Städtebauliche Kontinuität ist selten geworden. Und wenn doch einmal ein Bauherr von Ensemble spricht, dann kommt einem höchstens ein historisierendes Projekt in den Sinn. Anders nun jedoch im Luxemburger Stadtteil Kirchberg, in dem sich zahlreiche Banken und EU-Institutionen niedergelassen haben. Dort hatten Paul Bretz Architects (Luxemburg) 2001 und 2002 in unmittelbarer Nähe zueinander bereits ein Blockheizkraftwerk und ein Parkhaus realisiert. Und als die für das Kirchberger Plateau zuständige Entwicklungsgesellschaft nun beschloss, sich selbst auf dem Eckgrundstück direkt daneben ein Bürogebäude zu errichten, wurde der Auftrag wiederum direkt an Bretz vergeben – mit dem Ziel, dort ein einheitliche städtebauliche Wirkung zu erreichen.
Dies geschieht durch Proportion und Fassade des neuen Baukörpers, der nicht nur die Höhe des Kraftwerks aufnimmt, sondern auch unmittelbar an dessen Gestaltung anknüpft. Keinesfalls aus der Mode wirkt das allerdings, war doch dank der großzügigen Verwendung von Sichtbeton schon bei den ersten beiden Gebäuden eine gewisse Zeitlosigkeit sichergestellt. Ähnlich monolithisch steht nun das dreigeschossige Gebäude an der eher stark befahrenen Straßenecke, die Fassaden geprägt von strengen Fensterbändern und aufgelockert nur durch den außenliegenden Sonnenschutz und die Installation „The City Clock“ der Künstlerin Trixi Weis. Lediglich an der Ecke haben die Architekten den Baukörper aufgebrochen, um in Form einer goldenen Kiste ein zweigeschossiges Restaurant einzuschieben, das sogar über eine geschützte Terrasse verfügt.
Das Innere des Gebäudes ist ebenfalls streng, aber atmosphärisch warm. Auch hier dominiert in fast fugenloser Ausführung glatter Sichtbeton, die Böden des Mittelbereichs der Büroetagen sind jedoch in Holz ausgeführt. In den Nischen, die durch die Schottenbauweise des Gebäudes entlang der Fassade entstehen, können unterschiedliche Bürotypen eingerichtet werden. Im Obergeschoss sorgen außerdem runde Oberlichter für eine gute Belichtung der großzügig mit Designklassikern ausgestatten Innenräume, in denen nun die Planer an der weiteren Entwicklung Kirchbergs arbeiten. Und so inspiriert, gelingt ihnen vielleicht noch das ein oder andere ähnlich wohlgestaltete Ensemble.
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Paul Bretz Architectes | 21.06.2013 11:34 UhrBürogebäude, Akustik
Wir haben die Schottenbauweise gerade deshalb gewählt (und auch den Bauherrn davon überzeugt) um den "open space" zu strukturieren. Wir wollen nicht einfach nur großen Büroflächen anbieten und es dann dem Bauherrn und den Mietern überlassen diese zu "möbelieren". Die Schottenstruktur schafft ruhige Nischen für bis zu vier Mitarbeiter, die mit Möbeln zu Mittelzone hin optisch abgetrennt werden können. Einzelne Schotten wie z.B. für Besprechungsräume sind mit Glaswänden geschlossen.
Die Raumakustik muss in einem Bürogebäude natürlich funktionieren, deshalb definieren wir Flächen wie z.B. die Brüstungsbereiche der Fenster oder Flächen von Möbeln die Schallschluckend sind. Außerdem liegt in den Nischen Teppichboden.
Die Arbeitsatmosphäre ist sehr angenehm!