Hell strahlt ein hoher Turm von David Chipperfield Architects am Elbufer über Hamburg hinweg. Zumindest tut er das auf den Renderings, die seit Freitag kursieren. Am 8. Februar verkündeten der Erste Bürgermeister Olaf Scholz, Senatorin Dorothee Stapelfeldt und der Vorsitzende der HafenCity GmbH Jürgen Bruns-Berentelg, dass David Chipperfield Architects das neue Tor zu Hamburgs Innenstadt realisieren werden. Damit nimmt die nur schemenhafte Vision eines neuen Wolkenkratzers, die vergangenes Jahr mit der Ankündigung eines Turmbauprojekts für die Hansestadt umherschwirrte, plötzlich scharfe Konturen an. Mit dem 233 Meter hohen Elbtower, dessen Fertigstellung für 2025 anvisiert ist, wird die HafenCity ihren östlichen Abschluss finden. So dachte sich das bereits Volkwin Marg 1996 auf einer Skizze als die gesamte Elbinsel-Stadt noch eine Vision war. Heute befindet sich zwar in der HafenCity nahezu kein Stein dort, wo Marg ihn geplant hatte, aber den Elbtower wird es geben.
Eine elegante Architektur hat Chipperfields Büro für den zukünftig höchsten Bau der Hansestadt und dritthöchsten Wolkenkratzer Deutschlands entworfen. In feinen Schichten, außen mit Glas und Stein verkleidet, wird er sich mit einer leichten Drehung in den Himmel winden. Dabei verbirgt sein dezenter Stil die superlativen Ausmaße und lässt auch das bislang höchste Dach Hamburgs – die 110 Meter hohen Wogen der Elbphilharmonie – weiterhin markant aus der Stadtsilhouette hervortreten. Der Sockel des Elbtowers wird seitlich weit ausschwenken. In seinem abgetreppten Bau mit integriertem Lichthof sollen Restaurants, Co-Working-Büros, Wellness- und Fitnessräume Platz finden. Im Turm werden ausschließlich Büros unterkommen – Arbeitsplätze für 3.000 Personen, so der Plan. Die krönenden dreißig Meter an der Turmspitze sind der Haustechnik vorbehalten.
Der neue Turm wird hanseatisch: stattlich aber höflich, präsent aber unaufdringlich. „Keine Architekturdiva“, wie es in der Pressemitteilung von HafenCity und Senat heißt. Die Stadt, der Investor und die Architekten sind sich vertraut. Hinter dem Entwurf von Chipperfield steckt die SIGNA Holding GmbH des milliardenschweren Selfmade-Man René Benko. Für SIGNA haben Chipperfield Architects bereits das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck und das Projekt WaltherPark in Bozen entworfen. SIGNA besitzt in Hamburg mit dem Alsterhaus, den Alsterarkaden und dem Kaufmannshaus bereits beachtliche Immobilien. Chipperfield wiederum kennen, seitdem sie das Riverside Hotel planten, die Stadt und ihre Investorenprojekte gut.
Chipperfield, Hamburg und SIGNA – das klingt nach einem perfekten Match. So perfekt, als bräuchte es gar keinen Wettbewerb. Tatsächlich ist die SIGNA Holding GmbH im November 2017 aus einem Bauherren-Verfahren hervorgegangen, das der Hamburger Senat und die HafenCity GmbH kurz nach der ersten Ankündigung ihrer Elbtower-Pläne im letzten Frühjahr ausgelobt hatten. Mit Chipperfields Entwurf konnte sich SIGNA am 31. Januar in Hamburg gegen zwei weitere, nicht offiziell genannte Bieter bei einer Jury durchsetzen, die neben der Architektur auch die finanziell-rechtliche Konstellation des Projekts bewertete. Deshalb bekam das Wettbewerbskomitee einen Doppelvorsitz aus Architekt Christoph Ingenhoven (Düsseldorf) und Finanzexperte Frank Billand, ehemals Vorstand bei Union Investment. 700 Millionen Euro soll der Turm kosten. Immerhin, das wollte der Senat wohl mit dem für die HafenCity eher ungewöhnlichem Bieterverfahren sicherstellen: Er soll ausschließlich privat finanziert werden. (sj)
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Abiturient | 18.02.2018 23:24 UhrElbtower
Können die bei SIGNA nicht rechnen? 30 Euro x 100.000 x 12 sind ganz grob 36 Millionen und das wäre die maximale Rechnung für den Bestfall. Da geh ich doch das Risiko nicht ein bei einem Megaprojekt. Da müsste immer voll sein und es dürfte nichts passieren.