„Jedes Hochhaus eine Landmarke“ ist eine beliebte Floskel im Immobiliengeschäft. Beim aktuellen Projekt, das C.F. Møller Architects in ihrer Heimatstadt Aarhus planen, kommt man um diesen Begriff allerdings tatsächlich nicht herum. Für ein prominent gelegenes Grundstück im Hafen entwarfen die Architekten einen Turm, der die Kathedrale als höchstes Bauwerk der Stadt um mehr als die Hälfte überragen wird. Über einem prismatischen Grundriss sollen auf 144 Metern Büros entstehen, insgesamt rund 40.000 Quadratmeter Geschossfläche sind geplant.
So weit, so alltäglich, wenn nicht der Sockel wäre, mit dem sich das Neubauprojekt in der Stadt verankert. Bei diesem handelt es sich nämlich um einen historischen Industriekomplex, der sich perfekt für eine öffentliche Nutzung anbietet. Geschäfte und Cafés darf man sich hier vorstellen, außerdem eine frei zugängliche Dachterrasse, die neben einem Restaurant auch einen Küchengarten umfasst. Rund 5.000 Quadratmeter entfallen auf diesen Teil des Projekts, wobei aus dem bestehenden Volumen ein dreieckiges Grundstück für das Hochhaus herausgebrochen wird.
Den Turm untergliedern die Architekten in drei gestapelte Pakete. Jeweils eine Seite wollen sie als ein komplett verglastes „vertikales Foyer“ gestalten, das in dem ansonsten eher geschlossenen Volumen aus hellem Terrazzo sitzt. Besonders elegant ist diese Lösung vielleicht nicht, aber zumindest entsteht so ein Gebäude, das auch in Distanz etwas von seinem Innenleben offenbart. Die Realisierung könnte nach Hoffnung des Entwicklers Olav de Linde bis Ende 2019 abgeschlossen sein.
Das Vorhaben namens Mindet 6 ist Teil einer umfassenden Transformation des Hafens, in deren Rahmen weitere Hochhäuser entstehen sollen. Ebenfalls dazu gehört die neue Stadtbiliothek Dokk1 von Schmidt Hammer Lassen, die 2015 eröffnet wurde. Und auch das gerade in Planung befindliche neue Bahnhofsquartier, das ebenfalls von C.F. Møller stammt, liegt nicht weit entfernt.
Das Büro von Christian Frederik Møller, der 1988 in Aarhus starb, beschreibt das Hochhaus übrigens als eine Art planerische Heimkehr. 1931 konnte Møller hier mit dem Gewinn des Wettbewerbs für den Neubau der Universität seine Karriere beginnen. Und wenn seither in Dänemarks zweitgrößter Stadt auch viele weitere Gebäude des Büros entstanden sind, so vielleicht keines von ähnlich weitreichender Bedeutung. (sb)
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