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04.08.2015
Villa Eden
Chipperfield am Gardasee
Sehnsuchtsort Italien: Wer mit dem Auto auf der Serenissima (A4) von Mailand Richtung Venedig fährt, kommt an den norditalienischen Städten Bergamo, Brescia, Verona und Vicenza vorbei. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke streift man Desenzano del Garda am südwestlichen Ufer des Lago di Garda. Etwas weiter Richtung Norden, oberhalb der Gemeinde Gardone Riviera, haben David Chipperfield Architects Ende Juli gleich zwei Villen fertig gestellt und zeigen: Der Garten Eden liegt am Gardasee.
Die beiden Neubauten sind Teil einer größeren Planung des Tiroler Immobilieninvestors René Benko. Dieser hat für sein luxuriöses Wohn- und Erholungsresort (mit privatem Hubschrauberlandeplatz!) neben David Chipperfield die Architekten Richard Meier und Matteo Thun sowie das Innsbrucker Architekturbüro ATP sphere beauftragt. Insgesamt sieben Luxusvillen, vier Reihenhäuser sowie ein Clubhaus mit Wellnessbereich, Restaurant und weiteren Appartements sollen am westlichen Gardasee-Ufer entstehen. Die Landschaftsplanung des 78.000 Quadratmeter großen Areals hat der Schweizer Gartenarchitekt Enzo Enea übernommen: Er soll das Grundstück mit Olivenbäumen, Palmen und Zypressen in „ein parkähnliches Naturparadies an den Hängen des Gardasees verwandeln“. Diesem Anspruch verdankt das gesamte Projekt seinen Namen: „Villa Eden – Gardone“.
Nun könnte man als Architekt dieser Luxus-Immobilienplanung skeptisch gegenüberstehen, oder man freut sich über so einen paradiesischen Bauplatz in Bestlage. Allein 10 Millionen Euro hatte der Investor vor etwa acht Jahren für das Grundstück gezahlt, die Planungen laufen seit 2008. David Chipperfield Architects zeichnen für die Realsierung der „Villa Eden 1“ und der „Villa Eden 5“ verantwortlich, der Entwurf stammt von Chipperfield-Partner Christoph Felger. Seine Villen sind einerseits deutlich als Neubauten erkennbar, gliedern sich aber andererseits unauffällig in die Hanglandschaft ein. In ihrer Typologie interpretieren sie die Architektur der Limonaias – also jener historischen Bauten für den Zitronenanbau, die bis Ende des 19. Jahrhunderts die westlichen Hänge des Gardasees geprägt haben.
Drei massive Außenwände fassen die Neubauten jeweils zum Hang hin ein – sie führen das Bruchsteinmauerwerk der Sockelbauten fort. Während sich die Nebenräume rückseitig orientieren, öffnen sich Wohn- und Schlafräume zur Talseite mit geschosshohen Fenstern, vorgelagerte Pergolen dienen als Sonnenschutz. Gleichzeitig soll deren Vertikalität laut Architekten den „Rhythmus der umgebenden Olivenbäume“ fortsetzen. Etwas versetzt schließen sich an diese Außenräume weitere Terrassen mit einem Pool an. Neben Naturstein, der aus regionalen Steinbrüchen stammt, verwenden David Chipperfield Architects hellgrauen Beton für die Konstruktion und die schlanken Stützen sowie Holz für die Fensterrahmen. Die Strenge der aufgereihten Stützen, die einen abstrakten Säulengang formen, bildet einen Kontrast zum Bruchsteinmauerwerk und gibt diesem einen Rahmen. Und ein wenig erinnert dieses Motiv an die vertikalen Raster eines Max Dudler.
Bedacht, gekonnt und perfekt ausgeführt könnte dieses Projekt für David Chipperfield Architects eine Versöhnung mit Italien sein. Bei dem Museo delle Culture (Mudec), das Ende letzten Jahres in Mailand fertiggestellt wurde, gab es zwischen den Architekten und der Comune di Milano kurz vor Eröffnung der Expo einen Streit um die Ausführungsqualität des Fußbodens. (jk)
Fotos und Pläne: © David Chipperfield Architects
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