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02.08.2017

Warmes Holz

Bürohochhaus in Sydney von fjmt


Die Tische und Stühle sind mit Cafébesuchern und Angestellten in ihrer Mittagspause gefüllt, ein paar Stufen tiefer: Touristen, die sich über archäologische Funde aus Sydneys Kolonialzeit informieren. Doch auch der Ort selbst ist von historischer Bedeutung, markiert er doch das Ende des Tank Stream, der historischen Wasserleitung, die schon die Kolonie New South Wales Ende des 18. Jahrhunderts versorgte.

„Wir wollten ein Gebäude schaffen, das die Einmaligkeit und die Geschichte dieses Ortes aufnimmt und würdigt, den Ort der ersten Wasserquelle der Kolonie New South Wales“, schreiben fjmt (Sydney/Melbourne) über ihren Entwurf. Mit dem EY Centre (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bau im kanadischen Ottawa) nehmen die Australier, die sich im letzten Jahr auch im Hafen von Sydney verewigten, bewusst Bezug zur Kultur der Aborigines, der Künstlerin Judy Watson und den natürlichen Gegebenheiten dieses Ortes. So sind die abgerundeten Formen des Gebäudes von dem gelben Sandstein inspiriert, auf dem Sydney errichtet ist. Zudem wurden Materialien verwendet, mit denen seit Hunderten von Jahren gebaut wird: Stein, Holz und Glas.

Und so leuchtet das das EY Centre, das nur wenige Gehminuten vom berühmten Opernhaus entfernt ist, in Braun und Bronze, Rostrot und Gold. Inmitten der benachbarten „kalten metallischen Boxen“, wie es die Architekten formulieren, wollten sie einen „anderen Typ“ Hochhaus platzieren, „A tower of wood“, einen Turm aus Holz: warm, menschlich, nachhaltig – einen gesunden Platz zum Arbeiten eben. Denn das ist das EY Centre am Ende eben doch: ein Büroturm mit 37 Stockwerken, eröffnet im Juni 2016.

Richard Francis-Jones und Jeff Morehen setzten beim Bau ganz auf Naturmaterialien. Zentrales Element: die mehrschichtige Fassade. Außen Glas, dahinter automatisierte Lamellen aus Naturholz in einem staubfreien Hohlraum und schließlich eine Isolierung aus Zweifachverglasung. Ergebnis ist eine transparente, natürlich wirkende Fassade, die an leuchtendes Holz in der Sonne denken lassen soll und die hinter ihr befindlichen Büros in goldenes Licht taucht. Das EY Centre ist zudem das erste Gebäude in ganz Australien, das – neben viel natürlichem Licht – vollständig auf LED-Beleuchtung setzt. Über 300 Fahrradstellplätze und 65 Duschen runden das umweltbewusste Programm ab, das unter anderem mit sechs Sternen des australischen Green Star Award für Design und Bau ausgezeichnet wurde. Neben der Fassade fanden die Architekten auch am Boden eine kluge Lösung: Sie schufen Abstandsfläche und gleichzeitig öffentlichen Raum mit historischem Bezug, indem sie den vorderen Teil des Gebäudes auf elegante Stützpfeiler stellten. (kat)

Fotos: Brett Boardman, John Gollings, Gareth Hayman, Demas Rusli, Sandor Duzs, Mark Merton, Rodrigo Vargas


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