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13.02.2024

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Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg

David Chipperfield Architects planen Grundinstandsetzung


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Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gilt als größtes kulturgeschichtliches Museum im deutschsprachigen Raum. Sammlung und Ausstellungstätigkeit reichen von der Frühzeit bis in die Gegenwart. Vielfältig wie das Sammlungsprofil ist auch die Baugeschichte der 1852 gegründeten Institution, die sich um ein mittelalterliches Kartäuserkloster herum entwickelte.

Wichtige Teile des Museums plante Sep Ruf sukzessive in der Nachkriegszeit, darunter den Südflügel des Klosterhofs (1963–68). Dieser sogenannte Südbau sowie der daran anschließende, um 1900 durch Gustav von Bezold errichtete Südwestbau sollen in den kommenden Jahren grundinstand gesetzt werden. Den Auftrag dafür erhielt das Berliner Büro David Chipperfield Architects (DCA) im Rahmen eines öffentlichen Vergabeverfahrens. Ihre Planung stellten die Architekten kürzlich der Öffentlichkeit vor.

Sowohl technische Ausstattung als auch museale Präsentation sollen auf den Stand der Zeit gebracht werden. Dazu gehören unter anderem neue, lichtfilternde und isolierende Scheiben für die riesigen Glasfassaden des Südbaus. Für die neue Ausstellungsplanung werden Atelier Brückner (Stuttgart) und neo.studio neumann schneider architekten (Berlin) verantwortlich zeichnen. Wichtig ist auch eine Verbesserung der Erschließung. Das alles natürlich unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten und weitgehendem Substanzerhalt.

Große Teile der notwendigen Maßnahmen werden später nicht sichtbar sein. Um so markanter ist die zentrale bauliche Ergänzung im Rahmen der Grundinstandsetzung. Die Architekt*innen werden nämlich den südlichen Kreuzgangflügel im Klosterhof wiederherstellen. Er wird gut zehn Meter vor den verglasten Südbau von Sep Ruf gesetzt. Die Visualisierung zeigt einen schlichten eingeschossigen Riegel mit Spitzbogenfenstern. Vor dem Hintergrund der vielen überzeugenden Sanierungsprojekte von DCA – allen voran die 2021 abgeschlossene Sanierung der Neuen Nationalgalerie Ludwig Mies van der Rohes am Berliner Kulturforum – dürfte auch in Nürnberg die Kombination von alt und neu vermutlich bestens gelingen.

Die Planungen des nun vorgestellten, 9.650 Quadratmeter Bruttogrundfläche umfassenden Projekts laufen bereits seit 2021. Die Wiedereröffnung der beiden Bauten ist für 2030 geplant. 67 Millionen Euro sind für die Sanierungsmaßnahmen aktuell angesetzt. (gh)


Zum Thema:

Vor knapp einem Jahr erhielt Bürogründer David Chipperfield den Pritzker-Preis. Zum 70. Geburtstag Chipperfields im Dezember zeigten wir 18 Projekte aus den letzten Jahren.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

11

Hartmut Göhler | 18.02.2024 16:37 Uhr

Flachdachgotik

Einen Gedanken möchte ich der Diskussion noch hinzufügen: Was wäre, wenn man das Weiterbauen des Ensembles aus der Perspektive des Ruf-Baus und nicht der Gotik gedacht hätte?
Vermutlich wäre die Lösung komplexer und vielleicht weniger eine historistische Falle... Und ein Wettbewerbsverfahren angemessener bei der Suche nach der passenden architektonischen Lösung. "Einfach" ist leider nicht immer gut: Die Kollision von "Moderne" und potemkinscher (Backstein-?-) Gotik-Fassade mit Standard-Fenstern und Rippendecke ist eine gute Illustration für den Konflikt (Bild 2). Die Plausibilität des DCA-Entwurfs ist meines Erachtens leider nur eine scheinbare, auch wenn das Weiterstricken des Kreuzgang-Fragments im Grundriss auf den ersten Blick logisch erscheint. Und bitte: wenn schon Neo-Gotik, dann auch räumlich mit einem tragenden Kreuzgratgewölbe.

10

#2#5# | 16.02.2024 11:12 Uhr

VGV und WBW

1. das "Wettbewerbswesen" in diesem Land läuft nach Recht und Vorgaben der EU ab

2. Arch.- Kammern und Berufsverbände als "pressure group" haben bei Aufstellung und Abfassung der o.g. Regeln versagt, vgl. hierzu andere in Kammern organisierte Berufsgruppen

3. BDA ist ein Zusammenschluss überwiegend älterer Herrschaften, der gerne geschlossene Grillabende veranstaltet, "#" kennt das

4. Germ. Museum als Anfänger- muss das sein? es gäbe für den Start zahlreiche Projekte auf dem Sektor KITA, Schulen, Mensa, alles Sachen mit überschaubarem Horizont.

5. jedoch: siehe 1. mit 3

9

arcseyler | 14.02.2024 14:38 Uhr

......

Das kraftvolle am Bestand ist die Gegenüberstellung: zwei moderne Rufflügel gegenüber zwei Historischen. Dieses wird nun verwässert durch einen Gotikfake zum zersplitterten klein klein.
Ich finde auch Chipperfield als internationales Feigenblatt für Historisches ist inzwischen auch nicht mehr originell und reiht sich in die verheerende Vergabepraxis des Staates ein, sich hinter klingenden Namen von teilweise untoten Megabürostrukturen aus der Vergangenheit zu verstecken. Zukunft sieht anders aus.

