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22.11.2019

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Fridays for Architects

Deklaration zum Klima- und Biodiversitätsnotstand


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Die von Greta Thunberg initiierte 'Fridays for Future'-Bewegung hält Einzug in den hiesigen Architekturbüros. Nachdem Architekt*innen im Vereinigten Königreich im Mai 2019 ein „Climate and Biodiversity Emergency“ ausgerufen haben, gibt es nun auch einen deutschen Ableger. Was bringts?

von Alexander Stumm


Richtig ist: Architektur ist beim Klimawandel alles andere als unbeteiligt. Die Bauproduktion und der Unterhalt von Gebäuden tragen mit rund 40 Prozent zu den globalen CO2-Emissionen bei. Vor diesem Hintergrund unterzeichnen Architekt*innen von Irland bis Italien überall auf der Welt die Deklaration des Klima- und Biodiversitätsnotstands. Gründungsunterzeichner des deutschen Flügels sind ANCB The Aedes Metropolitan Laboratory, BHL Building Health Lab, ENAH European Network Architecture for Health, Graft, HENN, ingenhoven architects, Kéré Architecture, kopvol, Max Dudler und Nickl & Partner Architekten. „Das Kollektiv stuft den Klimakollaps und einen Verlust an Biodiversität als die größten Probleme unserer Zeit ein. {…} Es bedarf eines Paradigmenwechsels, um die gesellschaftlichen Anforderungen zu erfüllen, ohne dabei die ökologischen Grenzen unseres Planeten zu verletzen. Zusammen mit unseren Bauherren werden wir Gebäude, Städte und Infrastruktur entwerfen und realisieren müssen, die Bestandteile eines größeren, regenerativen Systems sind.“

Dass Klimaschutz ein gesamtgesellschaftlich relevantes Thema zu sein scheint, haben inzwischen auch transnationale Konzerne und hochrangige Politiker*innen realisiert. Die vielleicht akuteste Folge: Die Grenze zwischen konsequentem Klimaschutz und Green Washing verschwimmt zusehends. Nachhaltigkeit ist zu einem der strapaziertesten Begriffe unserer Zeit geworden und so vielfältig interpretierbar, dass irgendwie alles darunter subsumiert werden kann. Das gebaute Spektrum der Erstunterzeichner jedenfalls reicht von mit lokal produzierten Materialien errichteten Waisenhäusern in Burkina Faso (Kéré Architecture) bis zu supergreen® Wolkenkratzern (ingenhoven architects).

Selbst als Marketingkampagne ist die Deklaration des Klima- und Biodiversitätsnotstands keineswegs per se abzulehnen. Denn es erhöht das Bewusstsein und betont „die dringende Notwendigkeit des Agierens bei Bauherren und Lieferanten“. Von einigen Ewiggestrigen abgesehen ist das Bewusstsein für die Klimakrise zwar in weiten Teilen der Gesellschaft angekommen. Die offene Frage bleibt, mit welchen Mitteln und mit welcher Radikalität die komplexe Problematik angegangen werden soll. In der Deklaration entsteht der Eindruck, dass Technologie der Schlüssel sei, um gemeinsam die Welt doch noch zu retten: „Die Technologie und die Wissenschaft dazu {für das regenerative System} existieren schon, es fehlt lediglich der kollektive Wille.“

Dass der für die Betonproduktion notwendige Sand, der übrigens nach Wasser die zweitmeist verbrauchte Ressource weltweit geworden ist, aus illegalem Abbau in vielen Staaten Südostasiens oder am ostafrikanischen Viktoriasee – wo sich eine regelrechte Sandmafia gebildet hat – kommt; dass der Abbau des für die Batterien unserer Smart Cities benötigten Lithiums im Dreiländereck Bolivien, Chile, Argentinien das Grundwasser verseucht und damit die Lebensgrundlage nicht nur der Biodiversität sondern auch der indigenen Bevölkerungen unterminiert – solcherlei handfeste Probleme, werden in der Deklaration nicht behandelt.

