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31.03.2020

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Bye bye, Bauhaus

Claudia Perren geht nach Basel


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Timing ist oft alles im Leben, insofern ist die jüngste Meldung aus Dessau gut nachzuvollziehen: Claudia Perren, Direktorin und Vorstand der Stiftung Bauhaus Dessau, wird zum 1. August 2020 als neue Direktorin der Hochschule für Gestaltung und Kunst nach Basel gehen. Wann wäre ein besserer Zeitpunkt für einen Wechsel, als nach Abschluss eines dicht gedrängten Jubiläumsjahres, das noch dazu von der Eröffnung eines neuen Museumsgebäudes gekrönt wurde? In Basel wird Perren in Zukunft einer Hochschule vorstehen, deren Fokus vor allem auf Kunst und Design, aber auch Innenarchitektur und Szenografie liegt.

Claudia Perrens Zeit in Dessau begann im August 2014, zunächst überschattet von der Kontroverse um ihren Vorgänger Philipp Oswalt. Dessen Vertrag war auf Betreiben des damaligen sachsen-anhaltinischen SPD-Kultusministers Stephan Dorgerloh nicht verlängert worden. Mit der gebürtigen Berlinerin Perren, die damals noch in Sydney lehrte, kam eine Akteurin, die kaum jemand auf der Liste hatte, die aber auch ohne Ballast in der hiesigen Institutionenlandschaft agieren konnte. Sie steuerte die Bauhaus-Stiftung in ruhigere Gewässer, legte neue Programme und Vermittlungsformate auf und suchte die Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Museen. Eines ihrer wichtigsten Ziele war die Aktivierung des Erbes durch eine junge Generation, wie sie im Interview in der Baunetzwoche#415 erklärte. Als Bauherrin war sie darüber hinaus vom Wettbewerb über die Beauftragung bis zur Schlüsselübergabe und ersten Nutzung für den Museumsneubau im Zentrum von Dessau verantwortlich. Rainer Robra, Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Bauhaus Dessau, verabschiedet Perren denn auch mit warmen Worten: Perren habe das Bauhaus in den vergangenen sechs Jahren außerordentlich erfolgreich geleitet und das Jubiläum in herausragender Weise gemanagt.

Angesichts ihres ansonsten eher geräuschlosen und besonnenen Führungsstils bleibt von ihrer Zeit am Bauhaus allerdings eine Episode in besonderer Erinnerung. Als im Rahmen einer ZDF-Konzertreihe die linke Band Feine Sahne Fischfilet auftreten sollte, sagte die Stiftung das Konzert aus Sorge vor rechten Protesten ab. Damit handelte sie sich den Vorwurf ein, sich gegenüber den Herausforderungen der Gegenwart nicht ausreichend zu positionieren. Insbesondere der in einer Presseerklärung geäußerte Verweis auf das Bauhaus als unpolitischen Ort wurde mit Blick der Geschichte der Institution unter anderem in einem offenen Brief vieler Kulturschaffender scharf kritisiert. Perren selbst verwies hingegen auf den besonderen Schutz, unter dem eine Welterbestätte wie das Bauhaus stünde.

Perrens Weggang hat, soweit dies aktuell zu beurteilen ist, keine institutionellen oder politischen Hintergründe. Für die Stiftung kam die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt – die zweite Amtszeit hatte gerade erst begonnen – jedenfalls überraschend. Angesichts der geltenden Statuten dürfte der Schritt allerdings auf ein gewisses Verständnis treffen. Bewusst ist der Posten nämlich immer nur auf fünf Jahre befristet, was im Umkehrschluss eben auch bedeutet, in Konkurrenz zu Aufgaben mit langfristigerer Perspektive zu stehen. Die Stelle wird nun neu ausgeschrieben, über einen genauen Fahrplan ist bisher noch nichts bekannt. Auf ihrer Webseite sucht die Stiftung derzeit nur nach einer Mitarbeiter*in für die Verwaltung und einer studentischen Hilfskraft für die Bauabteilung. (sb)


Zum Thema:

Unseren Rückblick auf die Highlights des Bauhaus-Jahres finden Sie hier, alle Meldungen zum Jubiläum unter www.baunetz.de/bauhaus100.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

Horst S | 06.04.2020 12:29 Uhr

Hört hört?

