Die im Berner Kirchenfeldquartier befindliche Schweizerische Nationalbibliothek, 1931 nach Plänen der Architekten Alfred Oeschger, Josef Kaufmann und Emil Hostettler errichtet, gilt als wichtiges Beispiel des Neuen Bauens. 1994 und 2001 wurde der symmetrische Bau mit zwei Flügeln und rückseitigem, achtstöckigem Bücherturm grundlegend saniert und erweitert, nun besteht in mehreren Bereichen erneut dringender Sanierungsbedarf. Die Institution selbst durchläuft derzeit unter dem Schlagwort „Bibliothek der Zukunft“ eine Transformation hin zum zeitgemäßen Kultur- und Wissensort, der in seinem öffentlichen Charakter gestärkt und ausgebaut werden soll.
Vor diesem Hintergrund initiierte die Schweizerische Eidgenossenschaft, vertreten durch das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL), auf Grundlage eines neu entwickelten, flexiblen Nutzungskonzepts ein selektives Studienauftragsverfahren zur Gesamtsanierung. Das daraus hervorgehende Gewinnerteam soll via KBOB Vertrag mit der Projektierung und Realisierung der Maßnahme beauftragt werden. Wettbewerbsaufgabe war es, aufzuzeigen, wie die Zukunftsvision innerhalb des denkmalgeschützten Bestands gestalterisch sensibel umgesetzt und dabei die Gesamtnutzfläche um 1.350 Quadratmeter auf insgesamt 12.850 Quadratmeter vergrößert werden kann.
Der Verträglichkeit der neuen räumlichen Lösungen mit der historischen Substanz, der statischen Ertüchtigung sowie einer besseren Zugänglichkeit und innenräumlichen Aufenthaltsqualität der Bibliothek kamen dabei hohe Bedeutung zu. Als „Forum“ soll sie künftig eine für die breite Bevölkerung offene, vielfältig nutzbare Begegnungsstätte mit „Raum für Forschung, Austausch, Inspiration, Innovation und unerwartete Erlebnisse“ sein. Ebenfalls forderte die Auslobung Vorschläge zur Platzierung eines neuen Tiefmagazins für die Lagerung der wachsenden Bestände sowie zur Neugestaltung des mit dem Gymnasium Kirchenfeld geteilten Zugangshofes. Dieser ist gegenwärtig noch von einem provisorischen Pavillon der Schule besetzt, der die Wahrnehmung des Bibliothekskomplexes stört.
Aus den eingegangenen 32 Bewerbungen konnten sich in einer ersten Verfahrensstufe sechs Generalplanerteams qualifizieren. In der zweiten Stufe kürte die Jury unter Vorsitz von Hanspeter Winkler vom BBL einstimmig Christ & Gantenbein mit Drees & Sommer Schweiz zum Gewinner und empfiehlt diese Einreichung für die Weiterbearbeitung. Die in der zweiten Verfahrensstufe beteiligten Teams im Überblick:
- Gewinner: Christ & Gantenbein mit Drees & Sommer Schweiz (beide Basel)
- Teilnahme: Armon Semadeni Architekten (Zürich)
- Teilnahme: Harry Gugger Studio (Basel)
- Teilnahme: Kast Kaeppeli Architekten (Bern)
- Teilnahme: Masswerk Architekten und Halter Casagrande Partner (beide Luzern)
- Teilnahme: Miller & Maranta (Basel)
Besonders begrüßte die Jury den Vorschlag des Gewinnterteams, den Hof vom Schul-Provisorium zu befreien und die Parkplätze zu reduzieren, um so den Außenraum wiederherzustellen und aufzuwerten. Mit einer großen, vielfältig nutzbaren Wiese und Aufenthaltsbereichen unter Bäumen soll er zum Stadtgarten für das Quartier werden. Die beiden seitlichen Höfe zur Berna- und zur Helvetiastraße werden ebenfalls zu Eingangshöfen, die jeweils direkt in die Ausstellung oder ins Bistro führen. Ergänzt durch einen Personaleingang im Norden soll die Bibliothek so von jeder Seite her zugänglich sein.
Das Erdgeschoss erfährt nur wenige bauliche Eingriffe, wird aber in Ausdruck und Bespielung an den Forumsgedanken angepasst. Der Bücherturm soll als „vertikale Medienwelt“ und „vielfältige Leselandschaft mit unterschiedlichen Raumsituationen“ entwickelt werden, wobei aus Respekt vor dem Bestand nur punktuelle Änderungen angedacht sind. Generell sucht das Planungsteam nicht den Kontrast zwischen Altem und Neuem, sondern will das Vorhandene weiterbauen. Der zusätzliche Flächenbedarf soll hauptsächlich durch unterirdische, flexible Atelierräume abgedeckt werden, die von oben belichtet werden und über einer jederzeit umnutzbaren Tiefgarage liegen. Mittels Deckelbauweise kann später nach unten erweitert werden – hier ist zukünftig das dritte Tiefmagazin vorgesehen. (da)
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auch ein | 05.04.2023 11:22 Uhrarchitekt
@2:
lernen sie mal ihr handy richtig einzustellen, dann können wir ja weiterdiskutieren.
"schön" ist ja ein schlimmer begriff bei architekten (besonders im lehrkörper) redet man von "schwierig", "da habe ich meine probleme damit", "strukturell gut gemacht".....
aber SCHÖN darf man sagen wenn es einem gefällt, denn es ist GESCHMACKSSACHE
und selber? mögen sie lieber die rosa babyperspektiven mit nem grossen baum davor und lenkdrachen? ich finde das nicht schön