Im Frühjahr 2020 entfachte eine hitzige Debatte über den Abriss und Erhalt der Zentralen Tierlaboratorien der Freien Universität von Gerd und Magdalena Hänska sowie des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie (heute: Institut für Hygiene und Umweltmedizin) von Hermann Fehling und Daniel Gogel in Berlin-Steglitz. Die brutalistischen Bauten aus den 1960er-Jahren sollten für einen neuen Forschungscampus der Charité weichen. Die Beseitigungsanzeigen für beide Bauten lagen bereits vor, als der Kunsthistoriker Felix Torkar und der Architekt Gunnar Klack eine Petition starteten, um beide Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen und vor dem Abriss zu bewahren.
Anfang dieses Jahres dann die Nachricht: Das Berliner Landesdenkmalamt gewährte dem Hygieneinstitut den Status eines Denkmals. Die als „Mäusebunker“ bekannten Tierlaboratorien jedoch müssen weiter um ihre Existenz bangen. Denn durch die stark introvertierte Architektur ist eine Nachnutzung hier deutlich schwieriger zu bewältigen, wenn auch nicht unmöglich. Ende August rief das Landesdenkmalamt Berlin (LDA) das „Modellverfahren Mäusebunker“ ins Leben, um gemeinsam mit Partner*innen aus Verwaltung, Fachwelt und Zivilgesellschaft Erhaltungsansätze für das Gebäude aufzuzeigen. Neben Prozessstrategien werden Möglichkeiten hin zu einer denkmalverträglichen Umnutzung gesucht.
Die zunächst in Berlin gezeigte Ausstellung zu Mäusebunker und Hygieneinstitut ist nun in veränderter Form bis zum 24. September 2021 in Venedig in der Gino-Valle-Galerie der IUAV zu sehen. Dem Kurator Ludwig Heimbach geht es darum, bei der Untersuchung der beiden ikonischen Berliner Gebäude den Horizont vom rein Architektonischen auf weitere Themen zu erweitern. Dazu gibt es am Donnerstag, 23. September 2021 ein von Francesca Ferguson moderiertes Gespräch zwischen Ludwig Heimbach, Kozo Kadowaki und Attila Róbert Csóka, den Kuratoren des japanischen und ungarischen Beitrages auf der diesjährigen Biennale, und der im japanischen Pavillon ausstellenden Architektin Ryoko Iwase unter dem Titel „Thinking forward through the past“. Mit Nuria Schoenberg Nono, Musikwissenschaftlerin und Präsidentin der Fondazione Archivio Luigi Nono in Venedig, wird zudem die Überschneidung von Musik und Architektur der Nachkriegszeit beleuchtet.
Ausstellung: bis 24. September 2021
Termin: Donnerstag, 23. September 2021, 17.30 Uhr
Ort: Espazio espositivo Gino Valle, IUAV di Venezia - Cotonificio Veneziano Dorsoduro 2196, 30123 Venezia
Eine Anmeldung ist notwendig.
Zum Thema:
www.bda-berlin.de
www.modellverfahren-mäusebunker.de
BauNetz ist Medienpartner des Modellverfahrens Mäusebunker.
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