Stattdessen werden Dinge gefordert wie:
„- Einen schnelleren Wandel hin zum Regenerativen fördern und mehr Staatsunterstützung sichern.
- Klima- und Biodiversitätsprinzipien in den Vordergrund stellen als Schlüssel zum Erfolg unserer Branche: Belegt durch Auszeichnungen und Preise.
- Fachliches Wissen teilen und verbreiten auf Open Source Basis.
- Neue Projekte hinsichtlich der neuen Ziele evaluieren und Bauherren dazu ermuntern dies auch zu tun.
- Bestehende Bauten verbessern als CO2-sparende Alternative zu Abriss und Neubau.
- Die gesamte Lebensdauer von Bauten, Carbon Modeling und Bezug mehr in die Planung einbeziehen, sodass der Ressourcenverbrauch reduziert werden kann.
- Mehr regenerative Designprinzipien und -elemente in die Entwürfe einplanen, mit dem Ziel eine Architektur und einen Urbanismus herzustellen, die weiter gehen als Zero-Carbon-Standards.
- Durch eine Zusammenarbeit zwischen Baufirmen, Ingenieuren und Bauherren den Baumüll weiter reduzieren.
- Den Wandel zu ökologisch verantwortbaren Materialien beschleunigen.
- Die Ressourcenverschwendung verringern, sowohl global als auch im Detail.“

So hehr die Absichten auch sein mögen: Mehr als ein Anfang kann die Deklaration freilich nicht sein. Von unserer Bundesregierung hat das Kollektiv jedenfalls gelernt, keine eindeutigen Prozent- mit konkreten Jahreszahlen zu verbinden, an denen man sich im Nachhinein messen lassen müsste. Auch resultieren keine politischen Forderungen. Man hält es – je nach Lesart – mit dem großen Allgemeinen beziehungsweise floskelhaftem Minimalkonsens. Oder, um es mit der Deklaration zum Klima- und Biodiversitätsnotstand zu sagen: „Wir verpflichten uns dazu, unsere Arbeitsweisen zu stärken, sodass eine Architektur und ein Urbanismus entstehen können, die einen positiveren Einfluss auf unsere Welt haben.“ Das Kollektiv sucht nun nach weiteren Unterzeichnern.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

12

ein anderer | 28.11.2019 15:46 Uhr

Titel?

heißt das nicht architects for future?

ich fände zwar fridays for architects auch prima aber das ist ein anderes Thema

Lustig, der Herr Brettschneider...

11

Stefan Frischauf | 25.11.2019 20:58 Uhr

Greenwashing, einmal mehr?

Zu allererst: besten Dank an Alexander Stumm für den ja durchaus mit subtilen Spitzen arbeitenden redaktionellen Kommentar.
Der Klimawandel wird immer mehr zum Vorwand, weitere Problemverschleppungen zu legitimieren. Aufgrund der schieren Größe geht das leicht, sich dahinter zu verstecken.
Beispiel Venedig: das Hochwasser zuletzt hat ein wehrloses, völlig vernachlässigtes Weltkulturerbe getroffen. Kreuzfahrtschiffe, die entsprechend ausgebaggerten Fahrrinnen in der Lagune: da gibt's genügend Profiteure. Das Flutwehrsystem Mose, das da wie der BER unendlich lange braucht und ähnliche Summen hat versumpfen lassen in manchen Taschen: Da wird man wohl erst entschiedener drangehen, wenn San Marco kurz vorm Kollaps ist. Aber alle schimpfen auf den bösen Klimawandel. Und machen weiter wie bisher. Immer weiter.

10

auch ein | 25.11.2019 16:08 Uhr

architekt

liebe kollegen,

macht doch keine leeren versprechungen und plant nachhaltig, nicht verschwenderisch, zu fairen baupreisen in der gesamten kette (dann wird zwar weniger gebaut aber so isses halt) .spart euch die zertifiziererei (da ist die baubranche auch nicht besser als die tierverwerter und die ökobauern).

aber dann gibts halt auch keinen nachhaltigkeitspreis wo ihr klaus töpfer die hand schütteln und simply red aus der retorte hören könnt.....

9

AdrianF | 25.11.2019 13:39 Uhr

Klimawandel hin oder her

Ich versuche es mal anders.

Wenn man jetzt beide Seiten der Kriktiker und Befürworter in einen Topf steckt, müssten sich doch dennoch alle einig sein, dass man mit den vorhandenen "endlichen" Ressourcen sinnvoll umgehen sollte, oder nicht? Dies betrifft z.B und im Besonderen Sand und alles was man aus dem Boden kratzt und was schon sehr lange da lag.

Weiterhin, dass das was man baut und auch aus was man es baut, möglichst einfach zurückgeführt bzw recycliert werden sollte.

Diese beiden Erkenntnisse wären ja schonmal ein Anfang!

