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09.12.2009

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Ende der Kritik?

Debatte zur Baukultur in Berlin


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Der Förderverein Bundesstiftung Baukultur e.V. lädt mit seinem Vorsitzenden Werner Sewing zu einer Debatte über die Architekturkritik nach Berlin ein. Titel: „Ende der Kritik – Eine Debatte zur Baukultur“.

Der Förderverein schreibt dazu: „Lange Zeit war die Kritik in der überregionalen Tages- und Wochenpresse das entscheidende Vermittlungsglied zwischen der Öffentlichkeit und den Architekten. Anders als in der Fachpresse konnte hier der Laie erstes Material für seine Meinungsbildung finden. In Deutschland haben seit den siebziger Jahren alle großen Tageszeitungen Architektur zu einem Thema des Feuilletons gemacht, in der Lokalpresse, beim Bauen vor Ort, blieb die Kritik eher selten. Hat die Kritik die Fixierung auf die Ikonen befördert, das Mittelfeld vernachlässigt?

Mittlerweile, nach einem Höhepunkt in den neunziger Jahren, scheint sich die Kultur der Kritik wieder auf dem Rückzug zu befinden. Wer braucht noch Kritik, wenn das Marketing funktioniert? Oder lässt einfach das Interesse in der Öffentlichkeit an Architektur nach? Ist Architektur wieder in eine Nische, eine interessierte Szene zurückgekehrt, also kein gesellschaftliches Leitmedium mehr?“


Nach einer Einführung von Michael Braum, Bundesstiftung Baukultur, werden diese Fragen mit dem Architekturredakteur der Süddeutschen Zeitung, Gerhard Matzig, der Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, Irene Mössinger, und dem freien Kritiker Jürgen Tietz aus Berlin diskutiert

Termin: Freitag, 11. Dezember 2009, 19-21 Uhr
Ort: Deutsches Architekturzentrum, Taut-Saal, Köpenicker Str. 48/49, 10179 Berlin
Die Teilnahme ist kostenfrei, Anmeldung per E-Mail an mail@foerderverein-baukultur.de


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

27574 | 11.12.2009 12:36 Uhr

Richtig Reden über Architektur

Der Förderverein Bundesstiftung Baukultur widmet sich einem zentralen Thema, an dem das deutsche Bauwesen krankt:
Der Abgehobenheit der Arckitekten "vom Volke" und der Rolle, die der Journalismus innerhalb dieser Sprachlosigkeit (nicht) einnimmt.

Es ist bezeichnend, dass das Thema schlampigerweise in der Baunetz-Überschrift zu einer "Debatte zur Baukultur in Berlin" verkommt. Das Thema der Veranstaltung ist offensichtlich nicht spezifisch die Baukultur in Berlin!

98% des Reden und Schreiben über Architektur in unserem Land sind hohles Gekräusel an der Oberfläche oder bestenfalls Berichte über die Abwicklung technisch-ingenieursmäßiger Abläufe.

Wer sich auf Bürgerversammlungen traut, wird merken, dass es nicht mangelt an öffentlichem Interesse zu diesem Thema.

Wie kann es sein, dass Architekten beim Präsentationen nichts über die Größe eines Foyers sagen können, über ein Fenster in der Flucht des Flurs oder ihre persönliche Empfindung beim Berühren von feuerverzinktem Stahl?

Wie kommt es, dass der Großteil der Menschen in Deutschland den (Fassaden-)Maler Hundertwasser für einen Architekten halten?

Wie kommt es, dass in Bremen auf dem Stadtwerder am Saum zwischen Innenstadt und Landschaft Bauland entsteht, wo vielleicht ein Park sein müsste? Warum ensteht in Bremerhaven mit dem Klimahaus ein touristisches Zentrum für hunderte Millionen Euro öffentlicher Gelder, dessen Tragwerk und Haustechnik dann eher plump ausfallen?

Was hat die von Stimmann angestoßene Debatte zur Berliner Altstadt mit den Altstädten von Hannover oder Hildesheim zu tun?

Solche Fragen werden in diesem Land nicht erörtert. Lokale Zeitungen sind in der Regel zu sehr involviert in die wirtschaftlichen Prozesse, die genau diese Formen von Nicht-Architketur und Nicht-Städtebau hervorbringen.

Warum allerdings die Süddeutsche Zeitung so selten über diese Themen schreibt und meist nur ein spärliches Bild bringt - was war noch mal ein Grundriß? - Herr Matzig wird es wohl nicht beantworten.

1

10969 | 09.12.2009 18:12 Uhr

Baukultur <> Baukunst

Wenn man über Baukultur spricht, dann sollte man alle Akteure benennen, auch die im Hintergrund, die Investoren und Geldgeber und deren Einfluss auf Bauen und Gestaltung. Dann macht der erweiterte Begriff der Baukultur erst Sinn und ist nicht nur eine schöngeistige Wortschöpfung, die sich nur klanglich von den Begriffen Architektur oder Baukunst abhebt.

Die Architektur- und (seltener) Städtebaukritik, die Gebautes stets vordergründig ästhetisch analysiert hat, ist in den letzten Jahren dazu übergegangen, auch programatische und stadtfunktionale Aspekte in die Betrachtung mit einzubeziehen. Jedoch: Den äußeren monetären und operativen Faktoren, die einen Bauprozess herbeiführen, und mit denen ArchitektInnen ja permanent in Form von Investorenvorgaben, Budgets, aber auch Aufsichtsbehörden, zu kämpfen haben, wird immer noch kaum Beachtung geschenkt.
Vielleicht, weil es zu schwierig ist, an diese Informationen heranzukommen? Oder weil man allzugerne den Architekten glaubt, die noch ihre größten gebauten Kompromisse - aus Selbstschutz oder Eitelkeit? - am Ende als freie und ureigene Geistesgeburt erklären. (Obwohl doch zu 80% der Investor die Gestaltungsvorgaben lieferte.)

Baukultur kann nur im Verstehen des Rahmens ihrer Entstehungsbedingungen betrachtet und verstanden werden.

 
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