Die norditalienische Industriemetropole Turin bietet mit ihrer kleinteilig gerasterten, auf ein römisches Kastell zurückgehenden Innenstadt nur wenig Spielraum für architektonische Entfaltung. Trotz unterschiedlicher Stile ist das Straßenbild erstaunlich homogen, was auch an der eher gedeckten Farbpalette von Braun- und Beigetönen liegen mag. In diesem Umfeld positionieren sich Iotti + Pavarani Architetti (Reggio Emilia) mit einem Bürogebäude, das vorsichtig die Möglichkeiten des urbanen Kontextes auslotet.
Dieses Spiel mit den Konventionen beginnt schon bei der Fassade selbst, die zwar die maximale Beschränkung der Glasfläche peinlich genau einhält, deren Anteil dank variierender Rhythmen aber sehr unterschiedlich verteilt. Hinzu kommen Akzente wie eine überhöhte Ecke oder abgeschrägte Rücksprünge rund um die Zugänge, sodass hier keine gerasterte Langeweile entstanden ist. Das Gebäude, das einen Vorläuferbau aus den Siebzigerjahren ersetzt, integriert eine historische Fassade und besetzt dadurch unauffällig mehr als die Hälfte des Blocks.
Betont offen gibt sich das Projekt, das auf einen Wettbewerb im Jahr 2013 zurückgeht, im Innenhof. Hier ist die Fassade weitestgehend aus Glas, wobei Sonnenblenden aus Aluminium für das richtige Licht im Inneren sorgen. Entsprechend der Ansprüche des Versicherungsunternehmens, dem der Neubau als Hauptquartier dient, wurden die rund 800 Arbeitsplätze vom spezialisierten Interior-Unternehmen Archilabs (Trezzano Rosa) geplant. Für die Gesamtumsetzung war das Turiner Ingenieurbüro Artecna verantwortlich.
Über 20.000 Quadratmeter umfasst das Projekt, der halböffentliche Hof misst immerhin 1.700 Quadratmeter. Der ist terrassiert, jedoch weitestgehend mineralisch gestaltet, weshalb es gut ist, dass das gläserne Foyer eine Verbindung zwischen Hof und der nahen Piazza Arbarello herstellt – die dürfte dann im Hochsommer auch weiterhin mit ihren alten Bäumen locken. (sb)
Fotos: Fernando Guerra | FG+SG
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