Eine Versicherung geht, neue Bewohner kommen – das in Winterthur ansässige Büro Häberli Heinzer Steiger Architekten hat ebendort in prominenter Lage am Hauptbahnhof das ehemalige Bürohaus AXA-Tower in eine differenzierte Wohnlandschaft transformiert. Der Entwurf für das Umnutzungsprojekt mit dem für sich sprechenden Titel Neues Wohnen ließ aus den früheren Büroräumen im 4. bis 9. Obergeschoss des Volumens 37 verschieden große Wohnungen werden – vom kleinen Studio bis zur weiträumigen Maisonette-Einheit ist alles dabei. Bauherr war die ebenfalls in Winterthur sitzende SISKA Heuberger Holding AG, der Auftrag wurde in einem Varianzverfahren vergeben.
Der 1982 als expliziter Bürobau mit 8.700 Quadratmeter Geschossfläche errichtete Axa-Tower mit markanter rostbrauner Aluminium-Glas-Fassade ist Teil des Gebäudekomplexes Neuwiesen, in dem verschiedene Gebäudeteile mit unterschiedlichen Nutzungen ein heterogenes Ganzes bilden, durch das im zweiten Untergeschoss sogar ein Fluss verläuft, die Eulach. Über dem Sockelgeschoss mit Einkaufszentrum erhebt sich der fünfgeschossige turmartige Aufbau mit weitem Blick über die Gleise. Seine Transformation vom Gewerbe- zum Wohnraum sollte auch von außen ablesbar werden, zugleich durfte das vorhandene bauliche Ensemble nicht weiter strapaziert werden und die komplexe Statik war unveränderbar – eine knifflige Aufgabe für die Architekten.
Ihre Lösung: eine präzise ausgelotete Eingriffstiefe und eine stringente Adaption des Bestehenden. Ein hinzugefügtes Attikageschoss in Form eines Dachaufbaus aus vorfabrizierten Holzelementen soll das Volumen stärken und es als Wohngebäude ausweisen, ebenso wie eingepasste neue Loggien und farbige Sonnenrollos – eine künftige Bepflanzung durch die Bewohner wird hier weitere Zeichen setzen. Die vorhandene Aluminiumfassade prägt auch nach wie vor das äußere Erscheinungsbild. Sie wurde gereinigt und mit einer verstärkten Dämmung hinterlegt.
Die neuen Wohnungsgrundrisse basieren auf Struktur und Fassadenraster des Baukörpers und kommen praktisch ohne Erschließungsfläche aus. Alle Wohnungen sind über die beiden bereits vorhandenen, peripher liegenden Treppenhäuser erreichbar. Im 5. und 8. Geschoss fügten die Architekten zwei neue, durchgehende Korridore ein, um auch die Apartments in der Gebäudemitte zu erschließen. Zusätzlich ermöglichten sie dadurch sowohl Maisonette-Wohnungen wie auch zweiseitig orientierte Wohnflächen. Die Apartments zeichnen sich durch offene, ineinanderfließende Wohn- und Essbereiche aus, von denen einzelne zwei- bis dreiseitig verglaste Zimmer abgehen – großräumiges Wohnen statt Großraumbüro. (da)
Fotos: Michael Haug
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Nils | 31.08.2018 12:51 UhrGroßartig!
Ich kann mich dem Vorredner nur anschliessen!!!