Seit Ende September ist in London ein privates Schatzkästchen für die Öffentlichkeit zugänglich, das seinesgleichen sucht. Das Cosmic House im Holland Park, das ehemalige Wohnhaus des Architekturhistorikers und Kulturtheoretikers Charles Jencks (1939–2019) und seiner Familie, wird als Museum und Archiv geöffnet.
Reich an Bezügen, kitschig und unendlich erfinderisch ausgestattet gilt das Cosmic House als Manifest der Postmoderne. Im Jahr 1978 hatten
Charles und
Maggie Jencks gemeinsam mit dem Architekten
Terry Farrell mit dem Umbau der viktorianischen Villa im Holland Park begonnen. Auch Beiträge von
Piers Gough,
Eduardo Paolozzi,
Michael Graves und anderen sind über die Zeit eingeflossen. Die Symbolik, die komplexe Ikonographie und die Bezüge zum Kosmischen sind von Jencks Gedanken und Witz durchdrungen. Nachdem Maggie 1995 verstorben war, lebte Charles bis zu seinem
Tod 2019 mit seinen Kindern John und Lily und mit seiner neuen Frau Louisa Lane Fox im Cosmic House, wo er regelmäßig Architekten und Denker zu Gesprächen einlud.
Diese will die neu gegründete Jencks Foundation nun unter anderem fortführen. Sie soll das Erbe von Charles Jencks pflegen und will als Trägerin des nun öffentlich zugänglichen Ortes Ausstellungen, Vorträge und Publikationen organisieren. Das Haus und die umfangreiche Bibliothek sollen zudem von Stipendiat*innen der Stiftung als Labor für die kritische Auseinandersetzung in der historischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Forschung dienen.
Tochter
Lily Jencks ist die Direktorin der Jencks Foundation. „Meine Eltern haben das Cosmic House als spielerische Polemik entworfen. Wir hoffen, dass die Jencks Foundation den kulturellen Dialog anregt und eine Plattform für diejenigen bietet, die sich mit der Bedeutung seiner Architektur befassen wollen.“, sagt sie. Das Eröffnungsprogramm der Stiftung wird sich mit der Erforschung des Hauses beschäftigen, die erste Ausstellung soll den Materialien im Haus gewidmet sein.
(fm)
Fotos: Sue Barr
Zum Thema:
Besichtigungen können über die Website
www.thecosmichouse.com gebucht werden.
In der
BAUNETZWOCHE#509 „Charles Jencks und die Postmoderne“ blickt der Architekturtheoretiker auf die heutige Zeit.
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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Liebe | 11.10.2021 08:17 UhrEine Schande
ist es, dass so nicht mehr in geringster weise gestaltet wird. Es ist nichts davon von der Allgemeinheit eingefangen worden. Man muss ja nicht den Excess kopieren, aber zumindest sich von der Ausschweifung inspirieren lassen, um nicht in der selben weissen Schuschachtel wie nebenan zu wohnen und ein wenig der individueller Entfaltung zu frönen.