Die Bauaufgabe „Bürocampus in Shanghai“ mag unterschiedliche Assoziationen auslösen – eine blühende Blumenwiese wird eher nicht darunter sein. Der Huaxin Tiandi Campus will dies ändern. Der südwestlich des Stadtzentrums liegende Bürokomplex wurde kürzlich nach einem Entwurf des Büros Ferrier Marchetti Studio (Shanghai) fertiggestellt.
Der Entwurf baut auf einem theoretischen Überbau der Architekt*innen auf, das vor einiger Zeit als Text-Bild-Essay erschienen ist. In diesem wird die Neuerfindung verlorengegangener Schwellen zur körperlichen Erfahrung von Raum ausgerufen. Als eine solche versteht sich nun auch der Übergang zwischen den verkehrsreichen Straßenräumen der Yishan und Tianlin Road und dem als öffentlich zugänglichen Landschaftsgarten konzipierten Freiraum des Bürokomplexes. Durchlässigkeit und Öffnung gegenüber seiner Nachbarschaft sind Leitmotive seiner Anlage als Gruppe von Solitären, sowie der dazwischen verlaufenden Promenade.
Über den Campus hinweg prägen einheitliche Gestaltungsprinzipien eine gemeinsame Identität, allen voran die gerasterten Fassaden der Obergeschosse mit ihren schmalen, raumhohen Fensteröffnungen, ihren abgerundeten vertikalen Gebäudekanten und hellen Fassadenverkleidungen. Leicht differenzierte Breiten der Glasfelder brechen das Grundraster auf und versetzen die Fassadenflächen in eine gewisse visuelle Grundschwingung. Variable Parameter erlauben die individuelle Ausprägung jedes Baukörpers. Das betrifft die Dimensionierung ihrer Grundform und Höhe, Akzentuierungen durch frei platzierte Loggien unterschiedlicher Größen und Tiefen, sowie die Farbigkeit ihrer Auskleidungen mit nach alten lokalen Traditionen gefertigter Keramik.
Zum Charakter des öffentlichen parkartigen Freiraums trägt wesentlich die zurückhaltende Gestaltung der Sockelzonen bei. Mit ihren beiläufig und scheinbar vom Baukörper lösgelöst positionierten, quaderförmigen Sockelvolumen treten die Zugänge der Bürogebäude in den Hintergund. Das Verhältnis zwischen den Büro-Innenräumen und dem Landschaftsgarten als Außenraum ist durch ihre Tür- und Fensteröffnungen klar definiert. Gleichzeitig bringen ihre dunklen, neutral gesättigten Wandpaneelen in Backsteinoptik Blumenwiesen kontrastreich in den Vordergund. (hn)
Fotos: Luc Boegly
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