Die Weiterverwendung einer Bestandsstruktur kann interessante Architektur hervorbringen. Besonders, wenn das Modernisierungsprojekt für die vorhandene Betonkonstruktion zusammen mit einem berühmten Street-Art-Künstler entwickelt wird.
In den Siebzigerjahren wurde in Lissabons Großgemeinde Lumiar der Innovations-Campus IAPME geplant. Hier hat auch die global tätige, gemeinnützige Organisation GS1 Portugal ihren Sitz, die an technologischen Kennzeichnungssystemen für Unternehmen und Produkte arbeitet, unter anderem an der Entwicklung von QR-Codes. 2014 hat die Organisation einen Wettbewerb für eine neue Verwaltungszentrale ausgeschrieben. Das Siegerprojekt von PROMONTORIO (Lissabon) wurde von den Architekten in Zusammenarbeit mit dem Portugiesischen Künstler Alexandre Farto, bekannt als Vhils, entworfen.
Das ursprüngliche Bürogebäude entstand in den Achtzigerjahren als Betonkonstruktion mit Stützenraster und Kassettendecke. Für die Architekten spielten besonders der Kontrast zwischen neu und alt eine Rolle: Die Rauheit des Sichtbetons sowie die Kassettendecke – wo auch alle Installationen sichtbar werden – bilden den Hintergrund für neue Materialien wie Linoleum, Kork, Textilien und Teppiche.
Die umgebaute, dreigeschossige Verwaltungszentrale ist entsprechend der Etagen dreigeteilt. Im Erdgeschoss sind die öffentlichen Räume untergebracht, die zweite Etage ist als freies Großraumbüro gestaltet, das kleine, isolierte Inseln aufnimmt. Auf der dritten gibt es eine großzügige Dachterrasse und ein Càfe.
Die Fassade besteht aus Betonplatten und deckenhohen Glasscheiben, deren Zusammenspiel eine Zickzakoptik bildet. Sie sind so angebracht, dass einerseits die Arbeitsräume vor direkten Sonnenlicht geschützt werden und zugleich Blickbeziehungen zwischen Gebäude, Campus und Garten möglich sind. Das Relief von Vhils auf den Betonplatten soll als Kritik an Informationschaos und visuellem Lärm verstanden werden. (mg)
Fotos: Fernando Guerra | FG+SG
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