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11.09.2024

Unglück in Dresden

Carolabrücke teilweise eingestürzt


Als zweifach geknickte Fahrbahn liegt sie in der Elbe. Vergangene Nacht ist ein Teil der Carolabrücke in Dresden eingestürzt. Personen kamen nicht zu Schaden. Nur 18 Minuten vor dem Unglück hatte eine Straßenbahn die Brücke passiert. Durch den Einsturz wurden auch Fernwärmeleitungen beschädigt, die Versorgung der gesamten Stadt war für einige Stunden unterbrochen. Die Ursache ist noch unklar. Der Stadt fehlt nun auf unbestimmte Zeit eine wichtige Verkehrsverbindung.

Die Carolabrücke ist eine dreiteilige Spannbetonhohlkastenbrücke. Sie wurde 1967 bis 1971 durch den VEB Brückenbau Dresden mit vier Fahrspuren und einer Straßenbahntrasse errichtet. Wegen ihrer besonderen baugeschichtlichen und technikgeschichtlichen Bedeutung sowie ihrem städtebaulichen Wert steht sie seit 2022 unter Denkmalschutz. Zwei Brückenteile sind zwischen 2019 und 2023 saniert worden. In diesem Zuge wurden Rad- und Fußwege verbreitert, zudem Carbonbeton verwendet. Bei dem eingestürzten Element handelt es sich um das dritte, noch unsanierte Brückenteil für Straßenbahn und Fußweg. Bei der alle sechs Jahre stattfindenden Hauptprüfung wurde sein Zustand mit „nicht ausreichend (3,0-3,4)“ bewertet. Die Sanierung sollte 2025 beginnen. Im Februar hatte der Stadtrat dafür 8,4 Millionen Euro bewilligt.

Die Polizei geht derzeit von einem Unglück aus. Hinweise auf Fremdeinwirkung gebe es bisher nicht, sagte ein Polizeisprecher. Die Feuerwehr rechnet damit, dass weitere Teile einstürzen könnten. Auf den vom Wetterdienst für das kommende Wochenende in der Region angekündigten, möglichen Starkregen und ein eventuell drohendes Hochwasser, das durch die im Fluss liegenden Brückenteile verstärkt werden könnte, sei sie vorbereitet.

Hans-Jörg Temann
, Präsident der Sächsischen Ingenieurkammer, spricht von einem „schweren Schlag für die städtische Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur.“ Zunächst komme es darauf an, die unmittelbaren Gefahren zu bannen. Mutmaßungen oder gar Schuldzuweisungen hälfen jetzt nicht weiter. Erst auf Grundlage entsprechender Untersuchungen könnten die nötigen Lehren gezogen werden, um derartige Katastrophen künftig zu verhindern.“

Erste Vermutungen stehen allerdings bereits im Raum. „Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt“, sagte Holger Kalbe, Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden gegenüber der Sächsischen Zeitung, die einen Liveticker eingerichtet hat. An der Stelle, wo das Brückenteil in der Nacht einbrach, habe ein Mast der Verkehrsbetriebe gestanden. Es sei denkbar, „dass an der Stelle massiv Chloride eingedrungen sind und dort im Inneren der Brücke zu einer Korrosion der Bewehrung geführt haben“, sagte Kalbe. Dies seien bisher aber nur Vermutungen, die überprüft werden müssten.

Auch die Politik zieht erste Schlüsse: Veit Böhm, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion, sagte: „Investitionen in die städtische Infrastruktur müssen gewährleistet sein.“ Er nennt weitere Brücken mit dringendem Sanierungsbedarf, wie beispielsweise die Nossener Brücke und die Brücke Königsbrücker Straße am Industriegelände. Diese müssten jetzt – auch außerhalb des regelmäßigen Prüfintervalls – dringend neu untersucht werden. Der Brückeneinsturz zeige, dass es „unabdingbar ist, die richtigen Prioritäten für den Einsatz der Haushaltsmittel zu setzen.“ (fm)


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Die Brücke nach teilweisem Einsturz des Zuges C am 11. September 2024. Foto: SG-IMBTUDD, Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Die Brücke nach teilweisem Einsturz des Zuges C am 11. September 2024. Foto: SG-IMBTUDD, Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Carolabrücke Dresden, Blickrichtung Neustadt (2020), Foto: Albrecht Voß - Stadtarchiv Dresden, Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Carolabrücke Dresden, Blickrichtung Neustadt (2020), Foto: Albrecht Voß - Stadtarchiv Dresden, Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Instandsetzungsmaßnahmen der Carolabrücke im Juni 2020. Zur Verbreiterung der Fußgänger- bzw. Radwege kommen Fertigteile aus Carbonbeton zum Einsatz.  Foto: SG-IMBTUDD, Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Instandsetzungsmaßnahmen der Carolabrücke im Juni 2020. Zur Verbreiterung der Fußgänger- bzw. Radwege kommen Fertigteile aus Carbonbeton zum Einsatz. Foto: SG-IMBTUDD, Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Eröffnung der Carolabrücke am 4. Juli 1971 (Blick zur Altstadt). Foto: Ulrich Haessler, Wikimedia, CC-BY-SA 3.0

Eröffnung der Carolabrücke am 4. Juli 1971 (Blick zur Altstadt). Foto: Ulrich Haessler, Wikimedia, CC-BY-SA 3.0


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