Wohnungen, Besucherzenten, Hotels, Raststätten und Wanderhütten – in Island ist angesichts des Tourismus-Booms eine intensive Bautätigkeit ausgebrochen. Vor allem in der Hauptstadt rollen die Bagger. Auch auf einem Grundstück am Hafen, das lange nur ein großes Loch zu sein schien. Nur einen Steinwurf von Reykjaviks funkelndem Konzerthaus Harpa entfernt soll jetzt neben einem 30.000 Quadratmeter großen Hotel der Neubau der isländischen Landesbank entstehen. Damit wird eine prominente Lücke zwischen Altstadt und Hafen geschlossen, wie in der größten isländischen Tageszeitung „Morgenbladid“ dargestellt ist.
Mit „offen, lebhaft und einladend“ beschreiben die Architekten – C.F. Møller Architects (Aarhus) in Zusammenarbeit mit den Isländern von Arkþing (Reykjavik) – ihren Entwurf der Landesbankinn. Rund 22.000 Quadratmeter umfasst das Bauprojekt, das sich kürzlich im Wettbewerb unter anderem gegen die BIG und Henning Larsen Architects durchsetzen konnte.
Ähnlich wie MVRDVs Esslinger Büroturm entwickeln die Architekten den Baukörper aus der Topografie der Umgebung. Formen aus einem rechteckigen Kasten, der hier als typischer Verwaltungsbaus vorgesehen war, einen ortsspezifischen, eigenwilligen Komplex. Wie in der Grafik dargestellt, entsteht durch Teilen, Ineinanderschieben und Anpassung an die Stadtlandschaft ein Gebäude aus vier verbundenen „Häusern“. Jedes dieser Häuser bildet wiederum im Grundriss ein Pentagon. Während das höchste Fünfeck die Höhenlinien des westlichen Nachbargebäudes aufnimmt, ist das breiteste am Volumen des neuen Hotels orientiert. Zum Freiraum hin läuft der Komplex abgestuft aus.
Der Bau, für den ein Budget in Höhe von neun Milliarden isländische Kronen (ca. 72 Mio. Euro) veranschlagt werden, ist also nicht in die Höhe, sondern in die Horizontale orientiert. Statt einer nach Einheitsbrei schreienden Rasterfassade entwarfen die Architekten eine lokal inspirierte Form. Vorbild: Die horizontalen Schichten, Höhlen und Spalten des vulkanischen Basaltsteins, der sich überall auf der Insel findet.
Neben der Gesteinsformationen wird auch die Wabenstruktur der nahen Harpa formal im Gebäude aufgegriffen. Die Mehrheit der öffentlichen Funktionen befindet sich im Erdgeschoss und entlang der Fassade, die öffentliche Durchwegung schafft eine neue Fußgängerzone zum Konzerthaus. Das Gebäude interagiert mit der Stadt, so der Plan. Dazu tragen auch die öffentlich zugänglichen Dachgärten bei, die auf den beiden niedrigeren Volumen angedacht sind.
Warum Islands größte Bank so sehr auf Öffentlichkeit setzt? Weil die Bank selbst nur einen Teil des Gebäudes nutzen wird. Etwa 60 % der Fläche braucht die Landesbankinn für sich, der Rest, insbesondere in den unteren Stockwerken, soll an Einzelhändler und Dienstleister verkauft oder vermietet werden.
„Es ist befriedigend, dass eine Lösung für das Standortproblem der Bank in Sicht ist. Die Aktivitäten der Bank im Stadtzentrum von Reykjavík sind auf 13 größtenteils nur gemietete Häuser verteilt, und die Räumlichkeiten sind sowohl ineffizient als auch ungeeignet“, wird der Vorstandsvorsitzende Helgu Björk Eiríksdóttur im Morgenbladid zitiert. Durch die Zusammenlegung und den Auszug aus dem historischen Stammhaus reduziert die Bank ihre Fläche von vormals 21.000 auf nur noch rund 10.000 Quadratmeter. Eine halbe Milliarde Euro will sie damit langfristig einsparen.
Der Grund: schnelle Technologien, veränderte Arbeitsweisen, engere Zusammenarbeit und Flexibilität der Mitarbeiter innerhalb des Hauses, so die Bank in ihrer Pressemitteilung. Den Wunsch nach maximaler Flexibilität lösen C.F. Møller und Arkþing in Form von flexiblen, effizienten und offenen Büroräumen, die einen Wandel im Lauf der Zeit ermöglichen sollen. (kat)
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mehmet | 15.03.2018 09:39 Uhr70er
die 70er lassen grüssen, irgendwie sieht es auch nach Fred Feuerstein Bank aus....
Aber nach Island passt das sicher gut!