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17.04.2014
In bester Gesellschaft
David Chipperfield baut Palais in Berlin
Wenn nun in Berlins historischer Mitte das Stadtschloss wieder errichtet wird, möchte auch die Nachbarschaft nicht mehr in der Mietskasernen hausen, sondern lieber ebenso royal residieren. Ein paar passende Baulücken zwischen Gendarmenmarkt, Unter den Linden und Brandenburger Tor gibt es noch. Auf dem Grundstück an der Französischen Straße 56-60 entsteht derzeit ein neues Stadtpalais – immerhin: der Entwurf dazu stammt von David Chipperfield Architects. Direkt daneben ist seit 2012 ein neues Bürogebäude von Grüntuch Ernst Architekten im Bau: die siebengeschossige Zentrale der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.
Benannt ist das Chipperfield-Projekt nach einem historischen Vorbild aus der Nachbarschaft: dem Palais von Rahel Varnhagen, das sich bis 1827 in der Französischen Straße 20 befand. Dort lud Varnhagen einst zu ihren berühmten Salons und laut der Artprojekt-Gruppe soll sich dieser Geist der Matinéen und Soiréen auch auf den Chipperfield-Neubau übertragen – man soll im neuen Palais schließlich stets in bester Gesellschaft aufgehoben sein.
Dabei orientiert sich der britische Architekt, der selbst mit Büro und Zweitwohnsitz in Berlin-Mitte vertreten ist, bei seinem achtgeschossigen Wohnhausentwurf an der traditionellen Typologie des „Hôtel Particulier“. Was in Rom Palazzi, in London Houses und in Wien oder Berlin Palais genannt wird, heißt in Paris einfach Hôtel: eine Übertragung des repräsentativen Palastes auf das Wohnhaus des städtischen Patriziats.
Kennzeichnend für ein Palais ist der zur Straße hin offene U-Grundriss, der die Gebäudeanlage nicht in ein schöneres Vorder- und ein in der Regel weniger attraktives Hinterhaus gliedert, sondern aufgrund des Lichteinfalls alle Einheiten zu begehrten Wohnungen macht. Dazwischen befindet sich ein Ehrenhof, der im Palais Varnhagen als begrünter Hofgarten gestaltet werden soll.
„Die Ankunft im Palais erinnert an den Besuch eines Grandhotels“, schreiben die Projektentwickler. „In der vier Meter hohen, im Chipperfield-Design und mit zeitgenössischer Kunst ausgestatteten Lobby werden die Bewohner und Besucher von einem mehrsprachigen Concierge begrüßt.“ Der Neubau wird insgesamt 49 „elegante, im gartenseitigen Hochparterre sowie der 1. bis 5. Etage gelegene und über 3 Meter hohe Salon-Appartements, drei luxuriöse Penthouses im 6. und 7. Geschoss mit großer Aufdachterasse im 8. Geschoss sowie zwei Ladengeschäfte“ beinhalten.
Königlicher Luxus soll auch in den Materialien zum Ausdruck kommen. Außen trifft der für David Chipperfield typische Sichtbeton, der im Erdgeschoss und Penthouse eine Anti-Graffity-Beschichtung erhalten soll, auf eine speziell für das Projekt entwickelte Putzfassade. Die Apartments werden mit Tafelparkett und Massivholzfenstern aus Eiche, Beschlägen aus Bronze sowie Travertin für Bäder und Toiletten ausgestattet – Chipperfield vom Feinsten also.
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