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21.03.2014

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Ein Flügel für Rotterdam

Centraal Station von Team CS eröffnet


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Die Niederlande sind eine Monarchie, und da gilt selbstverständlich: Offen ist erst, wenn der König da war. Rotterdams neuer Hauptbahnhof ist schon seit einiger Zeit in Betrieb, jetzt wurde die Centraal Station in Anwesenheit von ihrer Majestät Willem-Alexander feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Entworfen wurde sie von Team CS, einer Arbeitsgemeinschaft aus Benthem Crouwel, MVSA Meyer en Van Schooten Architecten und West 8, die schon 2005 den Wettbewerb gewonnen hatte (siehe BauNetz-Meldung).

Notwendig geworden war der Neubau, weil das alte, 1957 von Sybold van Ravesteyn errichtete Gebäude nicht mehr den Ansprüchen an einen europäischen Verkehrsknotenpunkt genügte. Über 110.000 Passagiere nutzen die Centraal Station täglich, genau so viele wie den nahe gelegenen Großflughafen Schiphol, Tendenz steigend. Unumstritten war der Abriss des alten Bahnhofs allerdings nicht, der mit seinem großen Schriftzug zu den besonders identitätsstiftenden Gebäuden der rauen Maas-Metropole gehörte.

Das neue Gebäude bietet aber nicht nur verkehrstechnisch notwendige Verbesserungen, auch städtebaulich wurden einige Probleme gelöst. Die Architektur könnte man als janusköpfig bezeichnen, verfügt der Bahnhof doch über zwei sehr unterschiedliche Gesichter, die an die jeweilige städtische Umgebung auf beiden Seiten der Gleise angepasst sind. Im Norden fügt sich die Gleishalle mit einer horizontalen Formensprache zurückhaltend in die ruhige Nachbarschaft Provenierswijk ein, während sich nach Süden hin ein flügelartig steil aufragendes Dach als ikonographische Geste im Hochhausviertel beweisen soll.

Diese willkommen heißende Formensprache gilt jedoch nicht nur dem weitläufig neugeordneten Vorplatz, sondern setzt sich auch im Inneren fort. In der großen Halle herrscht eine lichte Übersichtlichkeit, es ist eine Architektur, die nach heutigen Maßstäben wohltuend wenig kommerziell überfrachtet ist. Shopping gibt es natürlich auch in der Centraal Station reichlich, es wurde aber mit der breiten Erschließung des höher gelegenen Gleisniveaus zu einem internen „Boulevard“ kombiniert. Oben erwartet den Reisenden dann eine flache Glashalle, die mit ihrer filigranen Rippenkonstruktion trotz ihrer nicht geringen Ausmaße einen fast pavillonartigen Eindruck macht.

Der neue Bahnhof hat also nicht nur funktionale Vorzüge, auch architektonisch wirkt er gelungen, auch wenn er einen völlig anderen Geist atmet als der betont utilitaristische Vorgängerbau. Ob die Rotterdamer diesen noch lange vermissen, wird sich zeigen – in den niederländischen Zeitungen sind die Kritiken jedenfalls gespalten und reichen von Lob bis zum Vorwurf des Größenwahns.

Zumindest auf den Schriftzug muss die Stadt aber nicht verzichten, ebenso wenig wie auf die alte Uhr und zwei Granitskulpturen, die auch schon den Bahnhof von Ravesteyn zierten. Letztere sehen allerdings in der neuen Umgebung seltsam fremd aus. Und auch Schrift und Uhr erkennt man an der neuen Fassade kaum wieder, denn wo sie einst stolz den Vorplatz dominierten, gehen sie nun etwas unter. Ganz offensichtlich waren sie für eine andere Zeit gedacht. (sb)

Fotos: Jannes Linders


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

joscic | 24.03.2014 13:46 Uhr

Schoener Bahnhof

ich war mehrmals auf der Durchreise dort und ich finde, vor Ort ist das ein absolut angenehmes Gebaeude. Dagegen ist der Haupfbahnhof in Berlin dann eher mit Kommerz ueberfrachtet, unuebersichtlich und nicht schoen. Der neue, auch sehr gelungene Bahnhof in Arnheim wird hier hoffentlich demnaechst auch praesentiert.

3

Designer | 22.03.2014 12:30 Uhr

von hinten ne Biene

von vorn jetzt aber auch nicht so schlecht.

Ich finds jetzt gar nicht so schlecht. Wie schon angedeutet finde ich die Rückseite schöner als die große - was auch immer - Geste vom Vorplatz. Die Holzpaneele im Innenraum find ich ganz schön. Frag mich nur ob man das Glasdach bzw das Glas im Dach nicht hätte lieber ohne diese Streifen (oder hat das ne Funktion?) mehr Ruhe rein gebracht hätte. Die Faltung reicht ja schon.
Die Träger über dem Treppenaufgang find ich ne schöne Lösung auch wenn man das als Klimbim bezeichnen könnte.

Schön das ich nicht der einzige bin dem die Archiv-Phrasen (zB. Flügel) zu den Ohren raus kommen.

2

jalm | 21.03.2014 17:34 Uhr

Pfeil nach oben

Nur Fliegen ist schöner.
Irgendwie trist das Innenraummaterial - schnell in die bunten Bahnen und ......... weg.

1

Akki | 21.03.2014 16:50 Uhr

wenig überfrachtet

"wenig kommerziell überfrachtet" heisst es im Kommentar.....Hilfe !

Für mich ist hier doch ein unfassbarer Mix aus Farben, Formen, Mustern und schräg verschnittenen Linien ohne Sinn und Verstand zu sehen !
Eine zusätzliche "kommerzielle Überfrachtung" hätte dies wohl kaum mehr schlimmer machen können.

Dieser Flügel hat einfach zuviel Klimbim.
Wieviele Architekturen die niemals fliegen werden sind eigentlich schon als Flügel bezeichnet worden ? Gibt's da ne Statistik ?

Auffallend ist nicht nur bei diesem Projekt, das Fotos der fertig gebauten Realität oft mehr nach Renderings aussehen, als die eigentlichen Präsentationsbildchen. Liegt das nur an fehlenden / schlechten Details ? (zum Beispiel wie die Verkleidung des Faltdaches inmerhalb der Halle die Glasfensterprofile überlappt?)

Gar nicht nach Rendering sieht allerdings die beulig-aufgeworfene glänzende Aussenverkleidung aus, oder war hier die Anmutung eines verknitterten Raumanzuges beabsichtigt ?

Dieser Bahnhof hat nur viele Falten und jede Menge MakeUp...das macht den Flügel lahm.

 
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