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11.07.2013

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Holzbau ohne Nägel und Schrauben

Bürogebäude von Shigeru Ban in Zürich


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Normalerweise äugt die europäische Architektenszene mit neidischem Blick nach Japan: auf die experimentellen Bauten, die angeblich nur dort genehmigungsfähig sind. Shigeru Ban hat nun in der Schweiz einen fünfgeschossigen Bürobau aus Holz realisiert, den er in Japan so niemals hätte bauen können. Technisch sowie nach japanischem Baurecht wäre die Holzkonstruktion mit Glasfassade dort nicht denkbar gewesen. Gestern wurde der Neubau für die Tamedia-Mediengruppe im Züricher Quartier Aussersihl eingeweiht.

„In einer Umgebung aus Holz fühlt man sich einfach gut, das geht einem in Stahl und Beton nicht immer so“, erklärt der Architekt im Interview mit dem Schweizer Tagesanzeiger seine Materialentscheidung. „Dieser Holzbau ist übrigens sehr typisch für die Schweiz. So hätte ich in Frankreich oder Japan nie bauen können.“

Der 50 Millionen Schweizer Franken teure Neubau ist Shigeru Bans erstes realisiertes Gebäude in der Schweiz. Er ist in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Holzbauer Hermann Blumer entstanden, der zuvor auch schon an der Planung des Centre Pompidou in Metz beteiligt war. In Biel soll Ban demnächst das neue Headquarter für den Schweizer Uhrenkonzern Swatch bauen.

Über 2.000 Kubikmeter Fichtenholz aus der Steiermark wurden in dem knapp 9.000 Quadratmeter großen Bürohaus verbaut. Die Holzkonstruktion kommt dabei wie die japanische Zimmermannskunst ganz ohne Schrauben, Nägel und Leim aus. Durch eine Verzahnung der tragenden Holzbauelemente hält die Konstruktion zusammen, die nicht ganz so filigran ausgeführt wurde, wie sie hätte sein können. Grund dafür sind die hohen Brandschutzanforderungen. Alle Träger und Stützen sind so großzügig dimensioniert, dass der tragende Kern im Brandfall nicht beschädigt wird – lediglich die äußere Schicht verkohlt.

Der Neubau passt sich an die benachbarte Blockrandbebaung in der Werdstraße an. In seinem ersten Entwurf hatte Ban ein für die Umgebung übliches steiles, dreieckiges Dach vorgesehen. Doch der Neubau wäre zu hoch geworden, deshalb hat der Architekt aus dem Spitz- in ein Runddach gemacht.

Der offene Zwischenraum im ersten Geschoss ist für Shigeru Ban der angenehmste Ort in dem Medienhaus. Die Doppelfassade soll als Klimapuffer und natürliches Ventilationssystem wirken und den Bedarf an künstlichen Lüftungssystemen reduzieren. Wenn immer möglich, versuche er klimatisierte Räume zu meiden, sagt er. „Ein gegen außen offener Raum gibt ein ganz anderes Gefühl für die Umgebung.“

Fotos © Didier Boy de La Tour/ Tamedia


Zum Thema:

Shigeru Ban im Gespäch auf www.designlines.de
Mehr über Holz in der Baunetzwoche#162 „Biegen statt Brechen –Digitaler Holzbau“ und über das Centre Pompidou in Metz im Baunetz Wissen.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

12

Adam M. Kaas - Architect | 31.07.2013 18:20 Uhr

Holzbau in Zürich

I am enthusiastic of wood. I would like to live in "woody " allen House, but I must be aware of my neighbours !
Look what is going on in many parts of Spain.
They are burning the forests.
Keep Schweiz and the rest safe of fire criminals !
Greetings to good people !

11

m h | 15.07.2013 00:50 Uhr

haha

, wie der kollhoff-eiferer sich mit den standard-reflex-vokabeln empoert. natuerlich ist die fassade nicht der traum von staedtischer massivitaet und tiefe. aber so ein haus vertraegt die stadt auf jeden fall. es gibt einige 'massive' (soweit das ueberhaupt noch moeglich ist) in der umgebung, die der stadt weit weniger geben.
die konstruktion und ihre oekologische bilanz ist ohnehin ueber jeden zweifel erhaben und zieht die schon ein wenig einfache fassade gar nicht unbedingt nach sich. ich glaube, dass sehr wenige menschen einen arbeitsplatz in diesem haus ablehnen weurden.

10

Oli | 12.07.2013 16:05 Uhr

ein paar Gedanken

Dass wir Dinge um uns herum auf der Basis unserer Gewohnheit betrachten, ist naturgegeben und gar nicht anders möglich, unabhängig, ob wir den Dingen positiv oder negativ gegenüberstehen.

Der Begriff der Reversibilität ist heute durchweg positiv besetzt und als Forderung geradezu ein Muss. Dies ist jedoch kein Automatismus, den man unreflektiert auf alle Bauten anwenden sollte. Wem nützt Reversibilität und was kostet diese (an Energie, an Geld, an Zeit etc.). Auch eine romanische Kirche ist, so festgemauert sie in der Erden auch sein mag, reversibel...

