Die Geschichte des Campus' der Technischen Hochschule Wildau am südlichen Berliner Stadtrand weist schon zahlreiche Kapitel auf: Nach einem Medienzentrum von Chestnutt Niess, einem Hörsaalgebäude von Anderhalten Architekten, einem Luftfahrtzentrum von Henn Architekten und einem Studentenwohnheim von SEHW Architektur werden heute zwei weitere Gebäude nach Plänen der Letztgenannten offiziell übergeben – und damit der Campusbereich, für den das Büro beauftragt war, endgültig fertig gestellt: ein Hörsaalzentrum und ein so genanntes Verfügungsgebäude für Fächer wie Biosystemtechnik, Logistik und Europäisches Management. Die Entwürfe des Berliner Büros waren 2006 erfolgreich aus einem Wettbewerb hervorgegangen.
Die neuen Bausteine bilden einen zentralen Platz und eine neue Eingangssituation des Campus. Die historischen Achsen auf dem Grundstück brechen die Architekten teils bewusst, um neue Sicht- und Wegebeziehungen zwischen dem Bestand – Backsteinhallen des einst größten Lokomotiv-Werks Europas – und dem Neuen zu schaffen.
Das Verfügungsgebäude, ein reiner Neubau, ist eine klare Kiste, deren Metallfassade wie eine stark vergrößerte Lochkarte wirkt. Das Hörsaalzentrum haben die Architekten hingegen in einer der alten Werkshallen untergebracht. Die neuen Hörsäle wurden dabei wie „Häuser im Haus“ behandelt und mit respektvollem Abstand vor der Substanz in die denkmalgeschützte Halle gestellt. Ganz versteckt sich die neue Nutzung jedoch nicht: An einer der langen Seiten durchbricht ein windfangartiger Gebäudeteil die Backsteinfassade und signalisiert so nach außen die Umwidmung.
Die Gegensätze zwischen alt und neu, zwischen Enge und Weite sowie den Wandel vom Industrie- zum Bildungsstandort haben die Architekten auch im Inneren der Gebäude inspiriert. Hier sind interne Straßen und Plätze entstanden, deren Raumfolgen sich je nach Nutzung öffnen und schließen.
Fotos: SEHW Architektur
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