Im April 2015 war Baubeginn für das Bürohaus Herman Teirlinckgebouw am Bassin Vergote – seit einigen Wochen kann sich Brüssel bereits über die Eröffnung des neuen Verwaltungsgebäudes der flämischen Landesregierung freuen. Auf 66.500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche bietet das von Neutelings Riedijk Architecten (Rotterdam) entworfene Haus Platz für 2.600 Mitarbeiter.
Sieht aus wie „Krankenhäuser in China in den 70ern“ und „IG Farben“, kommentierte BauNetz vor zwei Jahren, als die Pläne veröffentlicht wurden. Beim Blick auf das fertiggestellte Haus drängt sich nun eher Willem Marinus Dudok auf. Der war zwar vor allem in Hilversum aktiv und ist der Amsterdamer Schule zuzurechnen, doch das Projekt der Rotterdamer Architekten nimmt eine stark retrospektive Haltung ein, die an die niederländische Architektur der Zwischenkriegszeit erinnert. Ein quadratisches Muster gelber Klinker innen wie außen, plastische weiße Fensterrahmungen und dekorative Treppendetails weisen auf formaler Ebene in die Vergangenheit.
Konzeptionell und in ökologischer Hinsicht ist der Verwaltungsbau jedoch klar im Jetzt verortet. Laut „Bewertungshandbuch der flämischen Landesregierung“ erreicht das Haus den „höchstmöglichen Nachhaltigkeitsgrad“, was vor allem auf die kompakte Form des Gebäudes zurückzuführen ist, schreiben die Architekten. Gemeint ist damit die Anordnung der Bauteile mit den Büroflächen um eine öffentlich zugängliche, innenliegende „Straße“ und vier begrünte Innenhöfe auf unterschiedlichen Ebenen.
Im Erd- und im ersten Obergeschoss liegen die öffentlichen und halb-öffentlichen Funktionen. Ab dem zweiten Obergeschoss findet man Büroflächen. Diese sind als offene Raumfolgen mit zentralem Kern konzipiert und erlauben flexible Nutzungen. Das Haus ist weitgehend sechsgeschossig. Nur ein Trakt streckt sich bis in eine Höhe von 60 Metern. Mit seiner imposanten Kubatur korrespondiert das Herman Teirlinckgebouw mit den benachbarten Bauten und ist als ein weiterer Baustein in den Bemühungen um die Entwicklung des ehemaligen Industriestandortes Tour et Taxis im Herzen der belgischen Hauptstadt zu verstehen. (gh)
Fotos: Filip Dujardin
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Pekingmensch | 27.09.2017 03:20 UhrRetrospektiv
Zitat: "stark retrospektive Haltung" und "Details weisen auf formaler Ebene in die Vergangenheit"..... Ernsthaft? Weil das Bauwerk keine Curtain-Wall-Fassade aufweist? Keine schraegstehenden Waende? Keine pseudo-dynamischen Schwuenge? Ich finde, das ist sehr ordentliche zeitgenoessische Architektur. Das genuegt.