Der Gleichklang Holz = Nachhaltigkeit ist pauschal richtig und falsch. Was ist an Holz nachhaltiger als an Beton? Die Lebensdauer wohl kaum, der Unterhalt wohl kaum, die benötigte Menge wohl kaum, das Nachwachsende hingegen schon.

Ist die Forderung nach Minimalismus an der Fassade (Deckleistenbreite...) gerechtfertigt bei der Dimensionierung der Holzstützen im Innern?







9

@ Herr Beyer | 12.07.2013 15:45 Uhr

Wie schön

dass SIE wissen, worin DER MENSCH sich wohlfühlt.
Und nein: Architektinnen ignorieren ihre "clients" nicht. Da wären sie ja blöd.
Und noch immer bestimmt, wer bezahlt, die Musik.
Bauherren/-frauen sind keine unmündigen Dummköpfe. Die machen nichts, nur weil der Architekt/die Architektin das gern so hätte.

"Herrenplaner" gibt´s wohl nur in der Werbung und in Ihrem Kopf.

Gruezi!

8

Matthias Beyer | 12.07.2013 14:09 Uhr

Beton

''...aber ob das Ding aus Holz, Stahlbeton oder Stahl gebaut worden wäre, spielt doch wirklich nur eine untergeordnete Rolle, sähe das Tragsystem eben anders aus, die städtebauliche Wirkung wäre ohnehin immer die selbe''

Sigeru Ban hat seine Gründe aufgeführt, im Betonkasten fühlt sich der Nutzer nicht wohl. Man kann nurfroh sein das nicht die ganze Schweiz wie Zürich zugebunkert wird mit den 08/15 Lochfassaden.
''In Zürich ist man besseres gewohnt.''?
In Zürich ist man Bunkerbauten gewohnt, aber die Herren planer ignorieren gerne den Fakt das Menschen sich in den Rohbaubetonburgen nicht wohl fühlen! Architekten sind die einzigen die Ihren Client komplett ignorieren.

7

Alexandros | 12.07.2013 11:43 Uhr

leave Shigeru Ban alone

obs gefällt oder nicht.. es ist mal was anderes.. ein neuer weg..

seit ihr mal mit offenen augen durch eine stadt gegangen? 80% der gebaute sind hässlich.. städte sind an sich hässlich. :)

da ist ein gebäude das
- reversibilität besitzt
- nahaltig ist
- aus nachwachsenden rohstoffen besteht (Teilweise)
- gut klimatisiert und gelüftet ist
- etc. etc.
mal was nicht schlechtes...

6

rennie | 12.07.2013 09:15 Uhr

Massivität

Massivität ist nicht zwangsweise mit Stadt verbunden es gibt viele Beispiel in denen genau das Gegenteil der Fall ist (Tokio, Rio...)
weshalb du das als unpassend empfindest könnte mit Gewohnheit beschrieben werden

5

@Roman | 11.07.2013 21:37 Uhr

Massivität

Seit wann muss denn "Massivität" städtische Häuser ausmachen?

Schon mal in einer historischen Altstadt mit lauter Fachwerkhäusern gewesen?

Urbanität hängt doch nicht an der Bauweise oder am Material.

4

martin s | 11.07.2013 20:44 Uhr

Sorry...

...aber ob das Ding aus Holz, Stahlbeton oder Stahl gebaut worden wäre, spielt doch wirklich nur eine untergeordnete Rolle, sähe das Tragsystem eben anders aus, die städtebauliche Wirkung wäre ohnehin immer die selbe! PR-Fassade! Sehr innovativ....

Letzlich gehts wohl nur (wie zu 99% hier dargestellt) um Eigendarstellung, "bin ich cool, hab mal was GANZ ANDERES gemacht"!"

Und diese formale Wankelmütigkeit, mal eben schnell ein Runddach aus einem Spitzdach zu machen, spricht für das oben angesprochene Ego-Ziel.

3

Reinhard04 | 11.07.2013 18:03 Uhr

Grusig

Die Bilder sind schon sehr vorteilhaft dargestellt.. die Aufnahmen bei Nacht kaschieren die farblich abgesetzten und sehr aufdringlichen Deckleisten.
(siehe Bild 7). Und die auf den Aufnahmen suggerierte Tranparenz erfährt man nur nachts entsprechenden Belichtungszeiten.

Schade.. In Zürich ist man besseres gewohnt.

2

Didier | 11.07.2013 18:00 Uhr

Holzbau in der Stadt?

Ja, natürlich! Historisch waren Stadthäuser doch überwiegend in Holzbauweise ausgeführt. Als Fachwerkbauten. Nur Burgen und Kirchen waren aus Stein. Den konnte sich sonst auch keiner leisten....
Ich halte Shigeru Bans Bau für äußerst gelungen. Würde es gerne im Betrieb besuchen, um zu sehen, wie sich das Holz auf die Atmosphäre auswirkt.

D.

1

Roman | 11.07.2013 16:20 Uhr

Holz in der Stadt

Holzbau in einer europäischen Stadt? Wie kommt man bloß darauf? Aber wenn eine Curtain Wall Fassada auch als städtisch empfunden wird, muss man sich nicht wundern, dass auch Holz als passend empfunden wird. Wo bleibt die Massivität, welche die Häuser in der Stadt eigentlich ausmachen sollte??? ich bitte um Antwort.

Grüße

Roman Vesely
MSC ETH

 
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