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27.09.2010
Kein Bilbao in Israel
Chyutin Architects gewinnen Wettbewerb
Seit dem Guggenheim-Museum in Bilbao will fast jede Stadt einen Gehry haben – muss sie aber nicht. In Jerusalem wird der Neubau für das „Museum of Tolerance“ nun eben nicht von dem Pritzker-Preisträger realisiert, sondern von dem israelischen Büro Chyutin Architects (Tel Aviv). Letzte Woche wurde der zweite vom Simon Wiesenthal Center (SWC) ausgeschriebene Wettbewerb entschieden, in dem sich das Architektenpaar Bracha und Michael Chyutin gegen zwei weitere israelische Architektenbüros durchsetzte.
Kurzer Rückblick: Der Entwurf von Frank O. Gehry (siehe BauNetz-Meldungen zur Planvorstellung vom 26. November 2002 und zur Grundsteinlegung vom 19. Mai 2004) fiel mehr oder weniger der Finanzkrise zum Opfer. Nachdem die Bauarbeiten seit Februar 2006 mehrmals wegen Ausgrabungen (man fürchtete die Entweihung historischer Gräber auf dem ehemaligen Friedhofsareal) und finanziellen Schwierigkeiten über längere Zeiträume gestoppt werden mussten, lehnte Gehry Anfang des Jahres jede weitere Zusammenarbeit ab. Er wurde um eine Verkleinerung des Prestigeprojekts gebeten – Gehry wollte sein Projekt jedoch nicht „verstümmeln“, hieß es in den lokalen Zeitungen.
Nun also Plan B: Der neue Entwurf für das „Museum of Tolerance“ kommt weitaus schlichter und unaufgeregter daher als Gehrys Vorschlag. Und natürlich, wie gefordert, viel günstiger – anstatt 250 wird der Neubau nun nur noch 100 Millionen Dollar kosten. Die israelischen Architekten haben wohl vor allem mit ihrer Idee der fliegenden Thorarolle überzeugt. Das im Grundriss S-förmige Museum scheint über der kleinen Piazza an der Hillel-Straße zu schweben. Der auskragende Gebäudeteil rahmt einen zur Straße und zur Neustadt hin offenen Platz, der sich zum tiefer liegenden archäologischen Garten hinabsenkt. Hier sollen die Reste des Aquädukts zu sehen sein. Die Besucher können unter dem Gebäude hindurch auf den Friedhof blicken, zu dem sich der Neubau mit einer eleganten Glasfassade öffnet. Neben den Ausstellungsräumen wird das Museum auch ein Theater, ein Bildungszentrum, ein Restaurant sowie ein Museumsshop und Büros für die Verwaltung enthalten.
Der Gründer und Dekan des Simon Wiesenthal Center, Rabbi Marvin Hier, kann mit dem „schwebenden“ Siegerprojekt sehr zufrieden sein. Immerhin wird nun kein Zirkus, sondern eine ernstzunehmende Museumsarchitektur in Jerusalem gebaut. Auch wenn immer noch ein Teil der Baukosten fehlt, soll es bis 2015 realisiert werden.
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