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04.12.2017
Mensch, Material, Maschine
Das waren die Raumwelten in Ludwigsburg
„Ordnung!“ lautete das Motto bei den Raumwelten und weiter: „Transformationen räumlich gestalten und inszenieren.“ Damit legte der Kongress, der Ende November in Ludwigsburg und Stuttgart stattfand, den Fokus auf den sozialen Raum, auf Handlungsoptionen und den Menschen in Kommunikation mit sich selbst sowie mit Material und Maschine. Ein Bericht.
Von Riccarda Cappeller
Raumproduktion und Gestaltung gehen sowohl in der Szenografie als auch bei der Verknüpfung von Architektur und Medien einher mit der Frage nach den Nutzern. Diese stellte der Kurator und Szenograf Jean Louis Vidière Ésèpe auf dem von ihm organisierten Art & Research Panel des Raumwelten Kongresses am vergangenen Freitag in den Vordergrund, als er über „die muntere Anarchie der Besucher“ sprach. Er wies damit auf die inzwischen sehr verschiedenen Anwendungsbereiche der Szenografie, aber auch den sich vielerorts vollziehenden Ersatz von Darstellern durch Bildschirme hin.
Mit dieser Zwischenwelt, der sozialen Sphäre, dem Mensch im Raum, der Stadt und der digitalen Welt als Bühne experimentiert zum Beispiel die gelernte Psychologin und Drehbuchautorin Christiane Hütter von Invisible Playground (Berlin). Dazu ist nicht mehr nötig, als eine einzige, einfache und unmissverständliche Regel, wie sie mit einem Schere-Stein-Papier-Spiel veranschaulichte, das alle Anwesenden des Kongresses in Bewegung versetzte. Als temporäre Aktionen angelegt, denkt Hütter in ihren Spielen Räume neu, setzt sich mit den Orten und lokalen Akteuren auseinander und mischt zukunftsweisende Fragestellungen der heutigen Gesellschaft neu.
Ähnlich spielerisch, aber konkret in Bezug auf die Raumgestaltung nutzen auch Peter Weigand und Lukas Lendzinski von Umschichten (Stuttgart) Freiräume des Undefinierten. Als Experten für den kreativen Umgang mit Werkzeugen und Planungsvorschriften wurden sie von Tobias Wallisser zum Panel „gestalterisches Potential von Organisationsprinzipien“ eingeladen. Sie verwandeln, gestalten und fügen Materialien, die vor ihrem eigentlichen Nutzungskreislauf eine andere Verwendung hatten, und kreieren neue Prototypen, die wieder aufgelöst werden können – wie beispielsweise ein Regalsystem als Basismodul zur Entwicklung neuer Raumszenarien.
Wie aber Räume beschaffen sein müssen, um diverse Handlungsoptionen zu ermöglichen, und welche Rolle Ordnungsprinzipien in der längerfristigen Konzeption spielen, ist eine Frage, die über die kurzzeitlichen Veränderungen und Aktionen hinaus reicht. Marianne Müller präsentierte dazu eine Werkschau ihres Büros Casper Müller Kneer Architekten (Berlin/London) und ihre Konzeption von weniger autoritär geprägten Räumen, die eine breite Nutzungsvielfalt erlauben. Spannend ist hier die Schnittstelle zwischen digitaler Planung in industriellem Maßstab und der gewollten Imperfektion handwerklicher Fertigung – einander entgegengestellte Ordnungssysteme, die Spannung und Komplexität erzeugen. Für die Modefirma Céline entwickelte das Büro bereits verschiedene Bauten, Innenausbauten und Fassaden und nutzt diese Tätigkeit als Material-Forschungsfeld.
Einen Schritt weiter in der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine ist die Digital Design Unit der TU Darmstadt, die Oliver Tessmann vorstellte. Computerbasiertes Entwerfen, digitale Fabrikation, Robotik und Sensorik greifen hier ineinander und werden mit den feinmotorischen Fähigkeiten des Menschen kombiniert. Dadurch entsteht in der Szenografie eine neue Sphäre, die endgültig alle Grenzen zwischen Subjekt und Objekt verschwimmen lässt.
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Umschichten: Regalsystem Bürosituation
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