Es ist eines der bedeutendsten schottischen Bauwerke und eines der Meisterwerke des Art-Nouveau-Architekten Charles Rennie Mackintosh: das 1904 für den Verleger Walter Backie im schottischen Helensburgh errichtete Hill House. Sein Interieur – die ebenfalls von Mackintosh entworfenen Möbel, Fliesen und Glasarbeiten sowie das berühmte Gesso-Panel „The Sleeping Princess“ seiner Frau Margaret MacDonald – ist bemerkenswert gut erhalten. Die äußere Hülle des 113 Jahre alten Gebäudes ist allerdings stark sanierungsbedürftig, seine strukturelle Integrität in Gefahr. Der National Trust for Scotland rief daher ein Sanierungsprojekt für das Hill House ins Leben. Die gemeinnützige Stiftung zur Erhaltung von Kultur- und Naturdenkmälern in Schottland beauftragte die Architekten Carmody Groarke (London), eine temporäre Hülle für das Gebäude zu realisieren, die gleich mehrere Funktionen erfüllen soll.
Wind und Regen, begünstig durch eine exponierte Küstenlage, haben der Fassade aus Portland-Zement stark zugesetzt. Statt einer zur Bauzeit üblichen detailreichen, dekorativen Fassade im viktorianischen oder edwardianischen Stil, entwarf Mackintosh die Fassade als eine einheitliche, glatte, aus Portland-Zement gefertigte Oberfläche. Der damals neue und von Mackintosh experimentell eingesetzte Baustoff, dessen Erfindung im ausgehenden 19. Jahrhundert den Weg für die exzessive Benutzung von Beton in der Moderne ebnete, ist heute brüchig. Das Hill House leidet seit Jahrzehnten unter Feuchtigkeitseintritt.
Carmody Groarke konzipieren ein Gerüst mit Laufstegen und einer transparenten Hülle, das das Gebäude vor weiterer witterungsbedingter Zerstörung bewahren, gleichzeitig aber seine Sichtbarkeit in der Landschaft für Besucher erhalten soll. Die temporäre Struktur gewährt nicht nur den Experten allseitigen Zugang zur Verrichtung ihrer denkmalpflegerischen Arbeit. Sie erlaubt auch Besuchern, die das Gerüst über Treppen und Brücken durchqueren können, den Restaurierungssprozess zu verfolgen. Mit einem radikalen und experimentierfreudigen Ansatz, bei dem die Öffentlichkeit zur „Interaktion und Interpretation dieser Prozesse“ eingeladen wird, startet der National Trust for Scotland ein Pionierprojekt für die Erhaltung des baulichen Erbes, wie Andy Groarke berichtet.
Die Hülle ist vor allem wichtig, um Zeit zu gewinnen. Es wird nicht nur dauern, konservatorische Lösungen zu finden, die die historische und gestalterische Integrität des Gebäudes respektieren und gleichzeitig die Anforderungen seines Status – der höchsten Kategorie A der schottischen Denkmalliste – zu erfüllen. Sondern auch, die dafür nötigen vier Millionen Pfund zu akquirieren. (df)
Auf Karte zeigen:
Google Maps
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
1
auch ein | 07.02.2018 15:02 Uhrarchitekt
was ein aufwand....das geld könnte man auch gut in die renovierung selbst stecken!