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13.06.2024

Wenn Söder nachdenkt

Cukrowicz Nachbaurs Konzerthaus München wird nicht gebaut


Das Konzerthaus München nach Plänen des Bregenzer Büros Cukrowicz Nachbaur wird nicht gebaut. Das gaben Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und sein Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume vorgestern bekannt. Die vorgeschlagene Alternative macht es nicht besser.

Von Gregor Harbusch


Die Entscheidung gegen den Bau des Konzerthaus München im Werksviertel ist das Ergebnis einer sogenannten Denkpause, die Markus Söder (CSU) im März 2022 verordnet hatte. Corona, Ukrainekrieg und kolportierte Kosten in Höhe von circa einer Milliarde Euro ließen den bayerischen Ministerpräsidenten damals die Notbremse ziehen.

Gestern äußerte sich Markus Blume (CSU) gegenüber der Süddeutschen Zeitung zur geänderten Planung: „Der Glaskasten ist passé. Der aufwändige Entwurf ist mit ursächlich für die exorbitanten Baukosten“, liest man dort über den Entwurf des Bregenzer Büros Cukrowicz Nachbaur, das sich 2017 in einem Realisierungswettbewerb gegen 30 Konkurrenten durchsetzen konnte. Seitdem sind knapp 30 Millionen Euro Planungskosten ausgegeben worden.

Anstelle des Architekturbüros möchte man nun einen Totalunternehmer beauftragen. Das Vergabeverfahren auf Basis einer funktionalen Leistungsbeschreibung soll Kosten- und Planungssicherheit sowie die Fertigstellung des neuen Hauses bis Mitte der 2030er Jahre sicherstellen. Im Unterschied zur aktuellen Schätzung von mittlerweile 1,3 Milliarden Euro Baukosten (inklusive Index- und Risikozuschlägen) soll der abgespeckte Neubau nur noch ungefähr die Hälfte kosten. Die Politik verspricht zwar exzellente Akustik und digitale Ausstattung. Dafür wird am Raumprogramm gespart, zum Beispiel am zweiten, kleinen Saal.

Ebenfalls in der gestrigen Ausgabe der Süddeutsche Zeitung skizzierte Egbert Tholl, was dann von der Idee des Konzerthauses vermutlich übrig bliebe. Ursprünglich sei mit dem Konzerthaus ein breit aufgestelltes „Musikzentrum“ geplant gewesen, bei dem verschiedene Institutionen eingebunden werden sollten, doch die Einsparungen würden wohl zu einem bloßen „Konzertsaal“ führen, so Tholl.  Letztlich wäre der Neubau aber nicht mehr als ein fester Spielort des Bayerischen Symphonieorchesters.

Tatsächlich bildet das den Ausgangspunkt und Kern der mittlerweile jahrzehntelangen Diskussionen um einen Neubau, da dieses Orchester von Weltrang keinen angemessenen eigenen Spielort hat. Nur: München hat genügend Konzertsäle – darunter der kürzlich fertiggestellte Gasteig HP8 von gmp, in einigen Jahren der generalsanierte Gasteig von HENN sowie der historische Herkulessaal. Eine halbe Milliarde für einen weiteren Konzertsaal mit knapp 2.000 Plätzen scheint deshalb mehr als fragwürdig.

Das Tragische daran: Die Entscheidung von Söders Kabinett ist viel mehr als eine millionenschwere Politposse im erfolgsverwöhnten und selbstverliebten Bayern. Sie ist ein kulturpolitisches Desaster – und Anlass genug, die Notwendigkeit teurer, repräsentativer Kulturbauten ganz grundsätzlich zu hinterfragen.


Zum Thema:

Das Konzerthaus München im Werksviertel muss im größeren Zusammenhang mehrerer Planungen und Sanierungen von Kulturbauten in der Isarmetropole gesehen werden, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Einen Überblick dazu haben wir im März letzten Jahres gegeben, als unsere Autorin den Planungsstand der denkmalgeschützten Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke vorstellte.


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Der siegreiche Wettbewerbsbeitrag von Cukrowicz Nachbaur aus dem Jahr 2017 wird nicht umgesetzt.

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