Der Schweizer Architekt Christian Kerez hat bis jetzt relativ wenig gebaut. Internationale Beachtung erfuhr er erstmals 1998 mit dem Kunstmuseum in Vaduz (siehe dazu BauNetz-Meldung vom 11. August 2000). Zehn Jahre später war es ein weiterer Museumsbau, sein Siegerprojekt für das Museum für Moderne Kunst in Warschau (siehe dazu BauNetz-Meldung vom 20. Februar 2007), mit dem er die mediale und politische Aufmerksamkeit auf sich zog. Die polnische Öffentlichkeit hatte sich ein ikonisches Bauwerk erwartet und war von dem scheinbar „banalen“ Gebäude des Schweizers enttäuscht.
So minimal sich allerdings die Bauten von Kerez präsentieren, so komplex ist der Prozess, der zu seinen stark konzeptionell geprägten Entwürfen führt. Mit dem Ziel, Beliebigkeit zu vermeiden, die er als Gegenteil architektonischer Qualität betrachtet, versucht er konsequent und akribisch das Grundsätzliche an einer Aufgabenstellung herauszuschälen und durch systematisches Ausschließen und Durchdenken zu der einen, „zwingenden“ Lösung zu gelangen.
Christian Kerez betrachtet sich als Architekt ohne Eigenschaften, der sich soweit wie möglich aus dem Entwurf heraus hält, um an seiner Stelle die „Fakten“ entscheiden zu lassen.
Viel Raum nehmen in der vom Zentrum Architektur und Tirol (aut) in Innsbruck organisierten Ausstellung „Traum & Wirklichkeit“ die Modelle ein. Die Ausstellung will weniger einen Überblick über das Gesamtwerk von Christian Kerez zeigen, sondern anhand einzelner Projekte eine Annäherung an sein Architekturverständnis ermöglichen.
Ausstellung: 2. Oktober bis 19. Dezember 2009
Ort: aut. architektur und tirol, Lois-Welzenbacher Platz , A-6020 Innsbruck
Zum Thema:
www.aut.cc
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Ambi Valance | 29.09.2009 09:35 Uhreigenschaftslos
Bei allem Respekt für die Arbeiten von Christian Kerez und dem Bedürfnis innerhalb der Architekturszene wahrgenommen zu werden, ist der selbst gewählte Titel `Architekt ohne Eigenschaften` befremdlich und suggeriert eher Marketing als Architekturverständnis.
Die beschriebene Arbeitsweise lässt rein auf die Parameter der Entwurfsaufgabe bezogene Projekte erwarten, in der sich der Entwerfer mitsamt seinem Stil so weit zurücknimmt, dass hier eine echte individuelle Antwort (auf Ort, Kultur, Nutzung usw.) erarbeitet wird.
Das kann ich - mit Verlaub - nicht erkennen, vielmehr sprechen die Projekte eine sehr ähnliche formale Sprache die Handschrift, Vorlieben und Stil des Entwerfers meines Erachtens sehr deutlich zeigen.
Dazu sollte man stehen können - eine `Ich-mache-alles-ganz-anders-als-andere`- Strategie haben große Menschen nicht nötig.