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18.12.2015
EZB, PRADA und die Antivilla
Das Architekturjahr 2015
2015 hatte seine Höhen und Tiefen: Gottfried Böhm und Söhne kamen ins Kino, das Dortmunder Museum am Ostwall wurde vor dem Abriss gerettet, Jean Nouvel jedoch blieb der Eröffnungsgala seiner Philharmonie in Paris fern. Aus Protest, denn sein Neubau sei nicht nur viel zu früh eingeweiht worden, er wollte als Architekt auch nicht für die Kostenüberschreitung zur Verantwortung gezogen werden. Immerhin: Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo genehmigte den Bau des „Tour Triangle“ von Herzog & de Meuron – 2020 soll die 180 Meter hohe Glaspyramide fertiggestellt sein.
Der Serpentine Gallery Pavilion von Selgas Cano in London entpuppte sich leider als totaler Reinfall, so dass man für das nächste Jahr die Rahmenbedingungen der alljährlichen Vergabe endlich ändern möchte. Vielleicht gibt es bald einen Wettbewerb? Das Team von Andrés Jaque (Office for Political Innovation) hingegen verzauberte nicht nur New York mit der temporären Installation Cosmo im MoMA PS1, während auf einer Insel vor Amsterdam die urban campsite zur Übernachtung einlud. Den Mies van der Rohe Award 2015 erhielt das spanisch-italienische Büro Barozzi Veiga aus Barcelona für seine Philharmonie in Stettin, der Pritzker-Preis ging posthum an Frei Otto, die RIBA-Goldmedaille an Zaha Hadid und der Praemium Imperiale an Dominique Perrault.
OMA glänzt dieses Jahr gleich mit drei Fertigstellungen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: der Fondazione Prada in Mailand, dem Timmerhuis in Rotterdam und dem Garage Museum von Dasha Zhukova im Moskauer Gorki Park. Ob Reinhold Messner mit dem geschwungenen Neubau von Zaha Hadid zufrieden ist, weiß man nicht – er selbst bezeichnet sein sechstes Museum als seinen „fünfzehnten Achttausender“. Damien Hirst konnte sich freuen: Seine Newport Street Gallery in London wurde von Caruso St John umgebaut und erweitert. Und SANAA haben im US-Bundesstaat Connecticut die Grace Farms Foundation fertiggestellt – ein Gebäude, das so aussieht, als hätte jemand eine Yoga-Matte ausgerollt, schrieb Peter Richter in der Süddeutschen Zeitung.
Weitere Höhepunkte waren der ironische Bau von FAT Architecture und Grayson Perry für das House for Essex (Auftraggeber war Alain de Botton), die Villa Alem in Portugal von Valerio Olgiati (Bauherr waren Olgiati und seine Frau) und ein kleines Wohnhaus in Wandlitz (für eine junge Familie aus Berlin), für das die Architekten 2D+ Aufmerksamkeit und Preise erhielten.
Und sonst in Deutschland? Die Stadt Karlsruhe feierte ihr 300-jähriges Jubiläum mit einem Pavillon von J. MAYER H. & Partner, Architekten. In Düsseldorf wurden die Sanierungsarbeiten des Dreischeibenhauses von HPP Architekten abgeschlossen, in Frankfurt die EZB von Coop Himmelb(l)au bezogen, und auch der Erweiterungsbau von Meili, Peter Architekten für das Sprengel Museum in Hannover öffnete seine Türen – ebenso wie die Grimmwelt in Kassel von kadawittfeldarchitektur. gmp · von Gerkan Marg und Partner haben am Elbhang in Hamburg ihren gmp-Architektur-Pavillon fertiggestellt – Bauherr ist Meinhard von Gerkan selbst.
In Berlin feierte das Stadtschloss erst Richtfest, dann seine ersten Fassaden, Barkow Leibinger bauten für die Stipendiaten der American Academy den Fellows Pavilion und den zweiten Bauabschnitt für das Aufbau-Haus am Moritzplatz, während eine technische Studie die Machbarkeit des Flussbads Berlin bescheinigt. Und Arno Brandlhuber setzte mit der Antivilla ein Monument gegen den Dämmwahn.
Schöne Feiertage wünschen Stephan Becker, Dina Dorothea Dönch,
Daniel Felgendreher, Sophie Jung, Jeanette Kunsmann,
Luise Rellensmann und Katharina Sommer.
Am 4. Januar 2016 sind wir zurück.
Zum Jahresende: Die Top 5 der Baunetzwoche 2015
1: Low-Budget-Bauen
2: Very New Brutalism
3: Chefsache
4: 25 Jahre Photoshop: Architektur jenseits der Wirklichkeit
5: Competition: Über Wettbewerbe
Bestes Cover: Natural Born Architect: Heidulf Gerngross
Zu den Baunetz Architekt*innen:
J. MAYER H. und Partner
HPP Architekten
kadawittfeldarchitektur
Barkow Leibinger
gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner
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„Die Böhms. Architektur einer Familie“, Filmstill: Raphael Beinder
Vor dem Abriss gerettet: das Dortmunder Museum am Ostwall, Foto: © RRR / Erica Overmeer
Verunglücktes Raumschiff: Philharmonie de Paris von Jean Nouvel, Foto: Julien Mignot
Wird gebaut: „Tour Triangle“ in Paris, Bild: © 2015, Herzog de Meuron Basel
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