Nach der Lektüre dieser Kommentare bin ich versucht, mal ganz dezidiert nach der Grundlage für diese Kakophonie zu fragen. Ich empfinde es als dreist, derartige Beurteilungen aus der Entfernung abzugeben. Niemand von Ihnen scheint sich der Aufgabe, der Tragweite und der Herausforderung, welche die Führung einer solchen Kulturinstitution mit sich bringt, bewusst zu sein. Etwas mehr Demut und Respekt wären angebracht. Und: das Bauhaus ist keine Krawallbude. Die Kunst, kulturellen Anspruch, die Schnittstellen zur Politik, die regionalen und internationalen Bezüge zusammen zu bringen, ist groß. Zuletzt sei gesagt: wer schon mal einen solchen Bau gut hinter sich gebracht hat, hat doch einiges richtig gemacht Und ist auf die stetig Meckernden dieser Welt nicht angewiesen.

5

Klaus Schwerte | 01.04.2020 20:57 Uhr

Geräuschlos

Damit besteht wohl akute Gefahr, dass wir auch von der HGK bald nichts mehr hören werden. Jedenfalls nichts Neues, Spannendes, inhaltlich Aufregendes. Ich bin nur neugierig, wer den Tanker Bauhaus Dessau übernimmt. Doch nicht Florian Pronold?

4

Lars K | 01.04.2020 15:37 Uhr

architekt

Das wäre schade, wenn das Bauhaus eine leere Hülle bliebe, denke ich. Das Bauhaus ist nicht mehr die schule der 20er-Jahre, schon klar, aber es kann eine aktive Institution sein, die heutige Fragen bearbeitet und Fragen und Themen des historischen Bauhauses fortführt und aktualisiert. Eine aktive Institution. Eine sich einmischende Institution. Und - anders als Perrens Postulat - auf jeden Fall auch eine politische Institution. Eine Institution die dahin geht, wo es weh tut. Die ergänzung der MEisterhäuser von BFM waren da ein ziemlich richtungsweisendes Projekt. Das Bauhaus-Museum im Stadtpark eher nicht. Dass die Direktorin nach den Feierlichkeiten geht, empfinde ich als peinlich. oder sogar ein Offenbarungseid?

3

auch ein | 01.04.2020 13:44 Uhr

architekt

@1:

was "wäre" denn das Ziel "am" bauhaus?

Vielleicht IST es ja schon eine leere Hülle in der man die goldenen 20er feiert, museal.

Ist eine moderne Art der Bauakademie in Berlin, dort hatt eman auch mal ein Konzept und Ideen, paar Jahrzehnte früher.
da sind es nur noch Plastikplanen. Aber dort kann man wenigstens im Notfall noch einen Media-Markt eröffnen....

2

STPH | 01.04.2020 09:06 Uhr

Bauhaus einst wie jetzt


In der dessauer Provinz muss man laut sein, entweder überall in den Medien, im Gerede oder nirgendwo.
Auch das die fast virale Körperlosigkeit und Aktualität des historischen Bauhauses, ein frühes global village.
Die Welt ist rund und zum Pol muss man sich machen.

Ich schlage vor: nur Raum als Bauhausutopie, selbst Raum.

Es sind nicht die Objekte, es ist der Raum den sie einfangen.

Raum als Selbst Befreiung




gleichzeitig das Gemeinsame

1

Lars K | 01.04.2020 08:29 Uhr

bye bye

"geräuschlos und besonnen" trifft es wohl ganz gut. Profillos möchte man noch hinzufügen. Ich kann nicht erkennen, für was die Ära Perren am Bauhaus Dessau stand. Was waren die inhaltlichen Schwerpunkte ihrer Zeit?
Sie hat nur verwaltet, was andere schon vor ihr angeschoben hatten, und hat sich dafür lächelnd ins Rampenlicht gestellt: Neubau der Meisterhäuser, Neubau des Museums. Jetzt, wo nach dem Bauhaus-Jahr die Scheinwerfer abgeschaltet sind, verdrückt sie sich. Ihr(e) nachfolger(in) wird ein programmloses, zielloses, inhaltsleeres Bauhaus vorfinden und an sehr vielen Stellen bei Null anfangen müssen.

 
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Claudia Perren, Foto: Franziska Sinn

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