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09.10.2015

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Ur-Rind und Dachfalte

Comic-Museum in Oberfranken


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Aus einer „Prehistoric Cow” ein „Ur-Rind“ zu machen, erfordert eine gewisse Smartness. Solche und andere eher ungeläufigen Begriffe hat Erika Fuchs in den Fünfzigern häufig ins Deutsche übertragen, denn sie war die Übersetzerin von Walt Disneys Donald-Duck-Heften. Und pointiert wie die Comic-Zeichnungen mussten auch ihre deutschen Pendants zu den englischen Sprechblasen sein. Mit gutem Grund heisst also das neue Erika-Fuchs-Haus der Stadt Schwarzenbach an der Saale, das zu Ehren ihrer Bürgerin bereits im August eröffnet wurde, „Museum für Comic und Sprachkunst“. An diesem Wochenende wird das Gebäude nach acht Jahren Bauzeit auch offiziell eingeweiht.

Er passt zur Hintergrundrolle einer Übersetzerin, der Museumsbau von Architekt Dominik Burkard: Dezent und sehr bescheiden fügt sich das zweigeschossige Gebäude mit seiner geschlossenen Putzfassade in die historische Altstadt Schwarzenbachs ein. Der Architekt aus Karlsruhe greift die vorhandene Straßenflucht als vordere Baulinie auf und zeichnet in der Kubatur des Baus die Höhenentwicklung und Dimensionen des Nachbargebäudes nach. Selbst das klassische Satteldach der umliegenden Bauten hat er übernommen. 

Jedoch, abseits der Straßenfront schiebt sich das neue Comic-Museum tief in das Grundstück hinein. Auf den schmalen, langen Rückbau setzt Burkard zwei weitere Spitzdächer. Eine großzügige Freitreppe, die vom höheren Geländeniveau zum Erdgeschoss führt, schließt das Gebäude zur hinteren Gasse ab. Räumlich wirksam bettet der Architekt so den Neubau in die Umgebung ein und macht zugleich seine öffentliche Funktion architektonisch kenntlich.

Die geräumigen Ausstellungsflächen befinden sich im Obergeschoss, als Enfilade reiht Burkard die Räume aneinander. Ihre Gestaltung  sowie das Ausstellungskonzept von m.o.l.i.t.o.r. (Berlin) greifen die Faltung des Daches auf, zeichnen sie – zum Beispiel über Leuchtleisten - nach und verstärken sie über die geschlängelte Ausstellungsarchitektur der Comic-Schau. „Der Parcours ist grafisch perfekt durchgestaltet“, lobte auch die FAZ, „sodass die Besucher den beflügelten Vorwärtsdrang von Comic-Helden entwickeln“.

Obwohl Burkard sehr schön die Zurückhaltung in einem historischen Altstadtkern, die öffentliche Rolle dieses neuen Museumsbaus und ästhetisches Selbstbewusstsein in eine architektonische Balance bringt, ist sein Neubau an einigen Stellen überraschend unstet. Spielen auf der geschlossenen Fassade der scharfe Ausschnitt des einzigen Fensters und die klar gezeichneten, kubischen Dachgauben gut zusammen, so steht ihnen die etwas zu kleinteilig geratene Eingangsfront seltsam gegenüber. Ebenso wirkt das Foyer mit holzverkleidetem Besucherdesk und Treppenaufgang arg konventionell und steif. Schade, wo doch sonst Inhalt und Parcours des Museums zu einer so beschwingten Dynamik zusammenfinden. (sj)

Fotos: Dirk Altenkirch


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

joscic | 13.10.2015 10:43 Uhr

@ Micky und Donald Duck

Pardon, aber das ist doch ziemlich mittelmäßig, da hilft auch nicht das bemühte Lob a la "Räumlich wirksam bettet der Architekt den Neubau in die Umgebung ein und macht zugleich seine öffentliche Funktion architektonisch kenntlich". Ich sehe alleine in der Straßenfassade: Fette Dachgauben, eine weiß angemalte Seitentür, plumpe Glasprofile im Eingangsbereich und ein bezugsloses Fenster im Obergeschoß. AP hat recht, es eine vertane Chance zu nennen. Ein vorhergehender Wettbewerb wäre sicher besser gewesen.

3

Micky | 12.10.2015 09:36 Uhr

passt!

Kann mich Donald nur anschließen. Saubere Architektur-passt!

2

Andrea Palladio | 12.10.2015 08:25 Uhr

Vertane Chance

Leider sehe ich hier keinerlei Einfachheit, nur die dilettantische Kopie einiger bekannter Vorbilder. Wieso sollte man sonst die modischen Sperenzchen im Schnitt machen? Der Raum unter der Dachschräge taugt nicht für einen Ausstellungsraum. Immerhin ist es schön anzusehen, wie sich die Ausstellung mit der Hülle beisst. Zum letzten Mal konnte man das so krass bei Valerio Olgiati in der Schweiz beobachten. (Dort freilich mit umgekehrten Vorzeichen)

1

donald duck | 10.10.2015 23:35 Uhr

Großartig

Das ist einfach großartig ! Mit der Umgebung umgehen, kann sehr gut funktionieren. Die schwarzen Räume sind so einfach wie genial. Kritik in der Meldung unbegründet, das was die Zeit ohnehin abschleift, macht die Architektur nicht aus. Gratulation !

 
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