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21.03.2018

Hofmusik in der New Town

David Chipperfield Architects planen in Edinburgh


Ein Traumjob, der allerdings viel Fingerspitzengefühl verlangt: Edinburgh soll ein neues Konzert- und Musikhaus bekommen, aber der vorgesehene Bauplatz ist nicht nur sehr knapp bemessen, er liegt auch noch mitten in der Neustadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. David Chipperfield Architects (London) haben nun erste Pläne für das Projekt vorgestellt, nachdem sie sich vor rund einem Jahr gegen ein prominentes Bewerberfeld den Entwurfsauftrag sichern konnten. Sie arbeiten unter anderem mit dem lokalen Büro Reiach and Hall Architects, den Landschaftsarchitekten GROSS. MAX., Nagata Acoustics und den Ingenieuren von Arup zusammen.

Der geplante Neubau der programmatisch abgekürzten IMPACT-Initiative – was für International Music and Performing Arts Charitable Trust steht –, soll hinter dem sogenannten Dundas House am St Andrew Square entstehen, in dem die Royal Bank of Scotland residiert. Viel Platz gibt es dort wie gesagt nicht, insbesondere wenn man das Programm bedenkt: Immerhin ist eine große Halle mit 1.000 Plätzen und ein Studio für rund 200 Besucher vorgesehen. Das Gebäude soll als Veranstaltungsort mittlerer Größe keineswegs der doppelt so großen Usher Hall Konkurrenz machen, sondern einen neuen Raum für musikalische Aufführungen aller Art bieten. Auch das Edinburgh International Festival wird hier in Zukunft zu Gast sein.

Die Architekten um David Chipperfield und Reiach and Hall interpretieren ihr Projekt als zeitgenössischen Abschluss der historischen Stadterweiterung, mit dem auch ursprüngliche planerische Intentionen realisiert werden. Sie unterteilen das umfangreiche Programm mit Sockel, Oval und turmartigem Block in drei kompakt gestaffelte Volumen, mit denen sie jeweils präzise auf die verschiedenen Anforderungen in der denkmalgeschützten Umgebung reagieren. Während der Sockel die Erschließung organisiert, wird durch das stützengesäumte Oval die Fernwirkung in der New Town akzentuiert. Das dritte Volumen im Anschluss an das Dundas House fasst den gassenartigen öffentlichen Raum um das Gebäude herum. Dass mit dem Projekt neue Verbindungen in der historischen Umgebung entstehen, ist hinsichtlich der öffentlichen Haltung ein wichtiges Argument.

Die Architektur des Musikhauses zeigt dabei deutliche Anklänge der klassizistisch und georgianisch geprägten Umgebung und fügt sich trotz ihrer Größe relativ gut ein – insbesondere auch im Vergleich zu einem Shoppingcentre von Allan Murray Architects, das mit einer spiralartigen Rotunde wenige Meter hinter der Konzerthalle entstehen soll. Das Gebäude ist dabei als durchlässiges Volumen mit Erschließungsräumen entlang der Fassade projektiert, die – insbesondere von den Außenräumen des Ovals aus – auch umgekehrt weite Ausblicke auf die Stadt zulassen. Und schließlich orientiert sich das Projekt auch in seiner steinernen Farbigkeit an der Umgebung. Über das Fassadenmaterial ist bisher noch nichts konkretes bekannt – die Renderings lassen jedoch Terrazzo vermuten.

Im Kontrast zum steinernen Äußeren steht der hölzerne Konzertsaal, der in Zusammenarbeit mit Whitby Wood geplant wird. Wie zuletzt in Hamburg, Paris und zukünftig in München versuchen sich die Projektverantwortlichen auch in Edinburgh an einer weinbergartigen Konfiguration. Allerdings entwickelt diese sich hier – dem engen Grundstück geschuldet – besonders stark in die Vertikale. Das Studio wiederum wurde ins Untergeschoss verlegt, was immerhin eine gemeinsame Erschließung über das Erdgeschoss erlaubt. Dort werden sich auch weitere öffentliche Funktionen wie Seminarräume und das obligatorische Café befinden. (sb)


Zum Thema:

www.impactscotland.org.uk


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