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09.10.2018
Weißenhofsiedlung wechselt Eigentümer
Bund verkauft Ikone der Moderne
Einst gehörte sie der Stadt Stuttgart. Dann wurde die Weißenhofsiedlung 1939 an das Deutsche Reich verkauft. Doch statt des Generalkommandos der Wehrmacht, das dort einen Neubau hochziehen wollte, zerstörten schließlich Bomben die Siedlung. An einem einzigen Tag wurden 10 der 33 Häuser getroffen. Halbzerstörte oder beschädigte Häuser wurden im Anschluss verfremdend renoviert, das Ensemble blieb jedoch Staatseigentum – und zwar fast 80 Jahre lang. Nun wurde bekanntgegeben: Die kommunale Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft, die im Auftrag der Landeshauptstadt agiert, kauft die Siedlung von der Bundesanstalt für Immobilien zurück.
Der Verkauf der 1958 unter Denkmalschutz stehenden und seit 2000 im Denkmalbuch Baden-Würtemberg als Kulturdenkmal mit besonderer Bedeutung gelisteten Siedlung erfolgt jedoch nicht ohne Protest. Ein offener Brief der Interessengemeinschaft Weißenhof an den Bundesminister der Finanzen Olaf Scholz erklärte folgende Bedenken an der Veräußerung des Emsembles:
- Wohnraumfürsorge ist keine Pflicht des neuen Eingentümers SWSG
- Weiterverkaufsmöglichkeiten der SWSG mbH sind nicht rechtlich geklärt
Durch den Ankauf der Siedlung möchte die Stadt Stuttgart vor Ort besseren Kontakt zu den Mietern aufbauen. Des Weiteren ist es erklärtes Ziel, die notwendige fachgerechte Sanierung der Gebäude voranzutreiben. Die Architektenkammer Baden-Württenberg fordert hierzu die Bereitstellung von Geldern. Das dies möglich ist, hat bereits eine beispielhafte Sanierung des Doppelhauses von Le Corbusier und Pierre Jeanneret im Jahr 2002 gezeigt. Dieses Gebäude war bereits im Eigentum der Stadt.
Der Ankauf ist auch zeitlich wohl bedacht. Die IBA StadtRegion Stuttgart 2027 will das 100-jährige Entstehungsdatum der Weißenhofsiedlung ausgiebig zelebrieren. Und man sollte vor diesem Hintergrund eigentlich davon ausgehen, dass sich die neuen Eigentümer auch tatsächlich gut um die Siedlung kümmern werden.
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Weißenhofsiedlung Stuttgart: 2004 von Veit Mueller und Martin Losberger fotografiert.
Auch jenseits der Stars wohnt es sich in der Siedlung gut: Häuser von Adolf Gustav Schneck, Foto: Shaqspeare / Wikimedia / CC BY-SA 3.0
Informationstafel vor Ort fotografiert von Andreas Praefcke: Einige der Häuser wurden im Krieg zerstört.