linke).

Die 1976 begonnenen und bis in die späten 1980er Jahre ausgeführten Planungs- und Baumaßnahmen am damaligen Platz der Akademie umfassten den Wiederaufbau des Konzerthauses sowie des Deutschen und des Französischen Doms, die Neugestaltung der Freifläche und die Rückgewinnung des Platzraumes durch aufwendig gestaltete Neubauten. Für Landeskonservator Christoph Rauhut zeigt sich bei Letzteren ein besonderer künstlerischer Anspruch. „Die Unterschutzstellungen am Gendarmenmarkt zeigen eindrücklich, dass „Platte“ nicht gleich „Platte“ ist – hier wurden Fertigteile individualisiert und historische Vorbilder neu interpretiert“, so Rauhut. Hinter den neoklassizistischen Fassaden verbergen sich Bauten des Typs WBS 70.

Unter Schutz gestellt wurden Bauten an der südlichen, östlichen und westlichen Seite des Gendarmenmarkte. Im Süden betrifft dies das Domhotel (heute Hilton Hotel), das 1988-90 nach Plänen von Roland Korn und Bernd Seidel entstand. An den West- und Ostseiten liegen mehrere Häuser, für die sich das Team von Manfred Prasser verantwortlich zeichnete. Der 2018 verstorbene Architekt war 1976 von der Berliner Baudirektion mit Leitlinien und Vorentwürfen für den Platz beauftragt worden. Er ist vor allem mit der Planung des Saales für den 2008 abgerissenen Palast der Republik (1973-76) bekannt geworden.

Bald stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten am neuen Denkmalensemble an. Ab der zweiten Jahreshälfte 2022 sollen die beschädigten Bodenbeläge des Platzes nach Plänen des Dresdner Büros Rehwaldt Landschaftsarchitekten instandgesetzt werden. Freund*innen der DDR-Architektur können sich vielleicht demnächst schon wieder freuen, denn momentan prüft das Landesdenkmalamt die Unterschutzstellung von neun Bahnhöfen der Linie U5 zwischen Tierpark und Hönow – der einzigen gebauten U-Bahnstrecke der DDR.

Text: Marius Birnbreier
Fotos: Anne Herdin, Thorsten Dame


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

14

Ostmodern.. | 25.02.2021 09:16 Uhr

..... im Westen nichts neues.

Man merkt das hier viel Unwissen herumirrt. Ein Plattenbau (Westdeutscher Schmähbegriff) oder Tafelkonstruktion wie er eigentlich heißt ist im Osten dreischichtig - Tragschale.Dämmung.Wetterschale - das heißt das dass Bild 4 eben gar kein Hinweis auf "Energiedreckschleudern" ist, einfach hohle Labberei. Es müssen halt die Fugendichtungen saniert werden und die Holzfenster wurden nicht gepflegt also wahrscheinlich ausgetauscht. Nichts weltbewegendes. Einfach mal die Westdeutsche Kirche im Bayerischen Kuhdorf lassen. Die entscheidung an sich ist toll, auch wenn die Arbeit dazu nicht sonderlich stichhaltig wirkt wenn bei den überweigenden Stahlskeleettbauten von Plattenbauten geredet wird. Von den Ortbeton - Funktionsunterlagerungen mal ganz zu schweigen....

13

Max | 24.02.2021 10:10 Uhr

@Kostenfrage

Aus meiner Sicht sind das hier keine Liebhaberobjekte in abgelegener C-Lage. Bei der Lage und dem Markt ist also nicht davon auszugehen, dass ein Bauherr bei einer Fugen- oder sonstigen Sanierung zugrundegeht. Es seid denn er hat sich beim Erwerb schon übernommen...

12

legoland | 23.02.2021 16:57 Uhr

@Lars K

Ich wollte nur in Erinnerung rufen, dass Denkmalschutz nicht automatisch Bestandsschutz bedeutet. Gerade bei Objekten, die weniger als Einzelbauten sondern städtebaulich im Focus (auch wirtschaftlicher Interessen) stehen, wäre zu überlegen, ob nicht andere / ergänzende Instrumente wie z.B. Förderungsmassnahmen über das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus hier zielführender wären, zumal man damit die Unterschutzstellung von Anfang an mit einem Sanierungskonzept verbinden könnte, was im klassischen Denkmalschutz eher die Ausnahme ist.

11

Lars K | 23.02.2021 12:37 Uhr

@legoland

Und was ist dann ihre Schlussfoglerung? Dass man den Denkmalschutz gar nicht erst thematisieren sollte, weil der Erhalt ohnehin chancenlos ist, zu teuer etc.? Siehe Ahornblatt usw.? Müssen wir ja alles gar nicht mehr versuchen?

