Im Südosten von Kassel wird ein Neubau für die Offene Schule Waldau nach Plänen des dänischen Büros C.F. Møller Architects entstehen. Sie hatten im August letzten Jahres einen entsprechenden, geladenen Wettbewerb gewonnen und sich dabei gegen 18 Konkurrent*innen durchgesetzt. Den zweiten Platz belegte das Frankfurter Team schneider+schumacher und Carta La Landschaftsarchitekten, der dritte Preis ging an h4a Gessert + Randecker Architekten und P-38 Landschaftsarchitekten und Stadtplaner (Stuttgart, München). Vorsitzender der Jury war Tobias Wulf aus Stuttgart. Im Februar meldeten die Beteiligten, dass nach erfolgreichem Abschluss des VgV-Verfahrens nun der Architektenvertrag unterzeichnet wurde.
Die Offene Schule Waldau ist eine sechszügige, integrierte Gesamtschule der Jahrgangsstufen 5 bis 10 mit circa 900 Schüler*innen. Sie ist reformpädagogisch orientiert, Versuchsschule des Landes Hessen und momentan in einem spätmodernen, sachlich gerasterten Flachbau untergebracht. Ein Spezifikum der Schule ist das Fach Freies Lernen, in dem die Schüler*innen eigenverantwortlich arbeiten und sich dabei methodisches Wissen praktisch aneignen.
Für die pädagogisch ambitionierte Schule soll nun bis zum Schuljahresbeginn 2025/26 ein Ersatzneubau entstehen. Er wird direkt östlich des jetzigen Schulstandorts entstehen, so dass der Altbau bis zur Fertigstellung weiter genutzt werden kann. Sporthalle und Mensa möchte man erhalten, die restlichen Bauten des Bestands werden weitgehend rückgebaut.
Der Entwurf von C.F. Møller setzt auf ein Atrium und Lernbereiche, die als Cluster organisiert sind, so dass verschiedenste Unterrichtsformen möglich werden. Bibliothek, Jugendzentrum, Musikräume und Werkstätten der Schule sollen zudem öffentlich genutzt werden, wodurch die Schule auch in die Nachbarschaft ausstrahlen soll. Das Büro hat im Schulbau unter anderem mit der 2017 eröffneten Copenhagen International School im Stadtentwicklungsgebiet Nordhafen einen Standard gesetzt, an dem sich das Kassler Projekt wird messen müssen. Planung und Umsetzung des Neubaus werden der Kopenhagener und der Berliner Standort von C.F. Møller gemeinsam verantworten.
Partnerin des Projekts ist die Bonner Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die seit vielen Jahren an der Planung und Umsetzung architektonisch und pädagogisch progressiver Schulbauten arbeitet. Sie wird das Projekt mit 510.000 Euro unterstützen und fachlich begleiten. Außerdem wird sie die Erfahrungen aus den Planungsprozessen über ihr neues Portal Schulbau Open Source veröffentlichen. Auf der im Dezember gestarteten Webseite „Planungswissen für Innovationen im Schulbau“ findet man neben planerischen Überlegungen zum zeitgenössischen Schulbau bereits Material zur Staatlichen Gemeinschaftsschule Am Hartwege in Weimar, die vom Kölner Büro gernot schulz : architektur geplant und ebenfalls von Phase Null an begleitet wird. (gh)
Zum Thema:
Mehr über die Montag Stiftung und ihren Einsatz für neue Schulen erfährt man im Interview mit Barbara Pampe in BAUNETZWOCHE#528.
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