Wolkenkratzer sind nicht die erste Assoziation, die im Zusammenhang mit Tschechien in den Sinn kommt, de facto sind kaum welche vorhanden. Auch überschreiten nur wenige Hochhäuser überhaupt 100 Meter, darunter einige in der Hauptstadt Prag oder das derzeit höchste Gebäude in Brünn. Nun ist ein 235 Meter hoher Wolkenkratzer in der drittgrößten Stadt Ostrava geplant. Dieser soll als Wahrzeichen und Orientierungspunkt innerhalb des Verwaltungszentrums der Mährisch-Schlesischen Region dienen, wo sich in den letzten drei Jahrzehnten der Wandel vom Kohlebergbau und der Hüttenindustrie hin zur dienstleistungs- und informationsorientierten Stadt vollzogen hat. Dies lässt sich zunehmend auch in der Stadtlandschaft ablesen. Öffentliche und private Investoren initiierten im Zuge einer großen Zentrumssanierung bereits den Bau von Museen, Universitätscampus, Galerien und Wohnprojekte. Auch ein Konzerthaus von Steven Holl Architects entsteht mit geplanter Eröffnung 2024.
Auf einem weitläufigen Areal an einer ehemaligen Verkehrsader plant nun seit 2019 das Büro Chybik + Kristof (Prag, Brünn, Bratislava) in Kooperation mit dem Investor RT Torax einen Wolkenkratzer, der eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit mit öffentlichen Bereichen beherbergen soll. Der Turm, der am Fuß einer Brücke entstehen und an den Busbahnhof angeschlossen sein wird, soll zu einem Zugangs- und Knotenpunkt der Stadt werden und idealerweise das Zentrum wiederbeleben. 56 Stockwerke und 98.000 Quadratmeter sind geplant, der Entwurf weist eine X-förmige Struktur und im Querschnitt konkave Geometrie auf.
Die größten öffentlichen Räume bilden die von allen Seiten sichtbare und barrierefreie Lobby im Erdgeschoss sowie ein Panorama-Dachgarten. Immer abwechselnd ordnen die Architekt*innen öffentlich zugängliche und private Nutzungsbereiche auf den insgesamt 56 Stockwerken an. So gehören neben den Büros auch ein Kongresszentrum, Einzelhandel und ein Hotel zum Programm. An die Dachterrasse schließen eine öffentliche Bar, ein Café und ein Restaurant an. Die Stadt und umliegende Landschaft bleiben von nahezu allen Ebenen durch die facettenartige Glasfassade bis zum Dach im Blickfeld. Fertigstellung des Ostrava Tower ist für 2027 geplant.
Text: Isabell Sachse
Auf Karte zeigen:
Google Maps
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
Die Zuversicht | 02.03.2022 11:31 UhrNeues Bauen 2.0
Obwohl absolut kontemporär wirken solchen Vorhaben mittlerweile sowas von aus der Zeit gefallen... Wir brauchen andere Konzepte für andere Programmierungen. Schon lange überfällig.