Dass die „Cloud“, die unsere gigantischen Datenmengen speichert, nicht in der Troposphäre schwebt, sondern sich ganz real in immer zahlreicheren und größeren, meist kistenartigen Gebäuden als notwendiger Teil moderner Infrastruktur materialisiert, ist im allgemeinen Bewusstsein angekommen. Tatsächlich bildet der hochgesicherte Datenspeicher mittlerweile eine eigene Bautypologie.
In Glattbrugg bei Zürich konnte jüngst das größte Datenspeichergebäude der Schweiz fertiggestellt werden. Das von Gruner&Friends (Basel) geplante ZUR3 Data Center entstand auf einer Baufläche von mehr als 30.000 Quadratmetern im Auftrag der Digital Reality Switzerland. Es erweitert den in kurzer Entfernung zum Flughafen und zum Wirtschaftszentrum Zürichs gelegenen Digital Reality Campus. Zugleich verbindet der Neubau die bereits bestehenden Rechenzentren des Areals, das in der Zukunft noch weiterentwickelt werden soll. Dazu gehört insbesondere das von Sou Fujimoto (Tokio/Paris) geplante Projekt Meet, das neben Büros vor allem Sport- und Freizeitanlagen, Einkaufsmöglichkeiten sowie kulturelle Einrichtungen vorsieht.
Konzipiert und geplant mithilfe eines integrierten BIM-Systems, dauerte der Entwurfs- und Bauprozess des technisch komplexen ZUR3 Data Centers nur zweieinhalb Jahre. Im Inneren bietet der Datenspeicher auf vier Geschossen Platz für Büros und Besprechungsräume, die um einen begrünten Innenhof angeordnet sind, zudem Lagerflächen und rund 11.500 Quadratmeter Kundennutzfläche. Hochentwickelte Kontrollbarrieren sowie Alarm- und Überwachungssysteme schützen das Gebäude.
Die Entwicklung des gesamten Konzepts beruhte – neben den hohen Sicherheitsanforderungen – auch auf dem Anspruch, den über 140 Meter langen und fast 60 Meter breiten Baukörper nicht einfach nur als Kasten zu entwerfen. Um einem „konventionellen monolithischen Eindruck eines maschinenähnlichen Gebäudes“, entgegenzuwirken, habe man die Fassaden stattdessen als äußere, aus verschiedenen Schichten bestehende Haut gestaltet, so die Architekt*innen. Der aus perforierter Verkleidung, chrombeschichteten Oberflächen und gebogenen sowie gestreckten Aluminium-Paneelen bestehende „Data Curtain“ erzeugt eine changierende Tiefenwirkung.
Bei der Entwicklung der Fassaden als „Datenvorhang“ ließen sich die Architekt*innen nach eigener Aussage von Christopher Nolans Science-Fiction-Dystopie „Interstellar“ inspirieren, die 2015 für die filmische Umsetzung wissenschaftlicher Theorien den Oscar in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“ gewann. (uav)
Fotos: Gruner&Friends
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solong | 29.05.2024 10:03 Uhrabsurd
... sich über den bau von datenspeichern aufzuregen ... wo heute eigentlich jeder socialmedia, suchmaschinen, clouds und ähnliches dauernd nutzt ... und es ist auch durchaus architektur ... halt industrielike aber durchaus alles durchgeplant ... das ergebenis lässt sich schon sehen ... das thema nutzung der abwärme zur versorgung von wohn- und gewerbeobjekten muss sicher viel stärker in den focus rücken ...