Der dänische Pavillon in den Giardini ist der spektakulärste nationale Beitrag auf der diesjährigen Biennale. Lundgaard & Tranberg Architects und Kuratorin Marianne Krogh haben das gesamte Gebäude zu einer beeindruckenden Wasserlandschaft samt Urban Gardening transformiert, in der die Besucher*innen Tee trinken können.
Von Gregor Harbusch
Dänemarks Pavillon wird als heißer Kandidat für den Goldenen Löwen gehandelt, der dieses Jahr nicht zu Beginn der Biennale, sondern erst später vergeben wird. Im Gegensatz zur Konkurrenz zeigen die Dän*innen keine Ausstellung, sondern haben ihr Haus konsequent umgebaut. Unter dem Titel „Con-nect-ed-ness“ haben sie in und um den Pavillon einen Wasserkreislauf realisiert. Außen setzen sie auf die spröde Schönheit von Rohren, Schläuchen, Wassertanks und Steuerungstechnik. Innen finden sich die Besucher*innen in einer faszinierenden Raumfolge wieder, die durch fein inszenierte Wasserläufe auf dem topographisch überformten Boden zusammengehalten werden.
Thema des Pavillons sind globale Zusammenhänge, Wechselwirkungen und Kreislaufsysteme, wie Marianne Krogh in ihrem kuratorischen Statement betont: „Wir leben in einer Zeit, in der wir deutlich die klimabedingten Folgen davon erleben, dass die Menschheit die Welt über Jahrhunderte unterteilt und geordnet hat, ohne zu verstehen, dass unsere Handlungen viele Tausende von Kilometern entfernt Konsequenzen haben.“
Krogh und das Kopenhagener Büro Lundgaard & Tranberg Architects übersetzten diesen Grundgedanken in ein loungeartiges Setting, das die Besucher*innen zum Innehalten und Ausruhen einlädt. In einem halboffenen Bereich werden Kräuter angepflanzt, die im Küchenbereich als Tee aufgegossen werden. Diesen können die Besucher*innen auf den tiefen, blassrosa Sofas im Hauptsaal genießen, der wiederum in ein Wasserbassin verwandelt wurde, in dem sich eine Insel aus dem wiederverwendeten Holzboden einer Sporthalle befindet. Den poetischen Höhepunkt bildet der quadratische Raum, in dem ein Netz von der Decke hängt, aus dem kontinuierlich ein feiner Wasserstrahl in den ansonsten leeren Raum tropft.
Es ist mehr als offensichtlich, dass die ästhetisch beeindruckende und exzellent inszenierte Intervention ein ganzes Bündel aktueller Themenfelder anspricht: Wasserknappheit, Urban Gardening, bewusster Konsum, Entschleunigung, Recycling. Kuratorin Krogh möchte das immersive Erlebnis als Erkenntnismoment verstanden wissen, wenn sie sagt: „Das Ziel des dänischen Pavillons ist es, einen Raum zu schaffen, der eine neue Erfahrung von Zusammenhalt ermöglicht; ein Raum, in dem die Besucher*innen körperlich die Verbindungen zwischen uns allen fühlen.“ Es ist ein bequemer und entspannter Erkenntnisprozess, den der Pavillon bietet: Bewusster Lifestyle anstatt echter Kritik am Lifestyle des globalen Nordens. Denn schlussendlich verkörpert der Pavillon ein Stück Wohlfühlarchitektur, die die schmerzhaften Aspekte globaler Machtverhältnisse und die Verteilungskämpfe um Wasser letztlich nur auf der ästhetischen Ebene antippt – dies aber umso gekonnter.