„Die Stadt ist ein Bauwerk größten Maßstabs und ihre Planung ist eine Architekturaufgabe.“ – für Christoph Mäckler steht dieses Zitat des späthistoristischen Architekten Felix Genzmer als These hinter der eigenen Architektur. So ist sein Name denn auch überall dort zu hören, wo es um städtebauliche Maßstäbe und historische Themen geht. Sowohl im geplanten Werkbund Quartier in Berlin als auch im Lübecker Gründerviertel ist er vertreten und in Dortmund diskutiert er über Fassaden.
Ganz praktisch im historischen Bestand arbeitet Mäckler seit 2004 in Freiburg im Breisgau: die gotische und barocke Architektur des ehemaligen Augustinerklosters beherbergt seit 1923 die bedeutende Kunstsammlung des Augustinermuseums. Das Kirchengebäude konnte nach aufwendiger Wiederherstellung des angegriffenen Dachstuhls bereits 2010 wiedereröffnen. Im zweiten Bauabschnitt entstand nun ein Neubau Mäcklers, der sich zwischen den Architekturelementen aus verschiedenen Epochen positioniert und so das Museum als Gebäudeensemble verbindet. Am 16. September 2016 wurde dort die erste Sonderausstellung der grafischen Sammlung mit Werken von Hans Baldung Grien eröffnet.
Während Kirche, Kreuzgang und benachbartes Stadthaus mit sichtbaren Spuren baulicher Veränderungen der vergangenen Jahrhunderte bestehen bleiben, ersetzt Mäcklers Neubau einen Zwischenbau von Karl Gruber aus den Zwanzigerjahren Jahren. Das optisch zweigeteilte Haus mit verspringender Traufe schließt an das Nachbarhaus an. Mit einem zurückgesetzten, niedrigen Torhaus wird der Chor der Kirche freigelegt. Dort kommen eine Konsole und zwei steinerne Torbögen aus dem Vorgängerbau als Spolien zum Einsatz. Als Ausstellungs- und Magazingebäude der grafischen Sammlung, sind die Fassaden geschlossen. Sechzehn Buchstaben verzieren die Fläche und lassen sich auf den zweiten Blick zum Name „Augustinermuseum“ zusammensetzen. In Anknüpfung an die städtische Tradition künstlerischer Pflastermosaike wurden aus dunklen und weißen Rheinkieseln 3 Häuschen als Symbol für drei Bauabschnitte eingesetzt.
Mit der Kleinodientreppe entstand ein verbindender Ausstellungsraum, der den Rundgang durch alle Teile des Gebäudeensembles ermöglicht. Im Zuge des dritten und mit 30 Millionen teuersten Bauabschnitts soll bis 2020 nicht nur der Kreuzgang saniert, sondern auch ein öffentlicher Durchgang von der Salzstraße über den Osthof in den Zinnengarten angelegt werden. So platziert Mäckler den Neubau im Ensemble des Museums zugleich als „Baustein der Stadt“, wie es Genzmer schon 1912 forderte. (dd)
Fotos: Christian Richters, Axel Killian, Hans-Peter Vieser, Rita Eggstein, Thomas Eicken und Florian Bilger
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RJauch | 22.09.2016 07:57 UhrSchönheit ruht in der Ordnung
Einfach und schön...und ja Architektur muss schön sein!