Ende 2011 wählten zwei Vorjurys vier Kandidaten zur Weiterbearbeitung aus, im März 2012 kürte eine dritte Jury den Sieger. Dieser wurde in einer Gemeinderatssitzung Mitte Mai 2012 bestätigt. Demnach wird das neue Musée des Beaux-Arts in Reims von dieser Arbeitsgemeinschaft geplant: David Chipperfield Architects, Berlin (Architektur), Element GmbH, Basel (Ausstellungsarchitektur), OTE Ingéniérie, Illkirch (Ingenieurleistungen), Otelio, Colmar (Umweltverträglichkeit) und 8’18’’, Paris (Lichtplanung). Unter 139 Einreichungen waren zuvor diese Bewerber in die Shortlist gewählt worden:
- X-TU architecs
- Kengo Kuma et associates
- Dominique Perrault Architecture
- David Chipperfield Architects
Das
Musée de Beaux-Arts in Reims platzt aus allen Nähten: An seinem bisherigen Standort, einer alten Abtei nahe der berühmten Kathedrale, kann es nur 7,5% seiner Bestände zeigen. So wurde der Umzug des Museums in einen Neubau im Herzen des historischen Viertels
Boulingrin beschlossen. Vom Wettbewerbssieger Chipperfield erwartet die Stadt Reims „ein in der Stadt sicht- und erkennbares Museum, ein wahrhaftes Kunstwerk des 21. Jahrhunderts, das sowohl die ausgestellte Kunst als auch die archäologischen Reichtümer des Quartiers in Wert setzt“. Dem Wettbewerb vorangegangen waren archäologische Ausgrabungen auf dem Grundstück.
Das neue Museum steht in einem aus der Stadtbefestigung hervorgegangenenen Grünzug und soll einen neuen Eingang zur historischen Altstadt ausbilden. Hier kündet bereits die Markthalle
Halles de Boulingrin, „eine wahrhaftige Kathedrale aus Glas und Beton“ aus der Zwischenkriegszeit, vom „avantgardistischen Ehrgeiz“ der Stadt Reims. „Neben diesen Hallen erzählt das Museum von David Chipperfield eine andere Geschichte: die Geschichte einer Stadt, die sich einem Horizont auf das Jahr 2020 mit einem großen städtebaulichen Projekt neu entwirft“ (Stadtverwaltung).
Chipperfields Entwurf sieht ein Gebäude aus drei gegeneinander verschobenen Riegeln mit geneigten Dächern und einer transluzenten Fassade vor. Es soll in der Stadt als skulpturales „Objekt mit drei Schiffen“, als „strahlender Körper in der Nacht“ wirken, das sich zum römischen Stadttor
Porte Mars hin ausrichtet. Die Fassade besteht aus einer Sockelzone, die mit dünnen, durchscheinenden Marmorplatten verkleidet ist. Die höher gelegenen Partien der Fassade oberhalb des Sockels sind mit Keramikplatten aus recycletem Weißglas verkleidet. Eine dreiseitig zur Stadt hin geöffnete Halle überspannt freitragend das archäologische Grabungsfeld. Abgehängte, hölzerne Stege sammeln die unterschiedlichen Zugänge und führen über die archäologischen Funde in das Foyer.
Während die Depots in den beiden Untergeschossen liegen, entwickeln sich die Ausstellungssäle über drei Geschosse in chronologischer Folge nach oben. Die längsgerichteten Haupträume sind flexibel unterteilbar. Kleinere Kabinette lagern sich an diese an. Die Raumfolge wird ergänzt durch Räume zur Kunstvermittlung und Orte der Entspannung mit Ausblicken über die Stadt.
Ein Großteil der Ausstellungsräume kann natürlich belichtet werden. Lichtdecken im obersten Geschoss verteilen das über die schrägen Dachflächen einfallende Tageslicht gleichmäßig. In den ersten beiden Geschossen machen große, transluzente Fassadenbereiche den kontrollierten Einfall von Seitenlicht möglich, der bevorzugten Belichtung für die präsentierten Exponate. Einzelne Fenster inszenieren gerichtete Ausblicke bis hin zur Kathedrale.
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Fad | 27.05.2012 20:24 UhrFad
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