Neue Hoffnung für Birkhäuser: Der Schweizer Verlag mit Stammsitz in Basel, der als größter deutschsprachiger Verlag für Architektur- und Designbücher gilt, ist gestern an den Berliner Wissenschaftsverlag de Gruyter verkauft worden. Birkhäuser hatte im März 2012 Insolvenz angemeldet, nachdem der 1879 gegründete Traditionsverlag von seinem bisherigen Besitzer Springer Science + Business Media Ende 2009 an das spanische Verlagshaus Actar verkauft worden war.
Der jetzige Verkauf bedeutet, dass der Markenname Birkhäuser und die Rechte an den bisherigen Buchtiteln, der Backlist, an den neuen Eigentümer übergegangen sind. Doch was hat er mit Birkhäuser vor? De Gruyter-Chef Sven Fund sagte auf Anfrage, Birkhäuser solle als eigenständiges Programm vom Standort Basel aus fortgeführt werden. Etwa fünf der zuletzt noch fünfzehn Mitarbeiter aus Lektorat und Vertrieb sollen dafür übernommen werden. Als Sofortmaßnahmen soll die Backlist wieder verfügbar gemacht werden und druckfertig vorliegende neue Titel, die Frontlist, schnell veröffentlicht werden.
Als Grund für die Insolvenz nennt Fund „Managementprobleme“ zum Beispiel bei der Verfügbarkeit von Titeln: „Birkhäuser hat die PS nicht auf die Straße gebracht“. Die „Strahlkraft der Marke“ habe dies aber nicht beschädigt. Fund ist zuversichtlich, Birkhäuser wieder profitabel zu machen, unter anderem weil der Verlag eine „tolle Backlist“ habe mit Büchern über das Gesamtwerk von Le Corbusier oder Herzog/de Meuron. Zu seinen besten Zeiten habe Birkhäuser 60 Prozent der Umsätze mit der Backlist gemacht, was ein Garant für Stabilität sei. Fund muss es wissen: Er war von 2004 bis 2008 Geschäftsführer bei Birkhäuser, bevor er zu de Gruyter wechselte.
De Gruyter stellt sich als Universal-Wissenschaftsverlag mit weltweiter Ausstrahlung dar. An den Standorten Berlin, Boston und Peking arbeiten 250 Mitarbeiter. Unter anderem erscheinen hier die Gesamtwerke von Nietzsche oder Kant sowie das bekannte Allgemeine Künstlerlexikon. Mit dem Architekturprogramm von Birkhäuser eröffne man eine „neue Flanke“, so Pressesprecherin Ulrike Lippe. Dafür kann man gutes Gelingen wünschen. (-tze)
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
3
Der Raumjournalist | 26.04.2012 10:13 UhrBücher sind immer noch wichtig
Das hört sich doch zunächst gut an - "Good News" möchte man sagen. Und doch muss beobachtet werden, wie es weiter geht mit den Buchverlagen. Der Gegenwind für die Print-Medien ist seit iPad und Co kräftig geworden, und die Beschleunigung der Arbeitswelt führt dazu, dass sich mancher keine Zeit mehr für eine ausgiebige Lektüre nehmen kann. Oder will! Zeit für Müßiggang, danach sehnen sich dennoch viele, nur wenige können sich ihren Alltag dafür frei schaufeln. Bleibt also zu hoffen, dass die Freude am Buch weiterhin bestehen bleibt. Die Backlist von Birkhäuser jedenfalls ist für diesen Weg bestens aufgestellt.