Eben: Umso wichtiger und richtiger, hier Denkmalschutz auszusprechen.

10

schlawuki | 22.02.2021 19:11 Uhr

@Lars K

doch, doch.
da gibt es sehr feine craft biere in berlin.
glaub mir.
ich kenn mich da aus.....

9

Legoland | 22.02.2021 17:51 Uhr

@ Kostenfrage

Ich stimme Ihnen absolut zu: die Kostenfrage "sollte" untergeordnet sein. Aber bei Objekten, die nicht den Rang von Kulturgütern einnehmen, spielt sie immer häufiger die Schlüsselrolle, das zeigt leider die Praxis. Abgesehen davon: Wieviel Chancen räumen Sie dem Denkmalschutz für Bauten mit hohem Sanierungsbedarf in einem Gebiet ein, das neben dem Pariser Platz den höchsten Bodenrichtwert in ganz Berlin verzeichnet?

8

Lars K | 22.02.2021 15:52 Uhr

@legoland

Die Kostenfrage sollte bei der Frage nach der Bedeutung eines Denkmals tatsächlich untergeordnet sein. Bzw. die Rückfrage an Sie wäre ja, wie genau man dann einen "vertretbaren" Kostenrahmen festlegen wollte, etwa für das Taj Mahal oder die Sagrada Familia. Die natürlich nicht mit dem Gendarmenmarkt zu vergleichen sind, dennoch sollten ja dieselben Rahmenbedingungen gelten.

@schlawuki
Welches gute Bier kommt denn bitte aus Berlin??? Kein Wunder, dass die alle pleite sind.

7

ixamotto | 22.02.2021 15:43 Uhr

@legoland

das ist eine frage des instandsetzungskonzeptes und der technischen möglichkeiten. ich nehme deswegen an, dass mehr erhalten bleibt, als wenn man beispielsweise legoland denkmalpflegerisch erhalten wollte.

6

legoland | 22.02.2021 14:45 Uhr

@ixamotto

die Frage ist nicht pro oder contra Denkmalschutz, sondern, einfach gesagt, wie viel von der Originalsubstanz bei schlechter Verarbeitungs- und Materialqualität zu vertretbarem Kostenaufwand erhalten werden kann und am Ende übrig bleibt.

5

ixamotto | 22.02.2021 13:38 Uhr

@legoland

was für eine krude argumentation ihnen da gerade für bzw. gegen denkmalschutz eingefallen ist. wenn sie mal fünf minuten drüber nachdenken, müssen sie wahrscheinlich selbst lachen.

4

legoland | 22.02.2021 10:10 Uhr

die Kunde hör ich wohl ...

Eigentlich müsste die Überschrift lauten: Denkmalschutz für Energieschleudern. Man schaue sich nur mal Bild 4 an, dann bekommt man eine Vorstellung davon, wieviel Geld allein die Fugensanierung an den Plattenbauten der 80er Jahre verschlingt. Eine irgendwann einmal fällige energetische Sanierung der Prasserbauten wird zeigen, ob und wie nachhaltig Denkmalschutz hier wirklich gewährleistet werden kann.

3

auch ein | 22.02.2021 09:28 Uhr

architekt

@moppelhuhn:

es geht nicht um "schön", das ist bekanntlich geschmackssache.

denkmalschutz und baukultur hat mit "zeitzeugen" zu tun, und die sind auch architektonisch oder gar funktional nicht immer das gelbe vom ei....

2

schlawuki | 21.02.2021 12:00 Uhr

@moppelhuhn

nein, alles gut bei dir.
am gendarmenmarkt stört lediglich der augustinerbräu aus münchen.
ich darf das als eingeborener sagen.
was soll das, augustiner?
bleib zuhause.
die berliner können selber gutes bier machen und eisbein.
da musst du nicht daherkommen und fettes schweinefleisch als "münchner bierbratl" verkaufen.
in meran machst du das ja genauso zum beispiel.
das alteingesessene gasthaus reiner in den lauben.
jetzt?
augustinerbier und bierbratl.
also, bleib zuhause mit deinem geld.
ansonsten ist der gendarmenmarkt auch und gerade mit den hier dargestellten gebäuden gerade wegen postmoderne ein wunderbarer platz.
und ich finde das diese häuser hohe gestalterische und vielfältige qualitäten haben.

1

Moppelhuhn | 19.02.2021 18:36 Uhr

Stimmt was nicht mit mir ...

... wenn ich diese Gebäude schöner und urbaner finde als vieles von dem, was in den letzten Jahren in der Berliner Innenstadt gebaut wurde?

 
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