Das Dach des gründerzeitlichen Eckgebäudes am Ludwigkirchplatz in Berlin-Charlottenburg war nach Kriegsschäden nur in flacher Form wieder hergerichtet worden. Modersohn & Freiesleben Architekten haben dem Gebäude nun seine Türmchen wieder aufgesetzt und zwei neue Wohnungen darin untergebracht.
Nach Originalschablone gefertigt, bieten sie den Bewohner*innen einen überdachten Austritt aus ihren Wohnungen. Neu hingegen ist der spitze Giebel, der inmitten beider Türme einen frischen Hochpunkt ausbildet, ohne sich dabei von der symmetrischen Gesamterscheinung des Baus zu lösen. An den seitlichen Straßenzügen schmücken vorher nicht dagewesene Gauben die Dachlandschaft. Trotz ihrer zeitgemäßen gestalterischen Details bilden sie eine harmonische Einheit mit dem Bestand.
Die beiden Wohnungen fassen knapp 200 und 235 Quadratmeter Nettofläche. Angesichts der aktuellen Raumnutzung innerhalb der Stadt eine großzügige Geste — in Bezug auf die Brandschutz-Regularien aber nachvollziehbar, denn beide Wohnungen konnten nur wegen der vorhandenen Dienstbotenaufgänge genehmigt werden. Die übrige Grundrissstruktur entlehnt sich aus den unteren Geschossen.
Beklemmung jedenfalls kommt in diesem Dachgeschoss nicht auf, die üppigen Fenster erhellen die jeweils zweiseitig belichteten Wohneinheiten und aus den Verschneidungen von Dach und Gauben formen sich interessante Raumgeometrien. Der größeren Wohnung wurde das Zimmer hinter dem Giebel zugesprochen, dank der Raumhöhe kann hier über der Küche auch eine schmale Galerie unterkommen.
An Stellen, die sich dem denkmalpflegerischen Auge entziehen, erscheinen eigenständige Gestaltungsdetails, so wird beispielsweise das rückseitige Dach mit Stefalz verkleidet. Eingefärbt in ruhigem Himmelblau fassen konstruktive Holzelemente des Dachstuhls den sonst weißen Innenraum. Auch Einbauten wie die Küchenzeilen und Arbeitsplätze stechen farblich heraus.
Text: Tim Gebhardt
Fotos: Sebastian Schels, Modersohn & Freiesleben
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reto | 24.09.2024 08:43 Uhrreizvolle
Bauaufgabe! Insgesamt Geschmackssache, aber ich mag eigentlich die an ArtDeco und Frühmoderne angelehnte Form- und Farbgebung. Was ich gar nicht mag sind eckige Fenster hinter rundem Bogen. Was ist denn da passiert? War das nur billiger oder steckt da noch ein weiterführender Gedanke dahinter?