8

Sabi | 14.02.2024 12:16 Uhr

Umgang mit Ruf-Bau

Geschickt gewählte und gut visualisierte Perspektiven mögen in einer Pressemeldung immer überzeugen. Wenn man sich die denkmalgeschützten Räume vor Ort ansieht, muss man die Sache differenzierter betrachten. Dann ist die neue Treppe fehl am Platze in einem Raum, den Ruf über 70m Länge und zwei Geschosshöhen ungestört fließen lies. Ebenso tun die aufs 8-fache aufgeblasenen Schächte der Raumwirkung nichts Gutes. Perdu ist die Stringenz und Offenheit des Raumes von Sep Ruf. Fraglich bleibt, was von der visualisierten Transparenz der großen Glasfassade übrigbleibt. Gläser werden zur Black Box, sobald man auch nur ein wenig Lichtschutz für die Exponate vorsieht. Zusammenfassend: Chipperfield bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Verpasste Chance. Zum Vergabeverfahren: Man möchte sich schmücken mit den großen Namen; hier und andernorts. Ob unter solchen Umständen ein faires VgV-Verfahren durchzuführen ist, bleibt fraglich.

7

checktnichts | 14.02.2024 11:06 Uhr

das ist doch ein Dach, oder?

Ich verstehe Kommentar 1 und 3 nicht, wo ist dort kein Dach? Sowohl im Schnitt wie Lageplan sieht man doch überall ein Dach oder bin noch nicht richtig wach?
Danke fürs aufklären.

6

hä? | 14.02.2024 10:35 Uhr

wie- kein Dach?

Habt Ihr Euch mal Bild 1 (Gründach angedeutet), Bild 2 (Innenansicht mit Dachuntersicht vom Kreuzgang) und den Schnitt angeschaut?

Verstehe nicht, wie Ihr auf einen Klosterkreuzgang ohne Dach kommt....

5

J W | 14.02.2024 09:45 Uhr

@ 2

Ich schließe mich Ihnen komplett an. Als frisch gebackener Absolvent mit der Ambition einer späteren Selbstständigkeit sind die Aussichten auf dem Wettbewerbs- und Vergabemarkt vorsichtig gesprochen ernüchternd - und ehrlich gesprochen absolut unfair.

Alteingesessene Büros nutzen ihre Macht im Rahmen von BDA und co. um innerhalb der Kammern das Wettbewerbsrecht zu ihren Gunsten zu gestalten.
Junge Büros haben dabei keine Möglichkeit der Mitsprache und sind der Willkür der großen ausgesetzt. Auf Dauer schadet das der Qualität und Innovation der Architektur in Deutschland.

PS: Auch ich bin Chipperfield-Fan, aber dieses Projekt liegt finde ich hinter der gewohnten Qualität seines Werks zurück.

4

Max | 14.02.2024 09:11 Uhr

Neue Räume

Ich finde erwähnenswert, dass durch die Erhgänzung des Kreuzgangs auch neue Außenräume entstehen. Der Acker auf Bild 1 muss vielleicht nicht so bleiben und in Bild 2 wird angedeuetet, dass da ein sehr schöner Raum zwischen dem Ruf-Bau und dem Gang entstehen kann.
Beim (Flach-)Dach sollte die Bauherrin aber wirklich noch einmal in sich gehen... Auch oder gerade von Innen ist die Konstruktion neben den Spitzbögen nicht überzeugend.

3

Tim | 13.02.2024 19:16 Uhr

Kreuzgang

Mit Dach sähe der Neubau überzeugender aus, aber dann würde noch mehr von Rufs Bau verdeckt werden. Der neue Kreuzgang hält immerhin zehn Meter Abstand.

Verglichen mit dem Istzustand, heilt DCAs Entwurf die bestehende Wunde recht überzeugend.

2

aja | 13.02.2024 18:37 Uhr

öffentliches vergabeverfahren?

wenn ich den begriff `öffentliches Vergabeverfahren´ richtig deute ist das ganze per vgv vergeben worden. gerade bei dem umfang und der bedeutung des projektes muss ein möglichst offener wettbewerb die entscheidungsgrundlage sein - chipperfield hin oder her. gerade in bayern gehen die wettbewerbe spürbar zurück - dafür nehmen die vgv-verfahren exponentiell zu.
zudem würde mich interessieren, ob schon im verfahren die vorgestellten bilder entstanden sind?

die großen büros werden so immer größer - die kleinen und mittelgroßen können schauen wo sie bleiben - und die jungen kollegen sind komplett chancenlos!

schaaaade! und ärgerlich!

ps. ich bin erklärter fan von chipperfields werk - und trotzdem!

1

Sieben | 13.02.2024 16:58 Uhr

Rekonstruktion

David Chipperfield hat in vielen Projekten gezeigt, wie man Bestand gut mit Neuem kombiniert. Hier scheint mir aber die Sache umgekehrt zu sein: vor dem guten modernen Bau von Sepp Ruf wird ein Klosterkreuzgang ohne Dach rekonstruiert. Für mich passt das gar nicht.

 
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Blick aus dem Klosterhof auf den Südbau Sep Rufs (links) und den Südwestbau Gustav von Bezolds (rechts).

Blick aus dem Klosterhof auf den Südbau Sep Rufs (links) und den Südwestbau Gustav von Bezolds (rechts).

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