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23.03.2021
Pristina 2022
Carlo Ratti und Studio L A begleiten Manifesta-Biennale
Nach Marseille im vergangenen Jahr blickt die Manifesta mit Priština bereits auf 2022. Die Hauptstadt der Republik Kosovo ist dann Austragungsort der europäischen Wanderbiennale. Diese versteht sich – nicht zuletzt angesichts ihrer Gründung in den turbulenten Jahren nach Ende des Kalten Krieges Mitte der 90er Jahre – auf Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit. Natürlich lassen sich die Umstände nicht vergleichen, aber klar ist, dass aktuell mit Themen wie der Polarisierung und Desintegration der Gesellschaften, einer steigenden Ungleichheit oder dem Klimawandel ebenfalls große Herausforderungen auf der Agenda stehen. Und die Langzeitfolgen der aktuellen Pandemie sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Vor diesem Hintergrund arbeitet die Manifesta-Dachorganisation unter Gründungsdirektorin Hedwig Fijen an einer Ausrichtung der Biennale auf nachhaltige Interventionen und langfristige Perspektiven. Schließlich soll die Manifesta kein flüchtiges Kunstgroßevent losgelöst von lokalen Strukturen sein. Sondern eine Bottom-Up-Projekt mit breitem Themenspektrum und unter Einbeziehung von maßgeblichen örtlichen Strukturen.
Einen wesentlichen Aspekt dieser Strategie bildet seit der Manifesta in Palermo 2018 die Zusammenarbeit mit Architek*innen und Urbanist*innen. Nun wurden von einer Jury unter Leitung von Bürgermeister Shpend Ahmeti für Priština zwei Teams vorgestellt, die auf OMA (Palermo) und MVRDV (Marseille) folgen. Es sind Carlo Ratti Associati (Turin) in Zusammenarbeit mit dem Senseable City Lab des MIT (Cambridge, MA), die eine urbanistische Vision erstellen werden. Studio L A mit Arna Mačkić und Lorien Beijaert (Rotterdam) entwickeln im Dialog mit verschiedenen Communities vor Ort ein umfangreiches Workshop-Programm. Mačkić und Beijaert waren 2019 auf unserer Shortlist zu Gast.
Priština als Hauptstadt des jüngsten eigenständigen Staates Europas könnte sich für die Manifesta als fruchtbarer Ort erweisen. Die Stadt mit ihren rund 200.000 Einwohner*innen (im Großraum leben knapp 500.000 Menschen) verfügt nicht nur über eine Jahrtausende alte Geschichte, sie wurde zugleich auch von allen jüngeren Entwicklungen der Region intensiv geprägt. Dazu zählen der Kampf um die Unabhängigkeit von Serbien, aber auch die Folgen ungezügelter Privatisierungsprozesse der vergangenen 30 Jahre. Unter dem noch jungen Bürgermeister Ahmeti ist die Stimmung aber immerhin vorsichtig optimistisch. Und mit Vjosa Osmani regiert das Land derzeit außerdem eine ebenfalls noch junge kommissarische Präsidentin.
Die Manifesta wird – sobald es die Pandemie zulässt – im ikonischen, spätmodernen Palast der Jugend und des Sports ihre temporären Büros eröffnen. Ein Teil des kosovarischen Teams hat die Arbeit bereits aufgenommen, die künstlerische Leitung wurde allerdings noch nicht präsentiert. Zusätzlich zum Palast steht mit der Hivzi Sylejmani-Bibliothek bereits ein weiterer Ort für den angestrebten Dialog mit der Stadtgesellschaft zur Verfügung. Die Eröffnung der Hauptausstellung ist für Herbst 2022 geplant. (sb)
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Manifesta- Team vor Ort, Foto: Qazim Gashi
Arna Mackic und Lorien Beijaert von Studio L A, Foto: Sanja Marusic
Carlo Ratti, Foto: Brendan Zhang