8

dethomas | 23.11.2019 15:48 Uhr

klimawandel

wenn im zusamenhang mit 'klimaveränderung' von 'weltuntergang' gesprochen wird, erkennt man sofort, das vollkommen ahnungslose laien am tippen sind!

mehr will ich zu diesem mehrheitlich unverstandenem thema nicht sagen.

7

911 | 23.11.2019 13:48 Uhr

WHO the f... is greta

...mein neuer 911er ist schon bestellt... IRONIE...
Ich denke, dass die Menschheit ganz andere Dinge zuerst lösen sollte...

6

rabl | 23.11.2019 10:29 Uhr

klimanotstand

viele wunderschöne worthülsen, wie wir sie auch gerade jetzt wieder bei den laufenden parteitagen uns anhören müssen.
aber wo bitte sind die gebauten überzeugenden belege der unterzeichner?

5

hope | 23.11.2019 09:31 Uhr

hartwig

@hartwig

ich hoffe anständig, dass jemand unter Ihren Namen fälschlicherweise hier so einen Unsinn verbreitet.

Ansonsten; Sie behaupten erstmals Zitat:
„Naturwissenschaftler sind wahrscheinlich besser zur Beurteilung des Klimawandels geeignet als Architekten“
und hauen im nächsten Augenblick Argumente auf einem so flachen Niveau raus, dass man sich nur fremdschämen kann. Bitte reflektieren.

und großen Dank an @Michael

4

Michael | 22.11.2019 23:12 Uhr

@hartwig

hartwig ... bitte ...
der klimawandel ist jetzt seit mindestens den 70iger jahren von wissenschaftern verstanden und basiert auf einem wissenschaftlichen konsens.
das hockeystick diagramm von michael mann ist nicht gefälscht. das ist eine lüge.
wir liegen heuer irgendwo zwischen 1,1 und 1,2°C. exakt was michael mann mit seinem hockeystick diagramm sagte.
und das unsere atmosphäre 0,04% CO2 enthält ist noch noch viel länger verstanden. der grund warum man den treibhauseffekt am beginn des 19. jahrhunderts entdeckte war ja die tatsache, dass die oberflächentemperatur der planeten in unserer galaxie nicht mit ihrer distanz zur sonne korrelieren. und das hängt mit der atmosphäre zusammen. verstand man schon vor 200 jahren. sie offenbar heute noch nicht. das ist auch der grund warum es auf der venus 500°C hat. und warum bei abnehmender sonnenaktivität über unserer atmosphäre die temperatur abnimmt aber in unserer atmosphäre zunimmt. weil das vom kohlenstoffzyklus nicht aufgenommene CO2 sich in der atmosphäre akkumuliert und so den bereits angesprochenen treibhauseffekt verstärkt.
sollte man wissen. speziell sie als Dipl.Ing.
16 jährige Mädchen wissen es ja auch.
Abgesehen von allen seriösen Wissenschaftern.

3

Mr Greenwash | 22.11.2019 22:27 Uhr

HENN, lol

HENN, entwerfen und bauen für Merck noch eine Stahlbetonorgie, die aussieht wie ein Autobahnkreuz im Haus und jetzt das ^^

2

Hartwig Brettschneider -Dipl.-Ing.TH-Architekt+Stadtplaner- | 22.11.2019 19:16 Uhr

Klimawandel

Naturwissenschaftler sind wahrscheinlich besser zur Beurteilung des Klimawandels geeignet als Architekten. Im Gegensatz zum Weltklimarat (IPCC), der ja mit "hochrangigen Politikern" besetzt ist, bezweifeln Klimatologen den bevorstehenden Weltuntergang. Das zeigt die gefälschte Dr. Mann Kurve (Hockeystick) und die Behauptung, der Mensch würde den Klimawandel verursachen. Wie soll das gehen, wenn das Spurengas CO2 0,04 % der Atmosphäre ausmacht wovon nur 4% vom Menschen verursacht werden, also 0,0016% und z.B. in Deutschland davon 3%, also 0,00005%? Das ist eine maszlose Übertreibung, aber ergibt kein Treibhaus. Natürlich muss aller Dreck weg oder vermieden werden und mit nachhaltigem Wirtschaften und Bauen für eine lebenswerte Umwelt und biologische Vielfalt gesorgt werden. Klimawandel gibt es seit Millionen Jahren und Pflanzen brauchen CO2.

1

Stuttgarter | 22.11.2019 16:05 Uhr

Ingenhoven Architects...

...als Büro von Stuttgart 21 stellt sich mit solchen PR-Stunts natürlich mehr als nur selbst in Frage. Mehr muß man dazu gar nicht sagen.

 
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