Im Nordosten der kanadischen Provinzhauptstadt Edmonton, inmitten sich kreuzender Verkehrsschneisen, ist die Kathleen Andrews Transit Garage als kommunaler Busbetriebshof entstanden. Errichtet nach Plänen des in Toronto ansässigen Architekturbüros gh*3, ersetzt der Neubau ein Fahrzeugdepot aus den 1960er Jahren. Benannt wurde das Gebäude nach der ersten Busfahrerin Edmontons. Auf 50.000 Quadratmetern Grundfläche brachten die Architekt*innen neben 300 Stellplätzen für fossil wie elektrisch betriebene Gefährte, Werkstatt, Waschstraße, Tankstelle und Personalräumen auch Büroflächen unter, die ebenfalls durch das Edmonton Transit System genutzt werden.
Nachdem einzig noch der auf dem Grundstück verbliebene Schornstein an die Vergangenheit des Areals erinnerte, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die fleischverarbeitende Industrie genutzt worden war, möchten gh*3 die edelstählerne Gebäudehülle des Neubaus als einen weiteren Verweis auf die Historie verstanden wissen – wecke die metallisch glänzende Verkleidung doch Assoziationen an eine Konservendose.
Durch die unterschiedlichen Breiten der Paneele ist der Fassade ein Rhythmus eingeschrieben, der zur Belebung des Baukörpers beiträgt. Weiterhin durch fünf hochaufragende Dachlaternen untergliedert, wird deutlich, dass das Volumen – seiner klargeometrischen Schlichtheit zum Trotz – nichts mit der Banalität der ungezählten Logistik- und Verkehrsbauten gemein hat, die in den vergangenen Dekaden in der Agglomeration kleinerer wie größerer Städte in aller Welt entstanden sind.
Dass ein gewisser Bürger*innenstolz, wie er auch aus den zahlreichen öffentlichen Kulturbauten Edmontons spricht, für die Gestaltung des Busdepots mitbestimmend war, manifestiert sich nicht zuletzt in der Bereitschaft, die Stirnseiten der oben aufgesetzten Volumen mit einer künstlerischen Arbeit zu schmücken. Der Berliner Bildhauer Thorsten Goldberg hat die Reihe mit dem Titel 53°30’N als gedankliche Weltreise konzipiert: Die topographischen Modelle bilden den Geländeverlauf an fünf Orten nach, die auf dem gleichen Breitengrad wie Edmonton liegen.
Der besondere Gestaltungsanspruch setzt sich auch im Inneren fort. Angesichts der Sorgfalt, die dabei noch den Umkleideräumen zuteil wurde, lässt sich erkennen, dass nicht nur Busse in der Kathleen Andrews Transit Garage gut aufgehoben sind. Durch den Neubau präsentiert sich der öffentliche Nahverkehr Edmontons auch als attraktiver Arbeitgeber. Dass jedoch Bus und Bahn als Alternative zum Individualverkehr scheinbar noch nicht genügend Anreize bieten, lässt der Hinweis der Architekt*innen vermuten, dass ein gesamtes Untergeschoss als Abstellfläche für die Autos der Beschäftigten genutzt werde. (ree)
Fotos: gh*3
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