Am Sonntag, den 7. April eröffnet im Krefelder Kaiserpark der Pavillon, der nach Plänen des Düsseldorfer Künstlers Thomas Schütte und RKW Architektur + entstand. Im Inneren der oktogonalen Holzkonstruktion sind die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Bauhaus und die Seidenindustrie“ zu sehen. Konzipiert hat es die Krefelder Kunstwissenschaftlerin Christiane Lange. Sie ist Vorsitzende der Initiative Projekt MIK e.V., Kuratorin des Krefelder Jubiläumsbeitrags und Enkelin des Bauherren von Haus Lange, das neben Haus Esters 1928–30 nach Plänen von Mies van der Rohe entstand.
Frau Lange, anlässlich des Bauhaus-Jubiläumsjahres lassen Sie einen Pavillon des Künstlers Thomas Schütte in den Krefelder Kaiserpark stellen. Warum?
Der Krefeld Pavillon von Thomas Schütte ist zu allererst als Reverenz an die Kunst zu verstehen. Weder dekonstruierend noch fortschreibend, ignoriert er das Bauhaus als Ikone der Avantgarde und seine zahlreichen klischeehaften Adaptionen. Stattdessen rückt er die Bildende Kunst in den Mittelpunkt. Genau das fand ich spannend für unsere Bauhaus-Ausstellung. Wir lenken den Blick auf die wichtige Rolle, die die Kunst am Bauhaus spielte. Gropius hatte ja interessanterweise vor allem Maler und Bildhauer versammelt, um Gestalter und Architekten auszubilden. Auch für die Seidenfabrikanten, deren Verbindung zum Bauhaus wir in der Ausstellung vorstellen, war sie von zentraler Bedeutung: Viele von ihnen sammelten zeitgenössische Kunst, Hermann Lange in großem Stil. Diese Auseinandersetzung öffnete ihr Denken, schulte ihren Blick und machte sie empfänglich für das radikal Neue, das am Bauhaus probiert wurde.
Mit einem Satz: Was verbindet das Bauhaus und die Seidenindustrie?
Letztendlich der Glaube an die verändernde Kraft von Kunst und Kreativität, auch im ganz pragmatischen Kontext des wirtschaftlichen Handelns.
Können Sie sich noch erinnern, wie Sie zum ersten Mal mit dem Bauhaus in Berührung gekommen sind?
Ich bin in einem Umfeld groß geworden, in dem die meisten Möbel von jemandem waren, das Sofa von Scarpa, der Sessel von Mies usw. Das Wort Bauhaus wird also gefallen sein in meiner Kindheit, aber bewusst wahrgenommen habe ich es erst, als Moderne und Funktionalismus massiv in die Kritik geraten waren und als gestalterisches Leitbild Ende der 1970er Jahre für eine Weile abdanken mussten. Ich erinnere mich noch gut an die enthusiastischen Debatten um ein neues Design auf dem Designer’s Saturday in Düsseldorf, irgendwann Anfang der 1980er. Das Bauhaus war nur noch im Rückspiegel zu sehen, oder aber in Mendinis „Redesign del sedie del movimento moderno“-Serie.
Wo ist Bauhaus für Sie heute?
Zur Zeit täglich in den Medien. Und auf meinem Schreibtisch. Die wissenschaftliche und mediale Rezeption klaffen allerdings teilweise sehr weit auseinander.
Gropius, Meyer oder Mies?
Als Architekt: ganz klar Mies. Gropius dagegen als genialen Kommunikator, Organisator und Netzwerker. Er hat sich das Bauhaus ausgedacht, hat außergewöhnliche Künstler für seine Idee gewinnen können und sich unermüdlich der Diskussion um das Bauhaus gestellt. Wenn man die Akten rund um die politisch motivierte Schließung der Schule in Weimar liest, die Polemiken, die Angriffe auf die Schule und auch auf Gropius – ihn hat das nicht davon abgehalten, weiterzumachen und eine viel bessere Alternative in Dessau zu finden. Diese Energie und die Qualität seiner Mitstreiter sind vielleicht der Grund dafür, dass das Bauhaus die anderen Reformschulen überstrahlt und uns immer wieder beschäftigt.
Die Fragen stellte Uta Winterhager.
Ausstellung im Pavillon: Mi bis Fr 15–21 Uhr, Sa, So und Feiertage 12–20 Uhr
Eröffnung: Sonntag, 7. April, 12 Uhr
Ort: Kaiserpark, Wilhelmshofallee/Kaiserstraße, 47800 Krefeld, (300 Meter vom Haus Lange entfernt)
Fotos: Michael Dannenmann
In einer früheren Version hieß es: „Am Sonntag, den 7. April eröffnet im Krefelder Kaiserpark der Pavillon des Düsseldorfer Künstlers Thomas Schütte.“ Diese Aussage wurde ergänzt.
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