Man darf schon von einer bevorzugten Lage sprechen: Das Wienerwaldgymnasium liegt genau an der Grenze der kleinen Gemeinde Tullnerbach zum Biosphärenpark Wienerwald westlich der österreichischen Hauptstadt. Dazu kommt der Standort an einem Südhang mit Ausblick. Hier hat die Schule 2023 einen Neubau für 900 Schüler in Betrieb genommen, der von fasch&fuchs.architekten (Wien) entworfen wurde. Sie hatten 2017 den Wettbewerb gewonnen.
Das Büro von Hemma Fasch und Jakob Fuchs konnte inzwischen einige Erfahrung im Bau großer Schulkomplexe in Österreich sammeln. Seit 2006 die von ihnen entworfene Sonderschule in Schwechat internationale Aufmerksamkeit erfuhr und mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurde, ist das Wienerwaldgymnasium bereits ihr zwölftes Schulbauprojekt; darunter wahre Kolosse wie zum Beispiel das Schulzentrum im Stubaital.
Über die Jahre haben sie die Typologie der Clusterschule mit immer neuen Elementen verfeinert, wie etwa offene Lesetreppen als soziales Zentrum der Schulen, eine enge Verzahnung mit den Außenräumen oder das Integrieren von Sporthallen als transparente, ringsum verglaste Boxen in den Gebäuden. All diese Elemente sind nun auch im Wienerwald zu finden.
32 Klassen mit angrenzenden Räumen organisieren die Architekt*innen auf vier Etagen. Insgesamt umfasst das Gebäude 9.500 Quadratmeter BGF bei einem Rauminhalt von satten 43.000 Kubikmetern. Die Etagen sind so in den Hang geschoben, dass vor den Klassenzimmern Terrassen entstehen. Diese teilen sich in einen begrünten Freibereich und einen tiefen Streifen mit Holzfußboden unter einem langen Vordach auf, der bei Regen als laubengang-artige Erschließung oder überdachter Freisitz genutzt werden kann.
Am Ende der Vordächer sind Jalousien angebracht, die durch den Abstand zur Fassade auch bei starker Sonne nie ganz heruntergelassen werden müssen. Eine Sichtverbindung zur Landschaft ist also immer gegeben. Dank der verlängerten untersten Terrasse entsteht ein Vor- und Sportplatz, der gleichzeitig das darunterliegende Parkdeck überdacht. Vor dem Haupteingang finden sich nur Fahrradstellplätze und ein Platz für körperlich beeinträchtige Schüler*innen oder Mitarbeitende.
Innen wurde das Gebäude um eine quer zum Hang angelegte Erschließungszone offen gestaltet: Die Aula ist hier gleichzeitig Treppenhaus, Haupterschließung, Lesetreppe und viergeschossige Halle. Auf Eingangsebene liegen der Raum fürs Kollegium, Küche, Mensa, Bibliothek, Mehrzwecksaal, Musikraum sowie die Nachmittagsbetreuung. Die Lesetreppe führt hinab zu den Kunst- und Werkräumen, Laboren, zum Turnsaal und den Gymnastikräumen mit Blick auf den Sportplatz. Die beiden oberen Geschosse beherbergen die Klassenräume, mobile Trennwände ermöglichen eine flexible Einteilung. Durch die großen Fenster und die begrünten Terrassen integriert sich die Schule trotz ihrer Größe angenehm in die umgebende Natur. Die Baukosten beziffern fasch&fuchs auf 23,6 Millionen Euro. (fh)
Fotos: Hertha Hurnaus
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mma | 23.10.2024 19:16 UhrTolle Schule, tolle Fotos.
Das ist eine tolle Schule, Glückwunsch!
Bleibt eigentlich nur eine Frage: wie geht denn das heutzutage mit den Schülern auf den Fotos - sieht man das in Österreich so viel lockerer? Oder haben da alle Eltern unterschrieben? Sind auch wahnsinnig gut getimet, wirken ja geradezu arrangiert (1, 2, 9 - Bild 6 wirkt echt ZU gut, das könnte auch von der Personenzahl her noch gestellt sein ;-).