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07.12.2020

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Hölzerne Schale, brutalistischer Kern

Bürohaus in der Innerschweiz von Seiler Linhart


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Alles aus einer Hand: „Bauherrschaft, Bauleitung, Holzbau und Innenausbau: Küng Holzbau“ liest man in den Angaben zum aktuellen Bürohaus des Luzerner Büros Seiler Linhart Architekten. Ein Traum für jeden Architekten – vorausgesetzt, die Chemie mit dem alles entscheidenden Projektpartner beziehungsweise Kunden stimmt. In Alpnach im Kanton Obwalden, wenige Kilometer südlich der Stadt Luzern, war es ganz sicher so. Das sieht man nicht nur am Ergebnis, sondern auch an der bisherigen Zusammenarbeit zwischen den Architekten und Holzbauern.

Bereits in den Jahren 2009–13 bauten die Luzerner für die Firma Küng. Damals entstand eine 40 x 80 Meter große Werkhalle, in der die Elemente des Vollholz-Bausystems produziert werden, mit dem Küng seit 2006 erfolgreich auf dem Markt ist. Und auch das Wohnhaus der Familie Küng entwarfen Seiler Linhart. Es ist nicht nur architektonisches, sondern auch konstruktives Aushängeschild, denn es wurde aus eben jenem Vollholz-Bausystem konstruiert.

Im April dieses Jahres wurde nun das viergeschossige Bürohaus für Küng fertig, an dem die Architekt*innen seit 2016 gearbeitet haben. 1.144 Quadratmeter Bruttogrundfläche entstanden hier. Die Gebäudekosten geben Seiler Linhart mit umgerechnet knapp drei Millionen Euro an. Selbstverständlich kam auch hier das firmeneigene Bausystem mit seinen 42 Zentimeter dicken Platten zum Einsatz. An der Fassade arbeiteten die Architekt*innen mit sägerohem Fichtenholz, innen mit Weißtanne.

Auffällig sind die Umgänge des Hauses, die als Hängetragwerk aus Eiche konstruiert wurden und als Interpretation vernakulärer Elemente der regionalen Bauernhausarchitektur verstanden werden können. Wirklich aufregend wird es beim Blick auf den tragenden Stahlbetonkern des Hauses, in dem sich Lift, Treppe und Sanitäranlagen befinden. Was hierzulande vermutlich in glattem und sauberen Sichtbeton ausgeführt worden wäre, machen Seiler Linhart zu einem sandgestrahlten, expressiv-brutalistischen Ereignis.

Skulptural und geradezu luxuriös verbirgt sich dieser überraschende Kern hinter der sauber gefügten Holzhülle. Kamine in der doppelgeschossigen Eingangshalle, im Besprechungsraum sowie im öffentlich zugänglichen Ausstellungsbereich im obersten Geschoss schaffen dabei genau die Art von zeitgenössischer und zugleich bodenständiger, perfekt inszenierter Gemütlichkeit, die man von solch einem Schweizer Projekt erwartet. (gh)

Fotos: Rasmus Norlander


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

.,- | 08.12.2020 08:55 Uhr

Architektur

einfach Großartig!

2

Albert Freistadt | 07.12.2020 21:43 Uhr

Bauhaus-Schüler

Hoch interessant finde ich, dass sowohl Sören Linhart von Seiler Linhart als auch die beiden Architekten des Leipziger Anbaus (Meldung danach) aus der Weimarer Bauhaus-Ausbildung der Zeit um 2000/2010 kommen. Vielleicht kann man hier tatsächlich von einer neuen qualitätsvollen Richtung innerhalb der deutschen bzw. deutschsprachigen Architektur sprechen?

1

Baukultur | 07.12.2020 18:40 Uhr

Bravo!

Wenn wirklich alles stimmt und man nicht mal mehr sprachlich benennen kann, was alles richtig gemacht wurde. Hier staune ich noch ein wenig und ziehe langsam meinen Hut. Ganz großes Kino!

 
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