Wer den heutigen Zustand mit der historischen Fassadenansicht des Königshofs in der Berliner Wilhelmstraße vergleicht, schnappt kurz nach Luft. Ist es wirklich möglich, dass der Bundestag diesen imposanten Hotelbau derart kastriert hat? Nein, die Transformation des Gebäudes von Ernst Scharnke ereignete sich bereits Mitte der 1970er-Jahre. Was Abelmann Vielain Pock Architekten schließlich noch vorfanden, waren lediglich die Grundstruktur und ein paar Details wie die alten Treppenaufgänge.
Über das Projekt für einen erneuten Umbau in ein Büro- und Verwaltungsgebäude des Bundestages wurde 2011 in einem Wettbewerb entschieden, den das Berliner Büro gewann. Der Jury gefiel damals, dass es den Architekten gelinge, zumindest die historischen Proportionen wiederherzustellen. Im nun fertiggestellten Gebäude tragen dazu sowohl das imposante Dach als auch der nun leicht historisierende Sockel bei. Letzterer zeigt jetzt wieder die großen Fenster eines öffentlichen Gebäudes, auch wenn man die Analogie zum ursprünglichen Gefüge sicherlich nicht allzu eng sehen darf.
Im Inneren wirkt das Gebäude weitestgehend wie ein Neubau nach aktuellem Stand der Technik. Zumindest die rau verputzen Wände und groben Teppichböden sorgen aber für eine im „Politikbetrieb“ erstaunliche Mischung aus Gediegenheit und Unkonventionalität. Auch die zum Teil raumhohen Holzleibungen der Fenster und weitere Details aus dem gleichen Material wirken erfreulich hochwertig.
Nicht nur in der Ansicht bemerkenswert ist übrigens auch die Konfiguration des Dachs, das entgegen dem ersten Eindruck keineswegs doppelgeschossig ist. Vielmehr erlaubt es die obere Fensterreihe, die dort positionierten Büros mit einer großzügigen Raumhöhe samt Oberlicht zu versorgen. (sb)
Fotos: Walter Vielain
Zum Thema:
Ebenfalls für den Deutschen Bundestag arbeitet das Berliner Büro AFF derzeit an der Sanierung eines Gebäudekomplexes in der Berliner Dorotheenstraße. Baunetz besuchte die Baustelle.
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peter | 27.07.2018 09:17 Uhrhm hm hm
der zustand vor dem umbau hat mir besser gefallen. allein die proportionierung der fassade ist irgendwie ungünstig ausgefallen.